Streik-Debakel Rolle von Peters weiter offen

Der bisherige IG-Metall-Vize Jürgen Peters will trotz des gescheiterten Streiks für die 35-Stunden-Woche in Ostdeutschland im Herbst an die Spitze der weltweit größten Industriegewerkschaft aufrücken.

Auf einer Krisensitzung des IG-Metall-Vorstands in Berlin wies Peters alle Forderungen nach personellen Konsequenzen zurück. Das Treffen ging in der Nacht zum Montag nach fast zehn Stunden zu Ende, ohne dass konkrete Beschlüsse gefasst wurden. Über Folgen will der Vorstand erst bei seiner nächsten Sitzung vom 8. bis 11. Juli weiter beraten.

Der scheidende IG-Metall-Vorsitzende Klaus Zwickel gestand nach der Krisensitzung nochmals die Niederlage bei dem vierwöchigen Arbeitskampf ein. Die IG Metall sei jetzt aber erst dabei, "eine Aufarbeitung zu beginnen". "Wir sind noch keineswegs so weit, die Schlussfolgerungen zu ziehen, die sicherlich notwendig sind", sagte Zwickel. Dies solle erst bei der nächsten Vorstandssitzung geschehen. "Das Ziel muss sein, die IG Metall nicht zu spalten, sondern zusammen zu halten."

Peters wehrt Fragen nach Verzicht auf Kandidatur ab

Damit konnten sich die Gegner des designierten IG-Metall-Chefs Peters zunächst nicht durchsetzen. Sie hatten als Konsequenz aus dem gescheiterten Streik dessen Verzicht auf die Zwickel-Nachfolge verlangt. Der bisherige Zweite Vorsitzende soll auf einem Gewerkschaftstag im Oktober neuer Chef der IG Metall werden. Im April hatte sich der 40-köpfige Vorstand für Peters und gegen den Stuttgarter Bezirksleiter Berthold Huber als künftigen Ersten Vorsitzenden entschieden.

Auf einer kurzen Pressekonferenz wehrte Peters alle Fragen nach seinem möglichen Verzicht auf eine Kandidatur für die Zwickel-Nachfolge ab. "Darauf brauche ich nicht zu antworten", sagte der derzeitige Vize. "Diese ganze Auseinandersetzung auf Personalfragen zu reduzieren, ist wenig hilfreich." Auch der ostdeutsche Streikführer Hasso Düvel, der ebenfalls massiv in die Kritik geraten ist, bleibt als Bezirksleiter von Berlin, Brandenburg und Sachsen weiter im Amt.

Keine direkten Rücktrittsforderungen

Nach dpa-Informationen wurden Peters und Düvel von mehreren Vorstandsmitgliedern persönlich für den gescheiterten Arbeitskampf verantwortlich gemacht. "Als Zweiter Vorsitzender, der für die Tarifpolitik verantwortlich ist, und als Bezirksleiter, der das Streikkonzept vorgelegt hat, kommt ihnen besondere Verantwortung zu", hieß es anschließend bei einigen Teilnehmern. Nach Zwickels Angaben gab es jedoch keine direkten Rücktrittsforderungen an die beiden. Peters erklärte in der Runde, in "letzter Konsequenz" habe er sich auf dem Gewerkschaftstag zu verantworten.