Volkswagen Adieu für den Golf aus Brüssel

Der Volkswagen-Konzern verlagert seine Golf-Produktion vollständig nach Deutschland. Bisher baute VW das Traditionsmodell auch in Brüssel - der Standort ist im Gegensatz zu Deutschland aber zu teuer.

Volkswagen will sein Massenmodell Golf künftig nicht mehr in Brüssel, sondern nur noch in Wolfsburg und im sächsischen Mosel produzieren. Angesichts der Überkapazitäten ist eine Restrukturierung des Werkes in Brüssel geplant, teilte VW am Dienstag mit. Gespräche mit der Arbeitnehmervertretung über ein Konzept für Brüssel hätten bereits begonnen. Es würden "alle wirtschaftlichen Alternativen geprüft, um möglichst viele Arbeitsplätze in Brüssel erhalten zu können."

Werk bleibt erhalten

Geschlossen werden soll das Werk zwar nicht, wie viele Stellen wegfallen, ist allerdings unklar. Medienberichten zufolge könnten bis zu 4000 Menschen ihren Arbeitsplatz verlieren. VW-Produktionsvorstand Reinhard Jung sagte in Brüssel, das Unternehmen müsse nicht einmal zusätzliches Geld investieren, um die Kosten zu senken. "Konzepte, die eine Golf-Produktion in Brüssel einbeziehen, rechnen sich nicht", so Jung.

Der Golf soll künftig nur noch im sächsischen Mosel und in Wolfsburg gebaut werden. Mit diesem Schritt ließe sich der Golf günstiger bauen, hieß es. Die Beschäftigten aus Brüssel wurden auf einer Betriebsversammlung über die Pläne unterrichtet. Jung sagte, VW werde alle Möglichkeiten prüfen, um möglichst viele Arbeitsplätze in Brüssel zu erhalten. "Wir wissen um unsere Verantwortung", sagte er. Wie lange die Umstrukturierung dauern werde, hänge von den Verhandlungen mit den Beschäftigten ab. "Fest steht aber, dass wir keine Zeit zu verlieren haben."

Arbeiter reagierten mit Ausstand

Arbeitnehmervertreter hatten zuvor zum Ausstand aufgerufen. Die 5600 Beschäftigten des VW-Werks im Vorort Vorst setzten am Montag einen am Freitagabend begonnen Streik fort, um gegen mögliche Stellenkürzungen zu protestieren.

Volkswagen will zur Sanierung der Marke VW in seinen sechs westdeutschen Werken bis zu 20.000 Stellen streichen. Zu einem wichtigen Teil sei dies bereits umgesetzt, erklärte VW. "Nach diesen Einschnitten in Deutschland müssen jetzt weitere Standorte in die Restrukturierung einbezogen werden, um eine wettbewerbsfähige Produktion und Auslastung der Volkswagen-Werke in Westeuropa insgesamt zu erreichen", teilte der Konzern mit. Der Automobilmarkt in Westeuropa sei weitgehend gesättigt, begründete VW seine Pläne. Trotz gestiegener Marktanteile seien die westdeutschen Werke nicht ausgelastet. Auch durch stärkeren Export lasse sich das nicht ausgleichen. Die Wachstumsmärkte der Zukunft sieht VW vor allem in Russland, China und Indien.

auch Spanien und Portugal betroffen

Bereits Anfang November hatte Volkswagen einen umfassenden Personalabbau in seinen westeuropäischen Werken angekündigt. Neben Brüssel seien davon auch Produktionsstätten im spanischen Pamplona und im portugiesischen Palmela betroffen. Das schwach ausgelastete Stammwerk in Wolfsburg soll mit dem neuen Golf und einem weiteren Massenmodell gestärkt werden. Der VW-Betriebsrat hatte von der Geschäftsführung Produkt-Alternativen verlangt, sollte Brüssel die Golf-Produktion verlieren.

Reuters
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