Sinkende Wettbewerbsfähigkeit Weltbank-Studie: Europäer arbeiten nicht genug

Die Menschen in den USA arbeiten laut einer Studie wesentlich mehr als Niederländer, Franzosen, Deutsche und Schweden. Das belaste die Wirtschaft dieser Staaten erheblich.

Eines der größten Probleme Europas ist einer Studie der Weltbank zufolge die geringe Lebensarbeitszeit und die daher sinkende Produktivität. "Die Europäer arbeiten weniger Stunden pro Woche, weniger Wochen pro Jahr und weniger Jahre ihres Lebens als Arbeitnehmer in anderen Regionen der Welt", heißt es in der veröffentlichten Untersuchung der in Washington ansässigen Organisation.

Die Menschen in den USA etwa arbeiteten verglichen mit Niederländern, Franzosen, Deutschen und Schweden etwa einen Monat mehr pro Jahr, schrieben die Autoren der Studie. Bei Griechen, Spaniern, Ungarn und Polen sei der Abstand sogar noch größer. "Dies bringt die Staatsfinanzen, die ohnehin schon unter den Kosten der hohen Schuldenlast leiden, unter enormen Druck", heißt es in der Studie mit dem Titel "Goldenes Wachstum: Wie das europäische Wirtschaftsmodell seinen Glanz zurückbekommt".

Die Geschwindigkeit, in der die Arbeitszeiten in Frankreich, Italien und Spanien seit 1995 reduziert worden seien, sei angesichts der "bescheidenen" Produktivitätsfortschritte in den vergangenen beiden Jahrzehnten "besorgniserregend". Laut Studie verschiebt sich der Eintritt ins Berufsleben in Europa immer weiter nach hinten, die Rente beginne immer früher. Wer in Europa einen Arbeitsplatz habe, genieße heute eine nie gekannte Sicherheit. Die Leistungen für die, die keine Arbeit haben, seien relativ großzügig.

Deutschland als positives Beispiel

"Um auf den Weltmärkten wettbewerbsfähig zu bleiben, wird Europa produktiver und innovativer werden müssen", urteilte einer der Hauptautoren, Martin Raiser. Es gebe aber auch Länder, die Schritte in die richtige Richtung unternähmen. Dabei lobte er neben Finnland, Schweden und der Slowakei auch Deutschland als positives Beispiel. "Es gibt Länder in Europa, die gezeigt haben, wie diese Probleme zu lösen sind", sagte Raiser.

Der Weltbank-Studie zufolge müsste ein großer Teil der europäischen Länder die Arbeitszeiten erhöhen und es den jungen Menschen erleichtern, einen Arbeitsplatz zu finden. Zudem müssten die europäischen Regierungen die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter "produktiver" einsetzen und angesichts der Alterung der Gesellschaft mehr Zuwanderer aus dem Ausland anwerben. Auch gelte es, die Immigranten besser ausbilden: Zur Zeit sei rund die Hälfte der Zuwanderer nicht ausreichend qualifiziert.

AFP
jar/AFP