Die Deutsche Post will nach dem Umsatz- und Gewinneinbruch im ersten Quartal auch die Verbraucher zur Kasse bitten. Der Konzern wolle mit der Politik über höhere Briefpreise in Deutschland verhandeln, sagte Briefvorstand Jürgen Gerdes am Mittwoch bei einer Investorenkonferenz des Konzerns. "Wir haben ein Problem beim Brief", betonte er. Es gebe kaum noch Wachstumsmöglichkeiten für die Sparte. Deshalb müsse die Post Kosten und Preise ins Visier nehmen. Zuvor hatte der Konzern angekündigt, mit den Gewerkschaften über längere Arbeitszeiten im Briefbereich ohne Lohnausgleich und eine Verschiebung der für Dezember geplanten Gehaltserhöhung von drei Prozent zu verhandeln.
Von Januar bis März hat der Konjunktureinbruch tiefe Spuren in der Bilanz hinterlassen. Konzernchef Frank Appel setzt aber darauf, dass nun die Talsohle erreicht ist. Kosteneinsparungen und der Postbank-Verkauf sollen dem Konzern helfen, im Gesamtjahr 2009 die Verlustzone zu verlassen.
"Die Ergebnisse im ersten Quartal sind nicht überwältigend, aber unter den gegebenen Umständen zufriedenstellend", bilanzierte Appel. Der Umsatz der Post ging in den ersten drei Monaten um 12,9 Prozent auf 11,5 Milliarden Euro im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zurück. Das operative Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) sank vor Einmaleffekten um 42,1 Prozent auf 312 Millionen Euro. Unter Berücksichtigung von Einmalbelastungen aus der Aufgabe des Inlandsgeschäfts der Express-Sparte DHL in den USA ging das Ebit sogar um 95 Prozent auf 27 Millionen Euro zurück. Beim Überschuss konnte der Konzern dank der komplizierten Konstruktion, mit der er sich von der Postbank trennen will, aber zulegen. Unter dem Strich verblieben nach Anteilen Dritter dank Bewertungsgewinnen 944 Millionen Euro.
Post- und Logistikkonzerne wie die Deutsche Post, TNT, FedEx und UPS gelten als Gradmesser der konjunkturellen Entwicklung, da sich Auf- oder Abschwünge unmittelbar auf ihre Umsätze auswirken. In der Flaute schnallen die Kunden den Gürtel enger und geben weniger Sendungen auf. Die Wettbewerber haben deshalb ähnlich wie die Post mit Umsatz- und Gewinnrückgängen zu kämpfen und versuchen, mit Sparpaketen gegenzusteuern.
"Wir treffen alle Vorkehrungen, um uns auf eine anhaltend schwierige konjunkturelle Lage einzustellen", kündigte Appel an. Im Briefbereich, wo der Umsatz um 4,5 Prozent auf 3,486 Milliarden Euro und das Ebit um 25,5 Prozent auf 407 Millionen Euro schrumpfte, strebt Appel "strukturelle Änderungen" an. Doch dürfte es für ihn schwer werden, längere Arbeitszeiten und einer Verschiebung der für Dezember vereinbarten Lohnerhöhung durchzusetzen, denn die Gewerkschaft Verdi hat bereits erbitterten Widerstand angekündigt. Das Expressgeschäft will Appel zudem schlanker und schlagkräftiger machen. Er bekräftigte zudem erneut, bis 2010 konzernweit eine Milliarde Euro einsparen zu wollen. Das Ziel könne vielleicht sogar früher erreicht werden.