Eine millionenfach verbreitete E-Mail, die aus Protest gegen den Euro zu einem Konsum-Streik heute am 1. Juli aufruft, sorgt derzeit für Gesprächsstoff. Einzelhandelsverband und Verbraucherschützer nehmen die Aktion allerdings nicht sehr ernst. In der anonymen Internet-Botschaft heißt es, der Verbraucher habe das Gefühl, das DM-Zeichen sei einfach durch das Euro-Zeichen ersetzt worden. Damit müsse nun Schluss sein: »Es dürfte für den einzelnen kein Problem sein, einen Tag kein Geld auszugeben«, um den Verantwortlichen die Augen zu öffnen. »Stell dir vor, ganz Deutschland kauft einen Tag lang nichts ein.«
Einzelhandel nimmt Aktion nicht ernst
»Wir nehmen die Aktion nicht ernst«, sagte ein Sprecher des Hauptverbandes des Deutschen Einzelhandels am Freitag in Berlin. Der Aufruf gehe an der Realität vorbei. »Weniger Geld ausgeben als im Moment geht gar nicht«, meinte er, die Preise im Einzelhandel hätten neue Tiefstände erreicht.
Verbraucherzentralen unterstützen Aufruf nicht
Auch der Bundesverband der Verbraucherzentralen unterstützt den Aufruf nicht. Mit dem Boykott würden auch die Händler getroffen, die die Währungsumstellung nicht zu verdeckten Preiserhöhungen genutzt hätten, sagte eine Sprecherin des Verbandes in Berlin. »Die Verbraucher sind mündig genug, an den Stellen, wo sie sich übervorteilt fühlen, direkt zu protestieren.«
Statistiker versichen: das Preisniveau ist nicht wesentlich gestiegen
In Medienberichten hatte es zuvor oft geheißen, die Klagen über den »Teuro« nähmen nicht ab, obwohl Statistiker versicherten, dass das Preisniveau mit dem neuen Bargeld insgesamt nicht wesentlich gestiegen sei. Genau das aber vermuten einer repräsentativen Studie zufolge rund 82 Prozent der Bundesbürger. 60 Prozent der Befragten gaben an, vorsichtiger zu sein und weniger einzukaufen als vor der Euro-Einführung. Das geht aus der Studie »TrendProfil Euro« hervor, die die Zeitschrift »Stern« veröffentlichte.
»Kaufstreik«-Initiator outet sich
Der bislang anonym gebliebene Initiator des via E- mail für diesen Montag angekündigten »Konsumstreiks« gegen den Euro hat am Wochenende seine Identität preis gegeben. Nach eigenen Angaben betreibt ein 25-jährige Berliner die Internet-Seite www.kaufstreik.de. Am Samstag erschien ein Interview mit dem Initiator in der »Berliner Zeitung«. Er will nach eigenen Aussagen einen »Volksaufstand gegen den Teuro« anführen.