Als Kylie Jenner ihre ersten Lippenstifte 2015 verkaufte, war kaum abzusehen, wie schnell die Firma wachsen würde. Nun hat der Reality-TV-Star 51 Prozent ihres Beauty-Imperiums an den Konzern Coty verkauft, hinter dem die deutsche Milliardärsfamilie Reimann steht. Zu Coty gehören bereits bekannte Schönheitsmarken wie Wella, Max Factor oder Rimmel. Kylie Jenner, die zu dem Kardashian-Clan gehört, produziert mit ihrer Firma Kylie Cosmetics Hautcremes, Make-up und Gesichtsmasken und erzielte damit einen Umsatz von rund 180 Millionen Euro im Jahr. Laut dem US-Wirtschaftsmagazin Forbes war Jenner 2018 die jüngste Selfmade-Milliardärin.
600 Millionen Euro soll Coty für die Übernahme der 51 Prozent gezahlt haben. Damit ist Kylie Cosmetics rund 1,2 Milliarden Dollar wert. Ein stolzer Preis - der sich aber für den Konzern rechnen könnte. Denn Coty schwächelt. Die Übernahme von Wella im Jahr 2015 hat der Konzern verbockt, inzwischen steht ein Verkauf auf dem Prüfstand. Coty soll radikal umgebaut werden. Aus den rund 80 Marken im Konzern sollen nur noch 20 werden. Im Sommer kündigte der Firmenboss Pierre Laubies an, dass der Umbau schneller vorangetrieben werden soll. Dadurch soll mehr Geld in die Konzernkasse fließen und die Schulden schneller abgetragen werden.
Doch statt zu sparen, kauft Coty nun erstmal zu. Die Hoffnung dahinter: Jüngere Kunden erreichen. Denn die Coty-Marken wie Rimmel oder Max Factor sind zwar bekannt, werden aber von neuen Anbietern gerade bei der jüngeren Zielgruppe überholt. Mit Kylie Cosmetics nimmt Coty nun eben diese Kunden ins Visier.
Die verschwiegene Milliardärsfamilie Reimann
Coty wird von der Milliardärsfamilie Reimann über deren JAB Holding kontrolliert, die ihre Anteile an dem Beautykonzern erst in diesem Jahr von 40 auf 60 Prozent aufgestockt hatten. Das Vermögen der Familie wird auf rund 33 Milliarden Euro geschätzt. reich geworden sind sie mit dem Reinigungsmittelkonzern Benckiser, zu dem Marken wie Calgon oder Kukident gehören.
Über die Dynastie der Reimanns ist wenig bekannt: Es soll sich um vier Familien mit insgesamt 10 Kindern handeln, berichtet die "Wirtschaftswoche". Sie halten insgesamt 92 Prozent an der JAB Holding. Interviews geben sie nie, auf den Spielplätzen der Super-Reichen trifft man sie nicht, sie pflegen keine extravaganten Hobbies wie teure Jachten und nehmen nicht am Jetset-Leben teil. Vertraute der Familie ließen die Wirtschaftswoche wissen, dass die Familie zwar gut, aber nicht luxuriös lebe. Die erwirtschafteten Gewinne würden sie nicht im großen Stil aus dem Unternehmen ziehen, sondern belassen sie dort. Dort stecken Geld in Stiftungen.
Auch Kylie Jenner profitiert
Für Kylie Jenner ist der Deal ein cleverer Schachzug. Denn das TV-Sternchen ist zwar erst 22 Jahre alt, hat aber bereits unterschiedliche Standbeine: Neben der Kosmetik hat sie auch eine eigene Möbellinie kreiert. Darüber hinaus brachte sie mit ihrer Schwester Kendall eine Mode-Kollektion bei Topshop auf den Markt. Dazu kommen Modelverträge, Filmrollen und auch eine mobile Kylie-App hat die junge Frau schon auf den Markt gebracht.
Kurz gesagt: Jenner mischt überall mit, wo Geld verdient werden kann. Durch den Teilverkauf ihrer Marke vergoldet sie nun ihre Beauty-Aktivitäten der vergangenen Jahre. Zwar ist der Beautybereich eine boomende Branche, doch er ist auch volatil und ständig neuen Trends unterworfen. Was heute erfolgreich ist, könnte morgen schon unrentabel sein. Bislang nutzt Jenner auch ihre enorme Reichweite über Social-Media-Kanäle, um ihre Lippenstifte und Rouge-Töpfchen zu bewerben. Allein bei Instagram folgen ihr 151 Millionen User. Mit dem Einstieg von Coty könnte nun noch weitere Vertriebswege dazukommen: Der stationäre Handel. Und der internationale Ausbau. Hier hapert es noch, doch Coty könnte zum perfekten Türöffner für Kylie Cosmetics werden.