Volkswagen Kampfabstimmung um Pischetsrieder

Ob Vorstandschef Bernd Pischetsrieder noch eine Zukunft bei Volkswagen hat, entscheidet sich offenbar im April. Zurzeit deutet sich wegen der Vertragsverlängerung eine Pattsituation an.

Im Kampf um die Macht bei Volkswagen soll im kommenden Monat die Entscheidung fallen. Nach Berichten mehrerer Medien wird am 20. April bei einer Sondersitzung des VW-Aufsichtsrates darüber abgestimmt, ob der Vertrag des derzeitigen Vorstandschefs Bernd Pischetsrieder (58) verlängert wird. Ein VW-Sprecher wollte die Berichte nicht kommentieren. In Konzernkreisen wurde der Termin aber bestätigt.

Bei der Aufsichtsratssitzung könnte es zu einer Kampfabstimmung mit einem Patt von zehn zu zehn Stimmen kommen, sollte sich die Arbeitnehmerseite geschlossen gegen Pischetsrieder aussprechen. In diesem Fall wäre die Stimme von Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch entscheidend, weil sie doppeltes Gewicht hätte. Piëch hatte sich zwar öffentlich für eine Vertragsverlängerung von Pischetsrieder ausgesprochen. Gleichzeitig hatte er den Machtkampf vor wenigen Tagen aber angeheizt und auf eine starke Opposition der Arbeitnehmer im Aufsichtsrat gegen Pischetsrieder verwiesen. Piëch hatte erklärt: "Ich kenne kein Unternehmen in Deutschland, wo jemand mit zehn Arbeitnehmer-Gegenstimmen überleben konnte."

Porsche-Chef als Alternativkandidat

Als mögliche Alternativkandidaten zu Pischetsrieder werden seit längerem Audi-Vorstandschef Martin Winterkorn und Porsche-Chef Wendelin Wiedeking genannt. Pischetsrieder selbst sagte am Wochenende dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel": "Die Frage, ob Winterkorn mich ablöst, wird uns beide noch begleiten, bis wir 65 sind." Nach Angaben des "Spiegel" geht Pischetsrieder weiter davon aus, dass sein 2007 auslaufender Vertrag verlängert wird.

Der "Focus" zitierte einen der Betriebsräte im Aufsichtsrat mit den Worten, momentan würden alle zehn geschlossen gegen Pischetsrieders Vertragsverlängerung stimmen, weil dieser einen Konfrontationskurs gegen die Beschäftigten fahre. Nach Angaben des Magazins soll bereits im Januar ein Versuch Piëchs gescheitert sein, Pischetsrieders Ablösung zu betreiben. Niedersachsens Regierungschef Christian Wulff und Porsche-Chef Wiedeking, die beide dem Präsidium des VW-Aufsichtsrates angehören, hätten dem nicht zugestimmt.

Markenvorstand gegen Winterkorn

VW-Chefsanierer und Markenvorstand Wolfgang Bernhard soll unterdessen am Rande des Genfer Autosalons mit seinem Abgang gedroht haben, falls Winterkorn neuer VW-Spitzenmann werden würde, berichtete der "Focus". Die "Wirtschaftswoche" berichtete über Porsche-Chef Wiedeking, dieser laufe sich weiter "für den Chefsessel in Wolfsburg warm". Wiedeking hatte aber stets betont, er wolle weiter bei Porsche bleiben.

DPA
DPA