Die Vertreter der Wirtschaft hatten das von Verbraucherministerin Renate Künast ins Leben gerufene Bündnis von Politik und Wirtschaft aufgekündigt. Sie protestierten damit gegen die Veröffentlichung der Namen von vermeintlichen Preistreibern im Internet. Zu dem Treffen im Ministerium werden nun noch Vertreter der Verbraucherzentralen und Gewerkschaftsvertreter erwartet.
Bundeskanzler Gerhard Schröder und Unions-Kanzlerkandidat Edmund Stoiber haben ungerechtfertigte Preiserhöhungen nach der Euro-Umstellung beklagt. Beide sagten beim Interview-Duell in der »Bild«-Zeitung (Mittwoch), eine gesetzlich angeordnete doppelte Auszeichnungspflicht in Mark und Euro wäre möglicherweise effektiver gegen Preistreiber gewesen als die Selbstverpflichtung der Wirtschaft, die Euro-Umstellung zu Jahresbeginn nicht zu verdeckten Preiserhöhungen zu nutzen.
Schröder sagte, in einigen Dienstleistungsbereichen habe es Missbrauch nach der Euro-Umstellung gegeben. »Insofern hätten wir überlegen können, ob wir nach dem Beispiel anderer Länder hätten gesetzlich für ein Jahr eine doppelte Auszeichnungspflicht anordnen sollen.« Stoiber verwies auf Österreich, wo doppelt ausgezeichnet wurde. Dort waren nach seinen Worten »im Dienstleistungsbereich und im Gastronomiebereich solche Sprünge nicht festzustellen, wie sie in Deutschland zu verzeichnen waren«. Er hoffe, »dass wir diese Teuro-Diskussion wegbekommen«.
Das Internet-Forum zu Preissteigerungen bei der Euro-Bargeldeinführung war am Dienstag überraschend gestartet. Auf der Internetseite können Firmen- und Produktnamen veröffentlicht werden. Der Sprecher des Hauptverbands des Deutschen Einzelhandels (HDE), Hubertus Pellengahr, sprach angesichts des »Prangers« von einem Skandal. Künast versicherte dagegen: »Es wird niemand im Internet an den Pranger gestellt.« Der Handel habe die Möglichkeit, zu den Beschwerden der Verbraucher Stellung zu nehmen.