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Social Chain AG Krise im Löwen-Imperium: Georg Kofler und Ralf Dümmel werfen Leute raus und wechseln die Chefrollen

Löwen-Fusion: Die Investoren Georg Kofler (links) und Ralf Dümmel machen fortan gemeinsame Sache, das Sofa soll aber schnell wieder aus der Show verschwinden
Die gemeinsamen Geschäfte von Georg Kofler und Ralf Dümmel kriseln
© Frank W. Hempel / RTL
Vor einem Jahr fusionierten die TV-Löwen Georg Kofler und Ralf Dümmel ihre Unternehmen. Doch der Konzern kriselt und schreibt Millionenverluste. Nun müssen Mitarbeiter gehen, Dümmel verliert seinen Vorstandsposten und Kofler rückt als Feuerwehrmann auf den Chefsessel.

Die Unternehmer Ralf Dümmel und Georg Kofler kennt man als Dealmaker aus der "Höhle der Löwen". Ihren größten Deal vereinbarten die beiden TV-Investoren vor einem Jahr untereinander: Im Oktober 2021 übernahm Koflers Social Chain AG Dümmels DS-Gruppe. Der Deal sei "ein Brückenschlag in die Zukunft", sagte Dümmel damals. "Wir werden zeigen, wie ein perfektes Zusammenspiel zwischen Handel und Social Commerce gelingt."

Doch die großen Hoffnungen haben sich nicht erfüllt. Der Aktienkurs der Social Chain ist binnen eines Jahres um 90 Prozent abgestürzt. Das fusionierte Unternehmen verliert Umsätze und schreibt Millionenverluste. Da helfen auch all die publikumswirksamen Start-up-Deals aus der "Höhle der Löwen" nichts.

Nun schaltet das Löwenimperium in den Krisenmodus: Die Social Chain hat am Mittwoch eine Reihe von Änderungen im Unternehmen bekannt gegeben. Dazu gehören massive Sparmaßnahmen und neue Rollen für die Chefriege. 

Georg Kofler wird selbst CEO

Die prominenteste Personalie: Kofler selbst übernimmt zum 1. Januar 2023 den Chefposten des Vorstandsvorsitzenden der Social Chain AG. Der Hauptanteileigner des Konzerns fungierte bisher lediglich als Aufsichtsratschef ohne direkte operative Rolle. Nun springt er als Feuerwehrmann selbst an die Spitze seines Konzerns. Der bisherige CEO Wanja Oberhof wird sich künftig um das USA-Geschäft und Firmenzukäufe kümmern.

Auch für Koflers Löwen-Kompagnon Dümmel gibt es eine neue Rolle: Er gibt seinen Posten als Vorstand für Produkt, Vertrieb und Einkauf der Social Chain ab und konzentriert sich wieder auf die Aktivitäten seiner DS-Gruppe, die er in den Konzern eingebracht hat. Dort wird er alleiniger Geschäftsführer sein. "Meine Stärken liegen im direkten operativen Geschäft: Ärmel aufkrempeln, Produkte finden, Innovationen vorantreiben, Vertrieb über sämtliche Kanäle organisieren – das ist mein Leben", sagt Dümmel in einer Mitteilung des Konzerns. "Die Neuaufstellung im Vorstand und der Organisation schaffen mir dazu den notwendigen Freiraum.” 

Arbeitsplätze fallen weg

Neben den Verschiebungen auf den Chefposten setzt der Konzern auf ein Sparprogramm. 30 Prozent der Kosten will die Social Chain insgesamt einsparen. Die sollen durch "wesentliche Einsparungen bei Personal- und Strukturkosten", durch Synergien und eine effizientere Organisation erreicht werden, teilt das Unternehmen mit. Allein bei der DS-Gruppe sollen knapp 30 von 500 Stellen wegfallen, bestätigte eine Sprecherin dem stern. Dies betreffe sowohl Arbeitsplätze in der Zentrale in Stapelfeld bei Hamburg als auch an anderen DS-Standorten. Darüberhinaus werde es weiteren Stellenabbau in der Social Chain geben.

Finanziellen Spielraum soll auch eine neue Kreditlinie über 125 Millionen Euro bringen, zudem stärkt Kofler das wirtschaftliche Eigenkapital um 36 Millionen. "Wir wissen alle um das schwierige Marktumfeld", sagt Kofler. "Ich habe in meinem beruflichen Leben des Öfteren erfahren und bewiesen, dass gerade unter dem Druck von Krisen neue unternehmerische Chancen erwachsen."

Koflers Social Chain, die auf E-Commerce und Social-Media-Marketing spezialisiert ist, hatte Dümmels Konsumgüterfirma im Oktober 2021 für 220 Millionen Euro übernommen, wobei ein Großteil des Kaufpreises in den mittlerweile abgestürzten Aktien gezahlt wurde. Zusammen kamen die beiden Unternehmen auf mehr als 600 Millionen Euro Umsatz, bis 2023 sollte es mehr als eine Milliarde werden. Dass daraus nichts wird, wurde im August klar, als die Umsatzprognose für 2022 auf 415 Millionen Euro gesenkt wurde. Allein im ersten Halbjahr 2022 fielen operative Verluste von rund 25 Millionen Euro an. Um die Zahlen aufzubessern, wurden kleinere Tochterfirmen abgestoßen.

Seinen Konzern wieder auf Kurs zu bringen, wird für Kofler als CEO nun eine herausfordernde Aufgabe. Ob er noch die Zeit findet, auf dem Investorenstuhl in der "Höhle der Löwen" Platz zu nehmen, ist zumindest fraglich. Bei Publikumsliebling Ralf Dümmel stehen die Chancen, dass er der Show erhalten bleibt, jedenfalls besser.

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