Einfach und günstig – so sind die neuen Spezialprodukte auf dem Versicherungsmarkt. Doch wer für weniger Geld die gleiche Sicherheit wie bei vollwertigen Policen erwartet, hat sich getäuscht. Die Angebote sichern entweder nur kurzfristig ab oder nur bei ganz konkreten Schäden. Wer sich günstig versichern möchte, sollte die Schwachstellen der Angebote kennen. Eine Auswahl im Schnellcheck:
24-Stunden-Unfallversicherung für Kita- und Schulkinder
Aus den Augen, aber immer im Sinn: Wenn Kinder zum Ausflug mit der Kita-Gruppe oder der Schulklasse starten, hoffen Eltern, dass den Kleinen nichts geschieht. Mancher Sturz vom Klettergerüst ist unvermeidbar – aber sind die Sprösslinge zumindest versichert?
Der Anbieter Situative vertreibt über seine App "AppSichern" kurzfristige Unfallpolicen für Kinder. 1,49 Euro kostet die Versicherung für 24 Stunden. Versprochen wird Schutz bei Schulveranstaltungen und Kita-Ausflügen sowie der An- und Abreise. Wer die Kurzzeit-Versicherung abschließt, erhält bis zu 50.000 Euro, wenn das Kind nach einem Unfall bleibende Schäden davonträgt. 10.000 Euro werden gezahlt, falls das Kind tödlich verunglückt.
Was Eltern wissen sollten: Auch ohne diese Police steht den Kleinen ein Unfallschutz zu. "Kinder sind in Kindergarten, Kita und Schule bereits gesetzlich unfallversichert", heißt es beim Verband der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung. Das gilt für die Betreuungszeit ebenso, wie für die An- und Abreise sowie für Veranstaltungen und Ausflüge. Wer die Smartphone-Police zusätzlich abschließt, verliert dadurch aber nicht den gesetzlichen Schutz. Im Schadensfall müssen beide Versicherer zahlen.
Unfallversicherung per App für 48 Stunden
Wer an der Skipiste merkt, dass ihm eine Unfallversicherung fehlt, kann das Smartphone zücken: Neue Versicherungen, die per App abgeschlossen werden, bieten tageweise Unfallschutz auf den letzten Drücker.
Die Ergo Direkt bietet über eine eigene App eine solche Police für 48 Stunden an. 0,99 Euro kostet der Kurzzeit-Schutz. Der Vertrag endet automatisch und sichert neben dem Skifahren auch andere riskante Vorhaben wie Bungee-Sprünge oder Rafting ab. Nach einem Unfall übernimmt der Versicherer Rettungskosten, zahlt Krankenhaustagegeld und 50.000 Euro, falls der Versicherte tödlich verunglückt.
Im Ernstfall wird jedoch schnell klar, warum das Produkt so günstig ist: Anders als bei vollwertigen Versicherungen erhält der Kunde keine größere Summe als Einmalzahlung, wenn er bleibende Schäden davonträgt. Als umfassender Schutz war die mobile Sparversion auch gar nicht gedacht, erklärt der Anbieter: "Wer versäumt hat, eine Versicherung abzuschließen, kann sich per App schnell noch einen Basis-Schutz sichern", heißt es bei Ergo Direkt.
Heizkostenversicherung
Je kälter der Winter, desto größer die Gefahr einer Heizkostennachzahlung. Die Allianz bietet eine Versicherung, die zahlt, wenn es draußen richtig frostig wird. Wer die Kälteschutzversicherung abgeschlossen hat, bekommt jedes Mal einen Festbetrag gutgeschrieben, wenn die Außentemperatur unter einen Grenzwert fällt. Wieviel die Allianz für jedes sinkende Grad zahlt, wird anhand der Wohnfläche und Energieeffizienz des Hauses berechnet. Die Police gilt einmalig von November bis März und endet automatisch.
Brustkrebsdiagnose-Versicherungen
Versicherungen, die vor Krebsdiagnosen schützen, gibt es nicht. Wohl aber solche, die im Diagnosefall zahlen. Anbieter wie AIG Europe oder die Würzburger Versicherung bieten Policen für Frauen an, die einmalig eine größere Summe zahlen, wenn die Versicherte an einer bestimmten Krebsart erkrankt. Bis zu acht frauenspezifische Krebsdiagnosen werden durch die Spezialversicherungen abgedeckt.
Das Produkt der Würzburger Versicherung nennt sich Ladylike Krebs-Schutzbrief. Frauen können die Versicherung wahlweise für Auszahlungen von 25.000 oder 50.000 Euro abschließen. Wegen vorheriger Krebsfälle in der Familie lehnt die Würzburger Versicherung keine Interessentin ab. In diesem Fall werden allerdings höhere Beiträge fällig. Wer bereits in der Vergangenheit an Krebs erkrankte, kann die Absicherung nicht mehr nutzen. Anders sieht das bei der Police Ladyprotect der AIG Europe aus. Hier muss eine Krebsdiagnose nur mehr als drei Jahre zurück liegen.
Verbraucherschützer warnen, dass die Versicherungen nur wenige Krebsdiagnosen abdecken. Außerdem kritisieren sie, dass die Versicherungssummen nur kurzzeitig helfen. Die Policen bieten ein finanzielles Polster. Bei drohender Erwerbsunfähigkeit oder Arbeitslosigkeit wäre die Summe aber schnell aufgebraucht.
Tierkrankenversicherungen
Wird das Haustier krank, müssen Herrchen und Frauchen oft tief in die Tasche greifen. Kosten für Behandlungen und Operationen sind nicht zu unterschätzen. Versicherer wie die Allianz, Helvetia oder die DEVK bieten Krankenversicherungen für Hunde und Katzen an, die den finanziellen Schaden abmildern. Doch erst das Kleingedruckte zeigt, dass Tier-Policen in manchen Fällen wirklich für die Katz' sind.
Tierhalter sollten genau nachlesen, welche Leistungen der Versicherer übernimmt. Zum Beispiel umfassen nicht alle Angebote Kastrationen oder Zahnkorrekturen. Ein weiterer Haken: Bei manchen Tarifen muss der Kunde eine Selbstbeteiligung zahlen. Dazu kommt, dass einige Policen außer in Notfällen nur den zweifachen Kostensatz der Tierarztgebühren erstatten. Tierärzte dürfen aber bis zu dem Dreifachen des Satzes in Rechnung stellen. Die Differenz muss der Tierbesitzer zahlen. Außerdem wichtig: Nicht jedes Haustier kann versichert werden. Bei älteren oder kranken Vierbeinern steht eine Gesundheitsprüfung an.
Musikinstrumentenversicherungen
Ob Musikschüler oder Berufsmusiker: Das eigene Instrument gilt es vor Schäden zu schützen. Eine Hausratversicherung sichert Geige und Co. nur bis zur Wohnungstür ab. Bei Schäden durch den Transport, bei Auftritten oder Proben kommt nur eine Zusatzversicherung auf. Unter anderem bieten die Sparkassenversicherung, die Mannheimer und die Nürnberger Versicherungen solche Policen an. Die Angebote decken eine Vielzahl von Gefahren ab: Geht das Instrument verloren, wird es gestohlen oder vertauscht, ist das ebenso versichert, wie Wasser-, Brand- oder Transportschäden.
Falls ein Schaden am Instrument ein tiefes Loch in die Kasse reißen würde, ist solch eine Police sinnvoll. Doch Vorsicht: Abgesichert wird nur der Zeitwert. Überwiegt der ideelle Wert, hilft nur ein wachsames Auge auf das Instrument.