Der Siemens-Aufsichtsrat und Ex-Konzernchef Heinrich von Pierer stehen Insidern zufolge vor einer Einigung im Streit um dessen Schadenersatzzahlung für die Korruptionsaffäre. Nach Informationen der Nachrichtenagentur Reuters hat Pierer eingewilligt, mehr als vier Millionen Euro auf den Tisch zu legen. Der Aufsichtsrat sei im Gegenzug von seiner ursprünglichen Forderung von sechs Millionen Euro abgerückt, berichten zwei mit den Vorgängen vertraute Personen.
Pierer müsste damit allerdings mehr bezahlen als seine früheren sechs Vorstandskollegen, von denen Siemens auch Geld verlangt. Von denen seien im Grunde alle zu einer freiwilligen Schadenersatzzahlung bereit, hieß es aus Unternehmenskreisen. Allerdings dürfte der Siemens-Aufsichtsrat vorerst von einer angedrohten Schadenersatzklage gegen Heinz-Joachim Neubürger, Thomas Ganswindt und Uriel Sharef absehen, solange die strafrechtlichen Ermittlungen gegen die Ex-Vorstände noch nicht abgeschlossen sind. Drei frühere Manager haben sich bereits auf einen Vergleich mit Siemens geeinigt und jeweils eine halbe Million Euro bezahlt.
Ein weiterer Schritt für Siemens
Pierers Anwalt wollte sich zu den Angaben nicht äußern, "solange das Ding nicht vom Eis ist" und verwies auf die Aufsichtsratsitzung am Mittwoch. Siemens lehnte eine Stellungnahme ab.
Sollte die Einigung zustande kommen, hat Siemens einen weiteren Schritt zur Bewältigung des größten Schmiergeldskandals der bundesdeutschen Wirtschaftsgeschichte gemacht. Bei dem Konzern flossen zwischen 2000 und 2006 rund 1,3 Milliarden Euro in dunkle Kanäle. Das Geld soll in den Taschen von Regierungsmitarbeitern verschiedener Länder gelandet sein, die den Konzern dafür bei der Vergabe von Aufträgen für U-Bahnen und Mobilfunksystemen bevorzugten. Für Aufarbeitung, Strafen und Steuernachzahlungen gab das Unternehmen gut 2,5 Milliarden Euro aus. Finanziell und strafrechtlich ist die Affäre für Siemens damit weitgehend abgehakt.