Spekulationen auf eine schärfere Bankenregulierung nach den Betrugsvorwürfen gegen Goldman Sachs haben Finanzaktien am Montag belastet. Vor allem Papiere europäischer Kreditinstitute mit Schwerpunkt Investmentbanking wie Deutsche Bank und UBS gerieten unter Druck.
Die US-Börsenaufsicht SEC wirft Goldman Betrug bei der Vermarktung verbriefter Hypothekenkredite vor und hat daher eine Zivilklage gegen die Bank angestrengt. "Der Fall birgt aus Sicht von Finanzwerten mehrere Risiken: Es könnte massive Entschädigungszahlungen geben, das Renommee von Investmentbanken könnte bei weiterer Feststellung ähnlicher Praktiken leiden, was das Geschäft schwieriger machen würde, und es könnte zu einer schärferen Regulierung kommen", fasste Analyst Konrad Becker von Merck Finck zusammen. US-Präsident Barack Obama hatte als Folge der Finanzkrise gefordert, die Größe von Banken zu beschränken, und will den Eigenhandel für Geschäftsbanken verbieten. "Die Gegner einer schärferen Regulierung könnten es nun schwerer haben, nachdem die Vorzeigeinvestmentbank Goldman Sachs öffentlich am Pranger steht", bemerkte Becker.
Da sich strengere Vorschriften auch negativ auf die Gewinnmargen der Geldhäuser auswirken könnte, trennten sich Investoren mehrheitlich von ihren Anteilsscheinen. Der europäische Bankenindex verlor 1,8 Prozent. UBS-Aktien waren mit einem Minus von 3,3 Prozent größter Verlierer im Stoxx50-Index. In Paris verloren Societe Generale 2,5 Prozent, in London fielen HSBC rund zwei Prozent.
Auch die Titel von Deutsche Bank setzten ihre Talfahrt fort und verloren bis 4,7 Prozent auf 53,37 Euro. Bereits am Freitag waren die Aktien 7,3 Prozent abgerutscht. "Obwohl wir nicht glauben, dass die Deutsche Bank ähnlich gehandelt hat, ist die Bank dennoch ein Akteur im US-Kreditverbriefungsmarkt gewesen", kommentierte Equinet-Analyst Philipp Hässler. Der Absturz der Deutsche-Bank-Aktien war am Freitag heftiger ausgefallen als bei anderen europäischen Banken. "Das signalisiert, dass die Märkte erwarten, dass Deutsche Bank stärker von dem Fall betroffen sein könnte als die europäische Konkurrenz", erläuterte Merck Finck. Noch könne mangels weiterer Informationen nicht entschieden werden, ob diese Erwartung gerechtfertigt sei oder nicht.
Einige Analysten bezeichneten die Kursverluste von Deutschlands Branchenprimus als übertrieben. "Wir glauben nicht, dass die Deutsche Bank in ähnlich konstruierte Geschäfte verwickelt war", betonte LBBW-Analyst Olaf Kayser. "Aus unserer Sicht ist der heftige Kursverlust der Aktie übertrieben und bietet eine gute Kaufgelegenheit."
Von dem Goldman-Fall profitieren könnten hingegen die geschädigten Kunden durch mögliche Regresszahlungen. Dazu zählen unter anderem die IKB und die ehemalige ABN Amro, die unter das Dach der Royal Bank of Scotland geschlüpft war. Entsprechend lagen die RBS-Aktien gegen den Trend 2,9 Prozent im Plus. Auf dem Frankfurter Parkett notierten die IKB-Papiere 0,6 Prozent höher bei 0,704 Euro.