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Wirtschaftsaussichten Höhere Löhne sind gut für Deutschland!

Die Wirtschaftsweisen kritisieren soziale Wohltaten, die Gewerkschafter wollen mehr Geld: Warum die Lohnforderung der IG Metall der Konjunktur hilft und die Ratschläge der Weisen nicht.
Ein Kommentar von Andreas Hoffmann

Die Forderung: 5,5 Prozent mehr Lohn. Ja, spinnen die IG-Metaller? Jetzt, wo die Konjunktur abschmiert, wollen sie die Unternehmen schröpfen. Die Wirtschaftsweisen haben gerade ihre Prognosen gesenkt, weil die Krisen der Welt unsere Konjunktur eintrüben. In dieser Lage halten die Metaller die Hand auf? Geht's noch?

Ja, es geht. Es geht sogar gut. Was die Metallgewerkschaften fordern, ist ziemlich sinnvoll. Sie wollen ja nicht nur Geld. Sie wollen auch die Lage der Arbeitnehmer verbessern. Damit die Leute leichter in den Ruhestand wechseln, soll die Altersteilzeit flexibler werden. Beschäftigte sollen sich auch einfacher freistellen lassen können, um sich fortzubilden. Beides hilft nicht nur Arbeitnehmern sondern auch den Firmen. Sie haben länger gut ausgebildetes Personal - ein Trumpf in der Zukunft, wo viele gute Leute fehlen werden, weil unsere Gesellschaft altert und zu wenig junge Leute nachkommen.

Bleiben die 5,5 Prozent mehr Lohn. Wer diese Zahl als zu hoch kritisiert, sollte wissen: Eine Forderung ist kein Tarifabschluss. Wer fünf Prozent mehr verlangt, erhält am Ende vielleicht zwei, zweieinhalb Prozent. Das gehört zum Ritual von Tarifverhandlungen: Fordern, Verhandeln und dann Abschließen.

Ratschläge der Wirtschaftsweisen helfen nicht

Ein ordentliches Lohnplus wäre gut. Das hilft der Konjunktur mehr als die Ratschläge der fünf Wirtschaftsweisen. Was diese vier Herren und eine Dame sagen, haben wir schon Tausend Mal gehört. Jetzt erklingt es zum 1001. Mal. Die Rente mit 63 ist doof. Und der Mindestlohn auch.

Wobei das Urteil über den Mindestlohn falsch ist. Ob der Mindestlohn tatsächlich schadet, wie die Mehrheit des Sachverständigenrats behauptet, ist umstritten. Die meisten wissenschaftlichen Studien haben keine Belege dafür gefunden, dass er Arbeitsplätze zerstört. Im Gegenteil. Der Mindestlohn hilft vielen Leuten. Er füllt ihnen die Lohntüte. Sie verdienen wenig, weil sie schlecht ausgebildet sind und sich gegen die Zumutungen der Arbeitgeber schwer wehren können.

Diese Arbeitnehmer aber werden das zusätzliche Geld ausgeben. Sie sparen wenig, weil sie Rechnungen bezahlen müssen. Das hilft der lahmen Konjunktur, weil mehr Güter und Dienstleistungen nachgefragt werden. Den gleichen Effekt wird auch die Forderung der IG Metall bewirken. Am Ende haben die Leute mehr Geld in der Tasche und kaufen mehr ein.

Um die Firmen muss man sich nicht sorgen

Und die Unternehmen? Leiden sie nicht unter den hohen Lohnkosten und bauen vielleicht sogar Personal ab? Da wird viel Propaganda der Wirtschaft und ihrer Lobbyisten verbreitet. Vielen Metallfirmen, insbesondere denen die exportiert haben, ging es zuletzt gut. Sie machten hübsche Gewinne und setzten ordentlich Speck an.

Die Eigenkapitalbasis der deutschen Wirtschaft hat sich "nachhaltig gebessert", räumt der Chef des Verbandes der Familienunternehmer Lutz Goebel, der sonst den Krisenpropheten spielt, ein. Selbst Bundesbankchef Jens Weidmann - allzu großer Gewerkschaftsnähe unverdächtig - plädierte kürzlich für höhere Löhne, um der Konjunktur zu helfen.

Nein, um die deutschen Firmen muss man sich nicht sorgen. Sie haben Geld, und sie erhalten auch leicht frisches Geld. Die Zinsen sind immerhin sehr niedrig. Die Tarifabschlüsse werden die meisten Firmen gut verkraften. Mehr Geld für die Arbeitnehmer könnte auch die Stimmung in der Wirtschaft drehen. Weil die Firmen düster in die Zukunft blicken, investieren sie zu wenig. Das könnte sich ändern, etwa wenn die Geschäfte besser laufen, weil die Leute dank höherer Löhne mehr kaufen.

Was die IG Metall fordert, hilft den Arbeitnehmern, der Wirtschaft und letztlich dem Land. Ein solches Vorgehen sollte Schule machen. Etwa bei anderen Arbeiterführern, wie etwa Claus Weselsky. Er könnte mal darüber nachdenken, was seine eigentliche Aufgabe ist, statt dauernd das Land lahm zulegen. Die IG Metall hat fast schon ein Denkmal verdient.

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