Die Wall Street wird gerade vom mutmaßlichen Insiderhandel des Milliardärs und Hedgefonds-Chefs Raj Rajaratnam schwer erschüttert. Die Behörden hatten den 52-Jährigen und fünf andere Spitzenmanager am Freitag festgenommen. Sie sollen mit verbotenen Aktiengeschäften rund 20 Millionen Dollar (13,4 Millionen Euro) verdient haben.
Nach Angaben der Ermittler wurden erstmals Telefone zur Aufdeckung eines Insiderhandels an der Wall Street abgehört. Zwei Beschuldigte - darunter die Frau - sind beim Hedgefonds New Castel beschäftigt. Einer der Festgenommenen habe für den Computer-Giganten IBM gearbeitet, ein anderer für die Beratungsfirma McKinsey und ein dritter im Finanzbereich des weltgrößten Chipherstellers Intel. Ziel der Insidergeschäfte seien unter anderem der Internet-Riese Google, IBM und der krisengeplagte US-Chipbauer Advanced Micro Devices (AMD) gewesen.
Weitere Festnahmen wahrscheinlich
Im wohl größten Insiderhandel-Skandal in der Geschichte der Wall Street sind laut US-Medien aber weitere Festnahmen wahrscheinlich. Ermittler seien noch mehreren Netzwerken ähnlicher Finanzbetrüger auf der Spur, berichtete der Wirtschaftsdienst "Bloomberg". Einige der Verdächtigen hätten Verbindungen zu Rajaratnam. Aber davon auch unabhängige Fälle seien im Visier der Ermittler.
Rajaratnam ist Gründer des weltweit agierenden Hedgefonds Galleon. Er beteuert seine Unschuld. Gegen ihn sind aber alleine 13 Anklagepunkte aufgelistet. Bei einer Verurteilung drohen ihm 20 Jahre Haft. Die "Washington Post" sprach gar von lebenslänglich. Die Ermittlungen reichten bis ins Jahr 2007 zurück. Am Freitag ließen die Fahnder den Kopf der Gruppe dann auffliegen.
Verbindungen zu einer Rebellengruppe
Dem in Sri Lanka geborene Rajaratnam werden zudem Verbindungen zu einer Rebellengruppe seines Heimatlandes vorgeworfen, berichtete das "Wall Street Journal" unter Berufung auf Insider. Von Rajaratnam an eine Hilfsorganisation in den USA gespendetes Geld sei letztlich bei den Rebellen der Befreiungstiger von Tamil Eelam (LTTE) gelandet.
Bei einer Anhörung setzte ein Richter inzwischen die Kaution für Rajaratnam auf 100 Millionen Dollar fest. Mehrere Festgenommene kamen laut "Bloomberg" nach der Hinterlegungen von Kautionen zwischen zwei und fünf Millionen Dollar auf freien Fuß. Staatsanwalt Preet Bharara meinte vor Journalisten in Manhattan: "Gier ist manchmal nicht gut. Der Fall sollte der Wall Street als Warnung dienen."