Die US-Firma Peloton hat in der Corona-Krise einen gigantischen Boom erlebt. Schließungen von Fitnessstudios und Vor-Ort-Sportangeboten haben die Nachfrage nach den Heimfitnessgeräten und den zugehörigen Onlinekursen des Unternehmens explodieren lassen. Zwischenzeitlich kam das Unternehmen mit der Auslieferung gar nicht mehr hinterher, allein im Weihnachtsquartal setzte Peloton eine Milliarde Dollar um. Sogar US-Präsident Joe Biden brachte Anfang des Jahres ein Peloton-Gerät mit ins Weiße Haus.
Doch nun gerät der Pandemiegewinner gehörig ins Straucheln. Nach einer Serie von Unfällen ruft Peloton seine hochpreisigen Laufbänder mit Touchscreen in den USA zurück. Die Fitnessgeräte, die für 4300 Dollar (entspricht rund 3600 Euro) verkauft werden, stehen im dringenden Verdacht, ein ernsthaftes Sicherheitsrisiko für kleine Kinder darzustellen.
Peloton reagiert spät
Bereits im März war der Fall eines sechsjährigen Jungen bekannt geworden, der von dem Gerät tödlich verletzt worden war. Die US-Verbraucherschutzbehörde CPSC berichtete Mitte April dann von 39 Zwischenfällen, bei denen es zu Verletzungen gekommen war und sprach eine "dringende Warnung" aus.
Peloton wies die Warnung zunächst zurück – und reagierte nun mit Wochen Verspätung. "Peloton hat einen Fehler gemacht", sagte Konzernchef John Foley am Mittwoch. Von dem Produktrückruf sind rund 125.000 Geräte betroffen. Zudem wird auch ein zweites günstigeres Modell zurückgerufen, weil die Gefahr besteht, dass der Touchsreen abbrechen kann. In Deutschland werden die Laufbänder nicht verkauft, sondern lediglich die Fahrrad-Ergometer von Peloton.

Jetzt drohen Klagen
Worin das Sicherheitsrisiko für Kinder besteht, zeigt eindrücklich ein Video, das die CPSC im April veröffentlichte. Ein kleiner Junge wird darin mitsamt seines Spielballs unter das Laufband gezogen, das zuvor von der älteren Schwester eingeschaltet worden war. Nur weil sich das Gerät von selbst abschaltete, sodass sich das Kind wieder befreien kann, blieb in diesem Fall Schlimmeres aus. Insgesamt weiß die Verbraucherschutzbehörde von 72 Fällen, in denen Erwachsene, Kinder, Haustiere oder Gegenstände unter den hinteren Teil des Laufbands gezogen wurden.
Peloton muss nun nicht nur mit Einbußen in Folge des Produktrückrufs rechnen. Zusätzlich drohen Schadensersatzklagen von betroffenen Kunden sowie von Aktionären, die sich gegen erlittene Kursverluste wehren. Der Aktienkurs war kurz nach dem Produktrückruf um 15 Prozent eingebrochen.
Bereits im vergangenen Jahr hatte es einen Produktrückruf für Fahrrad-Ergometer von Peloton gegeben, nachdem Pedalen zu Bruch gegangen waren. Laut CPSC waren 27.000 Peloton-Bikes davon betroffen. Auch um die Sicherheit von Nutzerdaten hatte es bereits Kontroversen gegeben.