Problem-Sparte Siemens lässt Handys von der Leine

Siemens will sich nun endgültig einen Partner für die verlustreiche Handysparte suchen. Allerdings sollen schon alle großen Telefonhersteller eine Zusammenarbeit abgelehnt haben. Nun liegt die Hoffnung der Münchner auf einem US-Hersteller.

Tiefrote Zahlen im Handy-Geschäft haben dem neuen Siemens-Chef Klaus Kleinfeld den Start verhagelt. Der Konzern-Gewinn sackte im zweiten Quartal des Geschäftsjahrs 2005 um drei Prozent auf 781 Euro Millionen ab. Kleinfeld kündigte am Mittwoch in Lissabon an, die Mobilfunksparte auszugliedern und sie mit Partnern weiter zu betreiben. Ob die Handy-Verluste im Gesamtjahr den angepeilten Ergebniszuwachs aufzehren, sei schwer abschätzbar.

Von Softwarefehlern nicht mehr erholt

Das Handy-Geschäft leidet noch immer unter einem Software-Fehler bei der 65er-Reihe vom August 2004. Von den Kosten und Verkaufseinbrüchen habe sich die Sparte "nie wieder richtig erholt", sagte Finanzvorstand Heinz-Joachim Neubürger. Im zweiten Quartal verkaufte Siemens 9,3 Millionen Mobiltelefone, im Vorjahreszeitraum waren es noch 12,8 Millionen. Die Zahl der Bestellungen schrumpfte.

Für den Verlustbringer will Vorstandschef Kleinfeld, der seit Ende Januar an der Spitze des Unternehmens steht, schon in Kürze eine Lösung vorlegen. Die Schließung der Sparte mit rund 10.000 Mitarbeitern sei aber vom Tisch. Im Moment werde mit mehreren Partnern intensiv über eine Zusammenarbeit verhandelt. "Ich bin relativ happy mit dem Stand der Dinge", sagte Kleinfeld. Namen von möglichen Partnern wollte er nicht nennen. Medienberichten zufolge laufen Gespräche mit dem US-Konzern Motorola, der Nummer zwei auf dem weltweiten Mobilfunkmarkt.

Mehrheit am Handygeschäft abgeben

Siemens werde wahrscheinlich die Mehrheit am Handy-Geschäft abgeben, sagte Neubürger. Eine "Mitgift" an die Partner will Kleinfeld nicht zahlen. "Wir glauben nicht, dass die Braut geschmückt werden muss, sie ist so schon attraktiv." Der Vorstandschef sagte, die Marke Siemens sei "extrem wertvoll" und bleibe erhalten. "Wir wollen keine Werte vernichten."

Motorola ist allerdings nur einer von vielen großen Namen, mit dem Siemens in Verhandlungen steht. Offenbar hat das Unternehmen in den vergangenen Monaten schon mit nahezu allen großen Handyproduzenten Kooperationsgespräche geführt. Doch trotz des starken Markennamens soll sich bislang niemand bereiterklärt haben, mit den Münchnern zusammenzuarbeiten oder dafür Geld auszugeben. "Das Geschäft ist derzeit nicht verkäuflich", sagte jetzt ein Londoner Analyst zur "Financial Times Deutschland".

Mit Material von AP

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