Die Gruppe um Carl Icahn hält allerdings nur rund 3,3 Prozent der Time-Warner-Aktien. Ob sich andere Anteilseigener den Vorschlägen Icahns anschließen werden, war zunächst nicht abzusehen. Das Unternehmen selbst kündigte an, die Vorschläge zu prüfen, betonte zugleich aber, man sei auf dem richtigen Weg. Die von Icahn beauftragte Investmentbank Lazard schlug als eigene Gesellschaften den Internetdienstleister AOL, den Zeitschriftenverlag, das Kabelgeschäft sowie den Bereich Unterhaltung vor. Die Änderung sei dringend notwendig, sagte Lazard-Chef Bruce Wasserstein bei der Vorstellung der mehr als 300 Seiten starken Studie.
Seit dem AOL-Coup nur Probleme
Time Warner war es zuletzt gelungen, seine Schulden abzubauen und Einigungen mit klagenden Aktionären zu erreichen. Dennoch dümpelt der Aktienkurs weiter vor sich hin. Die Übernahme von Time Warner durch den Internetdienstleister AOL im Jahr 2000 hatte in den Folgejahren zunächst zu massiven Problemen geführt: sinkende Aktienkurse, häufige Wechsel im Management und milliardenschwere Wertberichtigungen bei AOL.
"Seit 2002 war nahezu jede strategische Entscheidung, die AOL betroffen hat, falsch", sagte Wasserstein. Unter anderem hätte sich AOL früher im Bereich Internet-Telefonie engagieren müssen. Kritisiert wurde auch, dass es zwischen den einzelnen Bereichen des Medienkonzerns kaum Synergien gebe. Die Studie geht deutlich über die ursprünglichen Pläne Icahns hinaus, die zunächst "nur" einen Aktienrückkauf und die Abspaltung des Kabelgeschäfts vorgesehen hatten.
Akeinrückkauf gefordert
Icahn will den Konzernvorstand zu wertsteigernden Maßnahmen zu Gunsten der Aktionäre zwingen. Dazu gehört, dass Time Warner auch eigene Aktien im Wert von 20 Milliarden Dollar zurückkaufen soll. Die Konzentration auf kurzfristige Ziele habe die Time-Warner-Aktionäre insgesamt 40 Milliarden Dollar gekostet, heißt es in der mehr als 300 Seiten umfassenden Lazard-Studie.
Lazard-Chef Bruce Wasserstein und Icahn drängten in New York auch auf rasche Änderungen in der Time-Warner-Führung. Die Icahn-Gruppe will auf der nächsten Hauptversammlung eigene Mitglieder in den Verwaltungsrat bringen und den bekannten Medienmanager Frank J. Biondi Jr. zum neuen Time-Warner-Chef machen. Damit setzt Icahn seine Attacken auf Time-Warner-Chef Richard D. Parsons konkreter und noch schärfer fort - besonders da dieser gegen eine Aufspaltung ist.
Schützenhilfe vom Konkurrenten
Bisher war der Milliardär mit seinen Vorschlägen allerdings kaum auf Resonanz bei anderen Aktionären gestoßen. Von dem Medienmogul Rupert Murdoch hatte das Time-Warner-Management unter Führung von Vorstandschef Dick Parsons sogar jüngst Unterstützung erhalten. In einem Interview hatte der Vorstandschef der Mediengruppe News Corp, erklärt, er halte es für unwahrscheinlich, dass die Aktionäre von einer Aufspaltung Time Warner profitieren würden. Zu dem Medienkonzern gehören unter anderem der Nachrichtensender CNN und das Hollywood-Studio Warner Brothers.