Personallien im VW-Konzern Pötsch wird nun doch neuer Chef des Aufsichtsrats

Die Familien Porsche und Piëch setzen Pötsch gegen alle Kritik als neuen VW-Oberkontrolleur durch. Der Konzern musste währenddessen eingestehen, dass sich die Aufarbeitung des Skandals noch einige Monate hinziehen werde.

Der Finanzvorstand von Volkswagen, Hans-Dieter Pötsch, soll einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" zufolge trotz der Abgas-Affäre und Bedenken aus dem Lager der Arbeitnehmer neuer Vorsitzender des Aufsichtsrates werden. Die Anteilseigner-Familien Piëch und Porsche hätten ihren Kandidaten Pötsch in einer nächtlichen Krisensitzung des Aufsichtsratspräsidiums durchgesetzt, berichtete das Blatt. Die fünf Mitglieder des Präsidiums - Wolfgang Porsche, der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil, Aufsichtsratschef Berthold Huber, Betriebsratschef Bernd Osterloh und dessen Vize Stephan Wolf - tagten demnach am Mittwochabend sieben Stunden lang.

Es gebe keine Erkenntnisse, dass Finanzvorstand Pötsch von den jahrelangen Abgas-Manipulationen gewusst habe oder sonst irgendwie betroffen sei, zitierte die Zeitung aus Unternehmenskreisen. Alle fünf Präsidiumsmitglieder stimmten dem Bericht zufolge der Personalie Pötsch zu. Der Finanzvorstand ist laut "Süddeutscher Zeitung" ein langjähriger und enger Vertrauter der Familien Porsche und Piëch. Er sitzt demnach zusammen mit Vertretern der beiden Familien in Porsche-Gesellschaften in Österreich, die zum Firmenreich von Volkswagen gehören.

Kritik an Pötsch-Ernennung läuft ins Leere

Vor der Präsidiumssitzung war Kritik an Pötsch geäußert worden, er habe die Anleger nicht rechtzeitig vor dem Skandal gewarnt.

Volkswagen und Porsche hatten Anfang September mitgeteilt, dass Pötsch neuer Aufsichtsratschef werden soll. Er soll im November auf einer außerordentlichen Hauptversammlung gewählt werden.

Volkswagen steckt in der wohl tiefsten Krise seiner Geschichte, nachdem vor knapp zwei Wochen bekannt geworden war, dass in den USA Abgaswerte von Diesel-Fahrzeugen mit einer Software manipuliert worden waren. Das Programm kann dafür sorgen, dass im Testbetrieb deutlich weniger gesundheitsschädliche Stickoxide gemessen werden als im regulären Betrieb. Es steckt weltweit in rund elf Millionen Fahrzeugen des Wolfsburger Konzerns.

Abgas-Skandal hält VW weiter in Atem

Derweil werde die Aufklärung des Abgas-Skandals nach Konzernangaben "mindestens mehrere Monate" dauern. Volkswagen teilte diese Einschätzung des Präsidiums des Aufsichtsrats am Donnerstag in Wolfburg mit. Vor diesem Hintergrund habe man sich weiterhin dazu entschlossen, die für den 9. November geplante außerordentliche Hauptversammlung abzusagen, wie der Autobauer aus Niedersachsen weiter verlauten ließ.

lst/AFP

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