Auch die überraschende Zinssenkung der US-Zentralbank hat einen Kurseinbruch an der am Montag wiedereröffneten New Yorker Börse zunächst nicht verhindern können. Im frühen Handel büßte der Dow Jones Index zeitweise mehr als 600 Punkte ein. Auch die Technologiebörse Nasdaq verlor, lag aber mit minus 83 Punkten deutlich geringer im roten Bereich. Eine Stunde vor der Börseneröffnung hatte die US-Notenbank den Leitzins um 50 Basispunkte auf drei Prozent herabgesetzt.
Zwei Trauerminuten
Vor dem eigentlichen Handel, der üblicherweise um 15.30 Uhr mitteleuropäischer Zeit beginnt, schwiegen die Händler zwei Trauerminuten lang im Gedenken an die Opfer der Terroranschläge. Anschließend trug eine Sängerin »God bless America« vor.
Zinssenkung der Fed soll Märkte stützen
Die Börse zeigte sich zunächst von der Leitzinssenkung um ein halbes auf drei Prozent unbeeindruckt. Die Zinsentscheidung der Federal Reserve begründete ein Sprecher mit der Absicht, den Märkten so viel Geld wie nötig bereitzustellen, bis sich die Lage wieder normalisiert hat. Er stellte weitere Zinssenkungen in Aussicht, falls die Lage dies erforderlich macht. Diese Politik ist wegen der schwachen amerikanischen Konjunktur grundsätzlich bereits vor den Terroranschlägen der vergangenen Woche vereinbart worden. Amerikanische Börsenexperten bewerteten die Zinssenkung als wichtige und richtige Maßnahme, die geeignet ist, die Märkte zu stützen. Michael Holstein, Analyst der DG-Bank, äußerte in Frankfurt am Main die Erwartung, »dass auch die Europäische Zentralbank in relativ naher Zukunft die Zinsen senken wird.«
Deutsche Börsen behauptet
In Europa stemmten sich die Börsen am Montagnachmittag gegen den Abwärtssog aus den USA. Der EuroStoxx50 der wichtigsten europäischen Aktien gewann 3,5 Prozent auf 3.198 Punkte hinzu. London, Paris und Amsterdam verbuchten ein deutliches Plus von bis zu 3,8 Prozent. Der Deutsche Aktienindex Dax stand gegen 17.00 Uhr mit 1,17 Prozent bei 4.230 Punkten im Plus. Stabil zeigte sich auch der franzosische Aktienindex CAC40. Die Brüsseler Börse reagierte verhalten auf die Kursverluste in New York. Bis zum Nachmittag lag der wichtigste Index Bel-20 mit 0,02 Prozent im Minus. In Griechenland wurde der Handel an der Athens Stock Exchange am Montagmittag ausgesetzt, nachdem der wichtigste Index um mehr als acht Prozent gefallen war.
Asiens Börsen mit Verlusten
Asiens Aktienmärkte hatten am Montag mit kräftigen Verlusten geschlossen. An der Leitbörse in Tokio beendete der Nikkei-Index mit einem Minus von 5 Prozent bei 9.504,41 Punkten den Handel, dem tiefsten Stand seit Dezember 1983. Die Aktienbarometer in der asiatisch-pazifischen Region verloren rund 4 Prozent. Am stärksten musste Bangkok mit einem Verlust von 6 Prozent Federn lassen. Der Hang Seng-Index in Hongkong büßte 3,48 Prozent oder 336,10 Punkte auf 9.319,35 Zähler ein. Zu den größten Verlierern zählte die Fluggesellschaft Cathay Pacific. Noch kräftigere Einbußen in Singapur: Dort verlor der ohnehin schon gebeutelte Straits-Times- Index 4,7 Prozent oder 65,84 Zähler auf 1334,45 Punkte.
Aktien der US-Fluggesellschaften brechen ein
Besonders betroffen waren die Aktien der US-Fluggesellschaften und des US-Flugzeugherstellers Boeing. Diese sind montags an den New Yorker Aktienmärkten deutlich eingebrochen. Continental-Aktien verloren 52 Prozent auf 19,01 Dollar. Die Aktien der Muttergesellschaft der American Airlines, AMR Corp, gaben nach rund einer halbe Stunde 43,1 Prozent auf 16,90 Dollar nach. Die Titel der Fluggesellschaft Delta büßten ebenso massiv rund 46 Prozent auf 20,10 Dollar ein, die Aktien der Muttergesellschaft der United Airlines, UAL Corp, 40 Prozent auf 18,21 Dollar.
Continental hatte nach den Terroranschlägen in New York und Washington nicht ausgeschlossen, dass die erwartete Krise der internationalen Flugindustrie zu einem Konkurs des Unternehmens führen könne. Die Titel der US Airways Group verloren knapp 40 Prozent auf 6,95 Dollar, Northwest Airlines gaben rund 35 Prozent auf 12,81 Dollar ab. Boeing-Aktien büßten zeitweise rund 17 Prozent auf 36,00 Dollar ein.
Lufthansa gegen den Markt
An den deutschen Aktienmärkten konnte die Aktie der Deutschen Lufthansa AG entgegen der Erwartung mancher Marktteilnehmer ihr Kursniveau nach Eröffnung an der Wall Street halten, tendierte jedoch mit minus 2,6 Prozent auf 10,80 Euro weiter schwach. Auch die Aktien der anderen großen europäischen Fluggesellschaften verbuchten erneut deutliche Verluste.