Kurz bevor die letzten drei deutschen Atomkraftwerke vom Netz gehen sollen, steht wegen der Folgen des Ukraine-Kriegs eine Laufzeitverlängerung zur Debatte. Wir zeigen Ihnen im Video, um welche Meiler es geht und wie Deutschland überhaupt zum Atomausstieg gekommen ist.
Debatte um Atomausstieg Diese Atomkraftwerke gibt es in Deutschland – und so lange sollen sie noch laufen

Heute gibt es in Deutschland noch drei verbleibende Atomkraftwerke im Leistungsbetrieb, das AKW Emsland, das bayerische Isar 2 und Neckarwestheim 2 in Baden-Württemberg.
Emsland erzielt eine Brutto-Kraftwerksleistung von 1400 Megawatt und erzeugt nach Angaben des Betreibers RWE jährlich rund elf Milliarden Kilowattstunden Strom. So ließen sich etwa 3,5 Millionen Haushalte versorgen.
Neckarwestheim erzeugt brutto ebenfalls 1400 Megawatt und hat 2021 laut Anbieter EnBW 11,2 Milliarden kWH Strom erzeugt. Isar 2 erzielt sogar eine Bruttoleistung von 1485 Megawatt.
Emsland und Isar 2 befinden sich seit 1988 im kommerziellen Leistungsbetrieb, Neckarwestheim 2 seit 1989. Spätestens am 31. Dezember 2022 sollen auch sie abgeschaltet werden, so ist es im deutschen Atomgesetz festgelegt.
Erreicht ein Atomkraftwerk bereits vorher die ihm zugewiesene Reststrommenge, erlischt die Berechtigung zum Leistungsbetrieb bereits vor dem festgelegten Abschalttermin.
Auf den Leistungsbetrieb folgt eine Nachbetriebsphase und in Deutschland der direkte Rückbau. Dieser hochkomplexe Vorgang kann laut Vattenfall 10 bis 15 Jahre dauern.
Unter anderem FDP-Chef Lindner hält derweil wegen der Folgen des Ukraine-Kriegs eine längere Nutzung von Atomkraftwerken für erforderlich. Es sei damit zu rechnen, "dass in den nächsten Monaten und möglicherweise auch Jahren verstärkt mit Strom auch geheizt wird, weil Gas so knapp ist”, so Lindner. Die FDP bringt deshalb eine Laufzeitverlängerung bis 2024 ins Spiel.
Einen schrittweise Ausstieg Deutschlands aus der Atomenergie hatte die rot-grüne Bundesregierung unter Kanzler Gerhard Schröder (SPD) bereits 2002 beschlossen. Die Laufzeiten der AKW wurden auf 32 Jahre begrenzt, Neubauten nicht mehr erlaubt.
2010 legte die schwarz-gelbe Bundesregierung unter Angela Merkel (CDU) ein neues Energiekonzept vor. Atomenergie wurde als „notwendige Brückentechnologie bis zum verlässlichen Ersatz durch erneuerbare Energien“ eingestuft. Die Folge: Längere Laufzeiten und erweiterte Elektrizitätsmengen für deutsche Atomkraftwerke.
Im März 2011 dann die erneute Kehrtwende: Drei Tage nach der Nuklearkatastrophe im japanischen Fukushima, wird der Leistungsbetrieb aller AKW, die bis einschließlich 1980 in Betrieb gegangen waren, eingestellt. Sie werden in der Folge vom Netz genommen und heruntergefahren.
Im Juni 2011 beschließt der Deutsche Bundestag mit breiter Mehrheit den erneuten Atomausstieg. Die Laufzeitverlängerung aus 2010 wird gestrichen und die ursprünglichen Elektrizitätsmengen aus dem Jahre 2002 wieder eingesetzt.
Noch nicht geklärt ist die komplizierte Suche nach einem Endlager für die hochradioaktiven Abfälle. Mit der äußert schwierigen Aufgabe ist die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) beauftragt – eine Entscheidung über den Standort soll in 2031 gefällt werden.