Staatshilfen Josef Ackermann bleibt stur

Es bleibt dabei: Die Deutsche Bank wird auf absehbare Zeit keine Hilfe aus dem 500-Milliarden-Euro-Rettungspaket der Bundesregierung annehmen. "Wir werden aus heutiger Sicht nicht mitmachen, weil wir ja stark sind", bekräftigte Vorstandschef Josef Ackermann.

Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann lehnt jegliche finanzielle Unterstützung der Bundesregierung für das größte deutsche Geldinstitut ab. Die Deutsche Bank benötige den Rettungsschirm des Staates nicht, betonte der 60-jährige Schweizer am Sonntag in der ZDF-Sendung "Berlin direkt". Banken, die ohne Eigenkapital oder Garantien vom Staat auskämen, "die sollten es auch allein versuchen". Bisher hatte die Deutsche Bank für sich nur direkte Kapitalhilfen des Bundes ausdrücklich ausgeschlossen.

Zuvor hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) erneut an die Banken appelliert, Hilfen aus dem Rettungsfonds anzunehmen. Der Deutsche Bank-Chef war von der Regierung scharf kritisiert worden, weil er den staatlichen Rettungsfonds, an dem sein Haus selbst mitwirkte, vehement für sein Haus ablehnt.

Ackermann verteidigte sich in dem Interview: "Ich verstehe die Diskussion überhaupt nicht. Ich bin dankbar, dass wir das Geld für die einsetzen können, die es nötig haben. Und die anderen, die es mit allen Mitteln versuchen, es eigenständig zu machen, die sollten doch nicht kritisiert werden." Deutschland sollte stolz darauf sein, eine Bank zu haben, die in schwieriger Zeit Gewinn erziele. Die Deutsche Bank benötige den staatlichen Rettungsschirm nicht.

Ackermann räumte allerdings ein, dass britische Banken und Institute in den USA durch eine staatliche Zwangs-Kapitalzufuhr im weltweiten Standortwettbewerb Vorteile gewonnen hätten. Der Deutsche-Bank-Chef forderte deshalb eine Zusammenarbeit zwischen Staat, Bundesbank und Banken, um den Finanzplatz Deutschland zu stärken. Banken, die schwächer dastünden als die Deutsche Bank, sollten nicht zögern, Hilfen in Anspruch zu nehmen, sagte er.

Das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" berichtete, deutsche Banken sollten wie in Großbritannien indirekt gezwungen werden, auf den Rettungsfonds zurückzugreifen, wenn viele von ihnen das weiterhin nicht täten. In Großbritannien müssen Geldhäuser eine Kernkapitalquote von neun Prozent vorweisen. Erreichen sie diese nicht, müssen sie eine Beteiligung des Staates hinnehmen. Die Deutsche Bank kommt auf mehr als zehn Prozent. Andere Institute wie die Commerzbank liegen deutlich darunter.

Ein Sprecher des Bundesfinanzministeriums erklärte, es gebe derzeit keinen Anlass, von der Freiwilligkeit abzuweichen: "Wir gehen davon aus, dass schon in nächster Zukunft mehrere Kreditinstitute den Rettungsschirm nutzen werden." Finanzkreisen zufolge hat die Commerzbank Interesse, sich auf diese Weise frisches Kapital zu besorgen. Mehrere Geschäftsbanken diskutieren, die Hilfen gemeinsam zu nutzen. Dabei geht es aber um den Rückgriff auf Bürgschaften für Geschäfte untereinander.

Ackermann wies Kritik an der selbstbewussten Haltung der Deutschen Bank in dem Interview zurück. Deutschland solle stolz auf eine Bank sein, die in der Finanzkrise Gewinne schreibe: "Die stärker sind, sollten das in der Welt durchaus darstellen können." Die Deutsche Bank war im dritten Quartal knapp in den schwarzen Zahlen geblieben, weil sie neue, gelockerte Bilanzierungsregeln nutzte.

"Ein bisschen Gelassenheit"

Der Deutsche-Bank-Chef selbst hatte heftige Reaktionen aus der Politik hervorgerufen, als er vor Führungskräften der Bank erklärt hatte: "Es wäre eine Schande, wenn wir eingestehen müssten, dass wir Geld vom Steuerzahler benötigen." Ein Regierungssprecher sprach von "außerordentlich bedenklichen" Äußerungen. Ackermann sprach von einem "Missverständnis" und fügte hinzu: "Ein bisschen Gelassenheit wäre ganz gut."

Bisher haben nur die tief in die Finanzkrise verstrickte BayernLB und die knapp der Insolvenz entkommene Hypo Real Estate angekündigt, Staatshilfe in Anspruch zu nehmen. Bei den Landesbanken WestLB und HSH Nordbank beraten am Montag die Aufsichtsräte. Die Landesbank für Hamburg und Schleswig Holstein braucht einem Bericht des "Focus" zufolge zwei Milliarden Euro frisches Kapital, weil sie 2008 mit einem Verlust von 700 Millionen Euro rechne.

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Reuters/DPA