Rettungsschirm Riesen-Stütze beflügelt Euro nur kurz

Die Erholung des Euro war nur von kurzer Dauer: Der Devisenmarkt reagierte zunächst euphorisch auf den Euro-Schutzschirm, doch Stunden später schmolzen die Gewinne wieder dahin. Dafür bauten die Aktienmärkte ihr Plus aus - auch die US-Börsen setzten zum Höhenflug an.

Der Euro hat am Montag nur zeitweise von dem beispiellosen Rettungsschirm für finanzschwache Euro-Länder profitiert. Die Gemeinschaftswährung legte zum Mittag zunächst um rund drei Cent auf knapp 1,31 Dollar zu. Bis zum späten Nachmittag gab der Euro die Gewinne aber fast vollständig wieder ab und kostete 1,2830 Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs zuvor auf 1,2969 Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,7711 (0,7846) Euro. Gut blieb die Stimmung dagegen am Aktienmarkt: Der Dax in Frankfurt legte mehr als fünf Prozent zu und kletterte wieder über die 6000-Punkte-Marke. Er schloss auf seinem Tageshöchststand.

Auch die US-Börsen gingen aufgrund des Euro-Nothilfepakets auf Höhenflug und feierten die größten Tagesgewinne seit über einem Jahr. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte ging mit einem Plus von 3,9 Prozent bei 10.785 Punkten aus dem Handel. Noch am Donnerstag hatte der US-Leitindex mit einem zeitweisen Verlust von rund neun Prozent oder 1000 Punkten den tiefsten Sturz in seiner Historie hinnehmen müssen.

Der Handel bleibt nervös

Die EU-Staaten hatten sich in der Nacht zum Montag darauf geeinigt, angeschlagene Euro-Staaten mit bis zu einer halben Billion Euro zu stützen. Weitere 250 Milliarden Euro sollen vom Internationalen Währungsfonds (IWF) kommen. "Der vereinbarte Rettungsschirm ist natürlich eine ganz große Nummer", begründete Marc Burgheim, Leiter des Devisenhandels bei der BayernLB, den kräftigen Kurssprung des Euro. "Trotzdem bleibt der Handel sehr nervös, auch weil die Marktliquidität vergleichsweise gering ist."

"Grundsätzlich kann ich die Dramatik, die zuletzt in der Abwärtsbewegung des Euro gesehen wurde, nicht ganz nachvollziehen", gab Burgheim zu bedenken. So notiere der Euro derzeit auf dem Niveau von vor einem Jahr. "Fundamental ist der Euro immer noch leicht überbewertet." Gleichwohl sieht Burgheim nun eine gute Chance, dass der Euro künftig nicht mehr so stark durch die europäische Schuldenkrise belastet wird. "Der Stimmungsumschwung kann ganz schnell kommen." Beispielsweise könnten die Märkte zusehends auf die ebenfalls sehr hohe Staatsverschuldung Großbritanniens und der USA abstellen, was den Euro zusätzlich entlasten würde.

Geldmenge soll nicht erhöht werden

Die Europäische Zentralbank (EZB) will die Geldmenge trotz der Stabilisierungsmaßnahmen für den Euro nach den Worten von Bundeskanzlerin Angela Merkel indes nicht erhöhen. "Es wird nicht zusätzlich Geldmenge in den Kauf von Staatsanleihen gegeben, sondern es wird die Geldmenge bei der heute existierenden Begrenzung gehalten", sagte Merkel am Montag in Berlin. So solle die Stabilität der Währung unterstützt und die Inflation gering gehalten werden. Die 16 Notenbanken der Euro-Zone kaufen wegen der Währungskrise erstmals Staatsanleihen von Euro-Ländern.

Weltweit ist das Notpaket der Europäischen Union mit großer Erleichterung aufgenommen worden. Merkel nannte den Rettungsschirm "einmalig", der daran beteiligte IWF lobte das Paket als "großen Schritt nach vorne".

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