Deutschlands Manager stehen wie nie zuvor im Kreuzfeuer der Kritik. Eine Mischung aus Milliardenverlusten bei einigen Konzernen, hohen Gehältern und Abfindungen sowie kriminellen Machenschaften lässt das Image der Führungskräfte dramatisch sinken. Anlegerschützer erhoffen sich von der Diskussion mehr Transparenz bei Gehältern und der Kontrolle der Unternehmensführung. Mittlerweile befürchten allerdings manche Experten, dass die Diskussion der Stimmung und dem Standort Schaden kann.
Das Gros wird leitungsorientiert bezahlt
Die Diskussion wird deshalb so emotional geführt, weil die Gehälter bei einigen Großunternehmen nach 2000 stark gestiegen sind, sagt Peter Baumgartner, Geschäftsführer von Mercer Management Consulting in Deutschland. "Es hat diese Erhöhungen zu einem Zeitpunkt gegeben, als die Erträge in diesen Unternehmen nicht mehr so waren wie in der Vergangenheit und als man bereits größere Opfer von den Mitarbeitern gefordert hat." Es gebe sicherlich schwarze Schafe. "Grundsätzlich aber glaube ich, dass das Gros der deutschen Manager über alle Unternehmen hinweg leistungsorientiert bezahlt wird."
Warnung vor Pauschalurteilen
Auch die Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK) warnt vor Pauschalurteilen. "Das ist aber eine notwendige Diskussion, die man längst hätte führen müssen", sagt der SdK-Vorsitzende Klaus Schneider. Deutsche Manager hätten beim Gehalt lange die Angleichung an internationale Usancen gefordert. "Allerdings herrschen hier paradiesische Zustände." Die Gehälter und Optionen seien inzwischen auf internationales Niveau gestiegen. Die Verträge hätten aber oft eine längere Laufzeit und bei Abfindung und Altersversorgung großzügigere Regelungen. "Das sind paradiesische Zustände."
Einige Beispiele heizten die Gümuter auf
Vor allem die Entlohnung bei deutschen Großkonzernen hat zuletzt für Empörung gesorgt. Inklusive Optionen hat DaimlerChrysler-Chef Jürgen Schrempp im vergangenen Jahr laut «manager magazin» mindestens 10,8 Millionen Euro kassiert, SAP-Manager Henning Kagermann kam demnach auf 7,5 Millionen Euro, Josef Ackermann von der Deutschen Bank auf knapp sieben Millionen Euro. Auch die Abfindung für Ex-Telekom-Chef Ron Sommer in Höhe von rund elf Millionen Euro erhitzte angesichts von Dividenden-Ausfall und Milliardenverlusten die Gemüter. Auch BDI-Chef Michael Rogowski forderte mittlerweile, Top-Gehälter zu begrenzen. Die Bezüge sollten nach seiner Einschätzung am Wertzuwachs des Unternehmens gemessen werden. Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) schlug vor, Gehälter und Abfindungen sollten nicht stärker steigen als die Einkommen der Beschäftigten.
Es herrscht kaum Transparenz
Wer wie viel verdient, ist oft selbst für die Aktionäre als Besitzer der Unternehmen nur schwer zu durchschauen. Die meisten Konzerne geben in ihren Geschäftsberichten nur an, wie viel der Vorstand insgesamt bekommt. "Wir brauchen mehr Transparenz", sagt Aktionärsschützer Schneider. Auch die von der Bundesregierung eingesetzte Expertenkommission für eine verbesserte Unternehmensführung und -kontrolle ("Corporate Governance") unter der Führung von ThyssenKrupp-Aufsichtsratschef Gerhard Cromme will eine individuelle Offenlegung der Bezüge durchsetzen. Dabei sollen auch die einzelnen Bestandteile der Vergütung aufgeschlüsselt werden. "Wenn die Leistungsorientierung nicht nur stark eingehalten, sondern auch offen kommuniziert wird, dann wird auch die Kritik an den Managergehältern leiser werden und das Vertrauen in die Unternehmen steigen", hofft die Kommission.
Eine Elite in Verruf
Nicht nur wegen der hohen Gehälter stehen die Chefs in der Kritik. Das «manager magazin» frage neulich gar in einer Titelgeschichte: "Sind Deutschlands Manager kriminell?" Verurteilungen von Ex- Börsenstars wie Bodo Schnabel (Comroad) und Thomas Haffa (EM.TV) und die Ermittlungen gegen Deutsche-Bank-Chef Ackermann und andere im Fall Mannesmann bringen die Wirtschafts-Elite in Verruf. Mittlerweile warnen selbst die Aktionärsschützer vor pauschalen Verurteilungen. "Es gibt, wie immer im Leben, gute und schlechte", sagt Schneider. "Ich würde nicht pauschal sagen, dass wir in Deutschland schlechte Manager haben."