Höhere Preise für mehr Tierwohl: Laut der "Neuen Osnabrücker Zeitung" empfehlen Regierungsberater der Großen Koalition eine Zusatzsteuer für tierische Produkte wie Fleisch und Wurst, Käse, Milch und Eier. Die Mehreinnahmen sollen bei den Landwirten landen, um die Lebensumstände der Tiere zu verbessern.
Demnach planen die Berater einen Aufschlag von 40 Cent pro Kilogramm Fleisch, zwei Cent pro Kilogramm Milch und Eier und ein Plus von 15 Cent bei Käse, Butter und Milchpulver.
Die Einnahmen sollen rund 80 bis 90 Prozent der finanziellen Belastungen der Bauern abdecken, wenn sie Ställe umbauen und die Haltung der Tiere verbessern. Der wissenschaftliche Beirat für Agrarpolitik bezifferte 2015 in einem Gutachten die Kosten für einen tieschutzgerechten Umbau der Ställe und Haltungsbedingungen auf eine jährliche Summe von drei bis fünf Milliarden Euro.
Derzeit leben die meisten Nutztiere in Deutschland in geschlossenen Ställen. Auch der Platz pro Tier ist minimal kalkuliert: Ein Schwein in der konventionellen Mast hat rund 0,75 Quadratmeter zur Verfügung, ein Huhn in Bodenhaltung muss mit 0,11 Quadratmeter auskommen. Auslauf haben die Tiere nicht.
Bauern sind nicht überzeugt

Laut dem Zeitungsbericht wolle das Kompetenznetzwerk aus Vertretern der Agrarbranche, Forschern und NGO über den Vorschlag beraten und eine Empfehlung an die Bundesregierung abgeben. Landwirte sehen den Plan skeptisch. Sie glauben nicht an den Zeitplan und die Kostenkalkulation. "Nach dem jetzigen Stand liegt die Kernfrage nicht bei Abgaben oder Steuern, sondern dabei, wie eine Förderung höherer Tierwohlstandards auf der Ebene des Landwirts gestaltet werden kann", sagte Bernhard Krüsken, Generalsekretär des Deutschen Bauernverbands, zur "Welt". Auch die Fleischwarenindustrie zweifelt, ob eine zusätzliche Steuer der richtige Weg sei, das Bewusstsein für die Wertschätzung von Lebensmitteln bei den Verbrauchern zu erhöhen.
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