Die Gewerkschaft Verdi hat am Dienstagmorgen die Warnstreiks im öffentlichen Dienst nach Norddeutschland verlagert. In Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg Vorpommern legten Beschäftigte von Kommunen und Bund die Arbeit nieder. Im Laufe des Tages sind zudem Arbeitsniederlegungen im Süden Baden-Württembergs geplant.
Die Warnstreikwelle hatte am Montag in Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland begonnen. Am Mittwoch soll sie Nordrhein-Westfalen erfassen. Die Gewerkschaften verlangen für die bundesweit zwei Millionen Beschäftigten eine Erhöhung der Einkommen um 6,5 Prozent, mindestens aber um 200 Euro. Aus Sicht der Arbeitgeber, die noch kein Angebot vorgelegt haben, ist dies viel zu viel. Die Verhandlungen gehen in der nächsten Woche weiter.
"Gute Arbeit braucht guten Lohn"
Der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel hat sich angesichts der Streiks für eine deutliche Anhebung der Tarife ausgesprochen. In den letzten Jahren sei massiv gespart worden, besonders beim Personal, sagte Gabriel dem Radiosender "Bayern2". Der öffentliche Dienst habe bei der Entwicklung der Reallöhne in den vergangenen zehn Jahren an drittletzter Stelle gestanden.
"Wir merken das ja auch, weil wir sowieso weniger Geburten haben, dass wir es immer schwieriger haben, gute Leute zu finden, in den Krankenhäusern, in der Pflege, im gesamten öffentlichen Dienst. Gute Arbeit braucht auch guten Lohn, sonst finden wir keine Leute, die die gute Arbeit auch machen", sagte Gabriel.
Streiks im Norden
In Schleswig-Holstein sind unter anderem Kindertagesstätten, Krankenhäuser, die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung, Stadtverwaltungen und die Müllabfuhr betroffen. Man sei mit der Beteiligung zufrieden, sagte eine Verdi-Sprecherin in Kiel. Ähnlich äußerte sich auch ein Gewerkschaftssprecher in Lübeck. In Lauenburg an der Elbe ruht seit dem frühen Morgen die Arbeit im Wasser- und Schifffahrtsamt.
In Hamburg sind vor allem Kindertagesstätten und Bundesbehörden betroffen. "Von 178 Kitas sind 24 geschlossen, die anderen laufen im Notstrommodus", sagte Verdi-Sprecher Jörg-Dieter Bischke-Pergande. Mehrere hundert Beschäftigte versammelten sich am Morgen zu einer zentralen Streikkundgebung vor dem Gewerkschaftshaus in der Innenstadt.
In Rostock versammelten sich vor dem Rathaus nach Verdi-Angaben Mitarbeiter der Stadtverwaltung. Alle Ortsämter der Hansestadt sollen den ganzen Tag geschlossen bleiben. Geplant sind auch Warnstreiks bei der Rostocker Arbeitsagentur. Weitere Schwerpunkte des Warnstreiks in Mecklenburg-Vorpommern sind Wolgast sowie mehrere Bundeswehr-Standorte.