Russland hat wie angekündigt Polen den Gas-Hahn zugedreht. Der tatsächliche Gasdurchfluss durch die Jamal-Pipeline von Belarus nach Polen lag am frühen Mittwochmorgen bei null Kilowattstunden, wie Daten des Europäischen Netzes der Fernleitungsnetzbetreiber zeigen. Auch Gaslieferungen nach Bulgarien sollten am Mittwoch eingestellt werden. Die beiden Länder wären die ersten, denen der Hauptlieferant Europas seit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine den Gashahn zudreht. Der polnische Premierminister Mateusz Morawiecki erklärte am Dienstag in Berlin, die Energieversorgung seines Landes sei gesichert.
"Unsere Gasspeicher sind zu 76 Prozent gefüllt. Das ist ein hoher Füllstand – viel höher als in den meisten europäischen Ländern. Wir werden in einer Übergangszeit, bevor die baltische Gaspipeline in Betrieb genommen wird, auf unsere Ressourcen zurückgreifen können und zudem auch Gas von anderswo beziehen." Der russische Präsident Wladimir Putin hat von Ländern, die er als "unfreundlich" bezeichnet, die Bezahlung von Gas in Rubel gefordert und gedroht, die Gaslieferungen zu unterbrechen, sollten die Forderungen nicht vollständig erfüllt werden. Bulgarien, das fast vollständig von russischen Gasimporten abhängig ist, bezeichnete die vorgeschlagene Zahlungsregelung als Vertragsbruch. Auch Polen, dessen Gasvertrag mit Russland Ende dieses Jahres ohnehin ausläuft, hat wiederholt erklärt, dass es der Forderung nicht nachkommen wird. Klimaministerin Anna Moskwa: "Wir sind bereit, uns von den russischen Ressourcen völlig zu trennen. Sowohl in Bezug auf die Kohle – dort haben wir am 16. April ein Embargo verhängt, als auch beim Gas. Wir sind auch bereit, auf russisches Öl vollständig zu verzichten." Die Unterbrechung der Lieferungen folgt auf Sanktionen, die Warschau verhängt hat, nachdem Moskau seine sogenannte "spezielle Militäroperation" in der Ukraine begonnen hat.