Nach dem milliardenschweren Kaufangebot des Softwareriesen Microsoft will der Internet-Konzern Yahoo alle Alternativen zu einer Übernahme eingehend prüfen. Dazu gehöre auch die weitere Unabhängigkeit, hieß es auf der Webseite des Unternehmen. Eine derartige Klärung werde einige Zeit benötigen, so Yahoo weiter. Eine schnelle Entscheidung wird es also nicht geben.
Microsoft hatte ein nicht mit Yahoo abgesprochenes Übernahmeangebot im Wert von rund 45 Milliarden Dollar, umgerechnet 30 Milliarden Euro, abgegeben. Eine einvernehmliche Fusion hatte Yahoo zuvor abgelehnt. Sollte der Deal klappen, wäre dies die bislang größte Übernahme innerhalb der Internet-Branche. Microsoft will mit der Offensive von Yahoo die Dominanz des Suchmaschinen-Konzerns Google bei der Online-Suche und der Internet-Werbung brechen.
Angesichts der zurückhaltenden Reaktion von Yahoo auf die Offerte wird an der Wall Street über mögliche Gegengebote anderer Investoren spekuliert. Denkbar seien private Beteiligungsgesellschaften und Medienkonzerne wie die News Corporation des Multimilliardärs Rupert Murdoch, hieß es in US-Medien.
Wegen des Sinkflugs der Yahoo-Aktie in den vergangenen Monaten hätten bereits vor dem Microsoft-Gebot Finanzinvestoren mit einer vergleichsweise günstigen Übernahme geliebäugelt. Durch die Kreditkrise sind jedoch solche Mega-Übernahmen derzeit kaum finanzierbar. Microsoft könnte zudem dank seiner prall gefüllten Kriegskasse eine Gegenofferte im Zweifel kontern, schätzen Analysten.
Widerstand der Wettbewerbshüter erwarten Experten unterdessen eher in Europa als in den USA. Angesichts der Übermacht von Google bei der Online-Suche und - weniger deutlich - dadurch auch im Internet-Werbemarkt rechnen sie eher nicht mit Hürden. Zwischen Microsoft und der EU-Kommission gab es jedoch immer wieder schwere Differenzen in Wettbewerbsfragen. Am ehesten seien daher Bedenken seitens der EU möglich, sagt Gartner-Analyst Andrew Frank.