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Satte Gewinne und steigende Boni Deutsche Bank beglückt Mitarbeiter und Aktionäre

Als wäre nichts gewesen: Die Deutsche Bank verdient fünf Milliarden Euro - und die Mitarbeiter profitieren davon mit satten Boni. Der gemeine Deutsch-Banker kassiert ein Mehrfaches des Bevölkerungsschnitts. Vorstandschef Josef Ackermann hat dennoch hehre Vorstellungen von seinem Gewerbe.

Die Deutsche Bank zahlt ihren Investmentbankern dank des boomenden Geschäfts wieder mehr Boni. Der gesamte Personalaufwand stieg 2009 um 18 Prozent auf 11,6 Milliarden Euro, wie die Bank am Donnerstag mitteilte. "Die variable Vergütung stieg infolge des verbesserten operativen Ergebnisses", hieß es in dem Bericht zum vergangenen Geschäftsjahr. Gedämpft worden sei der Anstieg aber durch die stärkere Streckung der Bonuszahlungen auf mehrere Jahre, wie sie von der Finanzaufsicht Bafin und den Politikern als Konsequenz aus der Finanzkrise gefordert worden war.

Dass die zum Teil durch den Staat geretteten Banken weltweit ihren Mitarbeitern im Investmentbanking wieder satte Boni zahlen, stößt auf öffentlichen Protest und auf auch auf Widerstand in der Politik. So will Großbritannien eine Steuer von 50 Prozent auf Bonuszahlungen für die Londoner Banker erheben, um die Investmentbanken an den Kosten für die staatlichen Rettungsaktionen zu beteiligen. Schätzungen zufolge soll die Steuer dem Staat zwei Milliarden Pfund einbringen. Die Deutsche Bank, die in der britischen Hauptstadt stark vertreten ist, stellt dafür allein für das vierte Quartal 225 Millionen Euro zurück. Vorstandschef Josef Ackermann hatte angekündigt, die Last auf alle Mitarbeiter der Bank umzulegen, um die britischen Investmentbanker nicht zu benachteiligen.

Im Schnitt verdiente jeder der 77.053 Beschäftigten der Deutschen Bank im vergangenen Jahr knapp 147.000 Euro - vom Investmentbanker bis zum Kundenberater. Ein satter Anstieg, denn im Verlustjahr 2008 waren es noch 119.000 Euro. Bei der US-Investmentbank Goldman Sachs lag das Durchschnittsgehalt 2009 allerdings bei rund 500.000 Dollar, obwohl die Bank die Boni zum Jahresende gekürzt hatte.

Fünf Milliarden Euro Reingewinn

Die Deutsche Bank wird ihr System künftig umstellen und reagiert damit auf die Kritik an den hohen Boni. "Wir reduzieren den variablen Gehaltsbestandteil zugunsten des fixen Teils", sagte Ackermann am Donnerstag in Frankfurt. Je nach Mitarbeiter beziehe sich die Erhöhung auf 5 bis 30 Prozent des bisherigen Festgehalts. Insgesamt werde die Vergütung aber nicht angehoben. Außerdem müssen die Banker bluten, wenn es schlecht läuft;: "Neben Boni in guten Zeiten wird es in schlechten Zeiten auch Mali geben."

Von schlechten Zeiten war 2009 aber keine Spur. Trotz eines leichten Rückgangs im vierten Quartal nahm der deutsche Branchenprimus im Investmentbanking vor Steuern 4,3 Milliarden Euro ein. Allein durch den Handel mit Wertpapieren und Währungen erwirtschaftete die Bank mehr als sieben Milliarden Euro. Das war zwar etwas weniger als erwartet - vor allem im vierten Quartal war das Handelsvolumen zurückgegangen. Für 2008 hatte im Handelsbuch aber noch ein Verlust von knapp zehn Milliarden Euro gestanden.

2009 verdiente Deutschlands größtes Geldhaus insgesamt netto fünf Milliarden Euro. Die Aktionäre sollen daran mit einer Dividende von 75 Cent je Aktie teilhaben. 2008 lag der Betrag noch bei 50 Cent. Im letzten Vierteljahr 2009 fiel ein Überschuss von 1,3 Milliarden Euro an, nach einem Verlust von 4,8 Milliarden Euro ein Jahr zuvor. Dieses Ergebnis liegt über den Erwartungen der Börse: Analysten hatten im Schnitt nur einen Nettogewinn von 770 Millionen Euro vorausgesagt.

Ackermanns Erkenntnis

Trotz des starken Jahres warnte Ackermann vor verfrühtem Optimismus. "Wir sollten uns am Beginn dieses Jahres nicht in falscher Sicherheit wiegen", sagte der Schweizer. Die Wirtschaftserholung sei noch fragil und keineswegs selbsttragend. Es gebe zudem noch eine Reihe von Risiken.

Ackermanns Vorsicht führte an der Börse zu Kursabschlägen: Nachdem die Aktie der Deutschen Bank mit Gewinn gestartet war, schwenkte sie im Lauf der Bilanzpressekonferenz ins Minus. Vielleicht war es auch eine Erkenntnis des Bankchefs, die den Börsianern nicht schmeckte. Der ließ sich in Frankfurt auch über gesellschaftliche Verantwortung aus. "Wir wissen, Banken können in einer Parallelwelt nicht gedeihen, sie brauchen die Zustimmung der Menschen und das heißt: Sie müssen in ihrem Tun nicht nur der sogenannten realen Wirtschaft dienen, wie es oft heißt, nein, mehr noch: Sie müssen den Menschen dienen."

DPA/Reuters/ben DPA Reuters

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