Richtungsstreit in der Eurokrise Bundesbankchef wollte wegen EZB-Kurs hinschmeißen

In der EZB tobt ein Richtungsstreit über Lösungen in der Eurokrise. Einen Medienbericht zufolge soll Bundesbankchef Jens Weidmann wegen dieses Konfliktes sogar seinen Rücktritt erwogen haben.

Im Streit um den Kurs der Europäischen Zentralbank (EZB) in der Eurokrise hat Bundesbank-Präsident Jens Weidmann angeblich mehrfach einen Rücktritt erwogen. Die "Bild" berichtet, Deutschlands oberster Währungshüter habe einen solchen Schritt mit der Bundesbank-Spitze erörtert, sich aber letztlich auch auf Drängen der Bundesregierung dagegen entschieden.

In hochrangigen Bundesbankkreisen wurde die Meldung dementiert: "Derlei Gespräche fanden nicht statt. Weidmann ist auch kein Typ für einen Rücktritt", hieß es. Eine Sprecherin der Bundesbank in Frankfurt wollte den Bericht der "Bild"-Zeitung nicht kommentieren.

Weidmann hatte in einem im aktuellen "Spiegel" veröffentlichten Interview auf die Frage nach einem möglichen Rücktritt geantwortet: "Ich kann meiner Aufgabe am besten gerecht werden, wenn ich im Amt bleibe. Ich will dafür arbeiten, dass der Euro genauso hart bleibt, wie die Mark es war."

Weidmann ist gegen Aufkauf von Staatsanleihen

Der Bundesbank-Präsident wehrt sich vehement dagegen, dass die EZB im Kampf gegen die Schuldenkrise weitere Staatsanleihen von Krisenstaaten wie Spanien und Italien kauft. Nach seiner Überzeugung verstößt die Notenbank damit gegen das Verbot der Staatsfinanzierung mit Hilfe der Notenpresse. Als einziger hatte er Anfang August im EZB-Rat gegen ein geplantes Hilfsprogramm der Notenbank gestimmt, wie EZB-Chef Mario Draghi im Anschluss an die Sitzung mitgeteilt hatte. Mit dieser Haltung steht Weidmann im obersten Entscheidungsgremium der EZB, dem Rat, im Grunde alleine da.

Weidmanns Vorgänger Axel Weber und EZB-Chefvolkswirt Jürgen Stark hatten ihre Ämter im Streit um den geldpolitischen Kurs der EZB niedergelegt. Auch Weidmann, zuvor Wirtschaftsberater von Kanzlerin Angela Merkel (CDU), setzt sich seit seinem Amtsantritt im Mai 2011 für eine klare Trennung von Geld- und Fiskalpolitik ein. Die EZB hat vor allem den Auftrag, die Inflation im Zaum zu halten und so für stabile Preise in den inzwischen 17 Staaten mit der Gemeinschaftswährung Euro zu sorgen.

EZB-Präsident Draghi betonte dagegen in einem Gastbeitrag für die Wochenzeitung "Die Zeit", Angst und Irrationalität an den Kapitalmärkten mit entsprechenden Folgen erforderten außergewöhnliche Maßnahmen. Die EZB bereitet ein neues Aufkaufprogramm für Staatsanleihen vor. So sollen die Zinslasten für Krisenstaaten gedrückt werden. Details des Programms werden bei der nächsten EZB-Sitzung am kommenden Donnerstag erwartet.

DPA
mlr/DPA/AFP