Die Eskalation der Lage im Roten Meer bringt den globalen Warenverkehr zunehmend aus dem Takt. Seit Anfang Dezember attackieren Huthi-Streitkräfte aus dem Jemen Containerschiffe, die israelfeindlichen Huthi reagieren damit auf den Gaza-Krieg. Die Folgen in Form von Lieferschwierigkeiten spürt mittlerweile auch die Wirtschaft in Deutschland – vom Tesla-Werk in Grünheide bis zum Einzelhandel.
Denn ein Großteil der Waren, die per Containerschiff aus Asien hiesige Gefilde erreichen, wird im Normalfall durch das Nadelöhr Suezkanal geschleust. Wegen der Angriffe meiden aber viele Reedereien nun die Route, die an der Küste des Jemen vorbeiführt. Laut dem Frachtanbieter Flexport ist der Anteil der Containerriesen, die die Suezkanal-Route nehmen, seit Ende November von 66 auf 3 Prozent zurückgegangen. Die Alternativroute um das Kap der guten Hoffnung nehmen dafür nun 85 statt 13 Prozent dieser Schiffe. Für diese brauchen die Schiffe aber rund zwei Wochen länger.
Tesla-Werk steht still, Aldi wartet auf Aktionsware
Drastische Auswirkungen hat das etwa auf das Tesla-Werk im brandenburgischen Grünheide. Weil für die Fertigung benötigte Teile aus Asien – insbesondere chinesische Batteriezellen – fehlen, muss das Tesla-Werk die Produktion bis Mitte Februar stoppen. "Durch die erheblich längeren Transportzeiten entsteht eine Lücke in den Lieferketten", erklärte das Unternehmen. Deutsche Autobauer sind weniger betroffen, da sie mehr Batterien aus Europa beziehen.
Doch auch in anderen Branchen sorgen die Lieferverzögerungen für Probleme. Betroffen ist etwa das Geschäft mit Aktionswaren bei Einzelhändlern wie Lidl und Aldi. Die Sonderaktionen rund um Haushaltswaren und ähnliche Artikel, die häufig aus Fernost stammen, sind über das Jahr streng getaktet. Am Donnerstag teilte Aldi Nord nun mit, Werbekampagnen für bestimmte Nonfood-Produkte zu verschieben, bis die Ankunft der Aktionswaren gesichert sei.
Auch Importeure von Lebensmitteln und Tiernahrung klagen laut Handelsblatt darüber, dass bestellte Produkte aktuell mit Verspätungen von bis zu 20 Tagen eintreffen. Discounter Lidl spricht von Lieferverzögerungen bei einzelnen Produkten, grundsätzlich sei die Warenversorgung der Filialen aber sichergestellt. Der Handelsverband HDE erklärte gegenüber der Lebensmittelzeitung, sichtbare Engpässe seien weder kurz- noch mittelfristig zu erwarten.
Steigen die Preise?
Doch auch, wenn den Verbraucherinnen und Verbrauchern in Deutschland keine leeren Regale drohen, könnten sie die Folgen der Krise zu spüren bekommen. Denn die aktuelle Situation treibt die Transportkosten der Händler in die Höhe, was sich auch in höheren Preisen für die Kunden bemerkbar machen kann.
Nach einer Beruhigung der Lage im Roten Meer sieht es vorerst nicht aus. In den vergangenen beiden Nächten bombardierten US-Streitkräfte Stellungen der Huthi im Jemen. Die von Iran unterstützten Huthi kündigten an, ihre Angriffe auf Handelsschiffe fortzusetzen, was US-Präsident Joe Biden mit weiteren Maßnahmen beantworten will. Auch eine EU-Marinemission mit Beteiligung Deutschlands ist aktuell im Gespräch. Eine komplette Sicherung der Schifffahrt in der Region durch militärische Aktionen des Westens ist Experten zufolge aber schwierig.