Ein Telematik-Tarif in der Kfz-Versicherung, was ist das eigentlich? Bei jeder Fahrt überwacht eine App – häufig in Verbindung mit einem Sensor – den Fahrstil. Defensives Fahren wird belohnt, aggressives bestraft. Scharfes Bremsen, rasante Beschleunigung und schnell durchfahrene Kurven mag die App gar nicht. Wer stets vorsichtig fährt, bekommt einen guten "Score" und einen beträchtlichen Rabatt auf seinen Kfz-Tarif.
Interessant bei hohen Prämien
Diese Tarife sind dann spannend, wenn eine hohe Prämie fällig wird, etwa bei Fahranfängern. Sie werden in die teuren Schadenfreiheitsklassen 0 oder ½ eingestuft. Hier führen die Rabattprozente auch zu hohen Rabatten in Euro. Wer hingegen 30 Jahre unfallfrei gefahren ist (SF30), zahlt ohnehin nur noch ein Fünftel der Grundprämie. In einer älteren Ausgabe der "Finanztest" stellte sich ein Redakteur mit guter Schadenfreiheitsklasse der Telematik-Herausforderung. Er fuhr betont defensiv und freute sich jedes Mal über einen hohen Score-Wert. Er zahlte derzeit allerdings nur 329 Euro für seine Kfz-Versicherung. Die könnte auf 291 Euro sinken, das ist eine Ersparnis von weniger als vier Euro im Monat.
Reales Beispiel
"Finanztest" hat nun die Leistungen der Versicherungen überprüft und auch ein lebendes Beispiel aus den eigenen Reihen. Redakteurin Ulrike Schulz hat sich mit 23 Jahren für den Telematik-Tarif der Huk24 entschieden. In fünf Jahren konnte sie mehrere Hundert Euro einsparen. Bei der Huk24 wird ein Sensor an die Scheibe geklebt, der die Daten aufnimmt. Er allein arbeitet aber nicht, zusätzlich muss er via Bluetooth mit dem Smartphone gekoppelt werden. Dort läuft die App während der ganzen Fahrt und ruft auch permanent die GPS-Daten ab. Ulrike Schulz erzielt etwa 15 Prozent Rabatt.
Je nach Versicherung fällt die Rabatthöhe in Prozenten unterschiedlich aus. Bis zu 30 oder gar 40 Prozent Rabatt sind möglich. Dabei ist aber nicht klar, wie der Score genau berechnet wird. Grundsätzlich sollte nicht jeder davon ausgehen, den Top-Wert erreichen zu können. Dafür werden zu viele Faktoren erfasst, die der Fahrer nicht beeinflussen kann. Nachtfahrten wirken sich zum Beispiel negativ aus, können bei Schichtarbeit aber kaum vermieden werden. Das Gleiche gilt für Innenstadtlagen oder Fahrten im Berufsverkehr. Mit einem gelegentlich genutzten Zweitwagen auf dem Land wird man dagegen durchaus Rabatte von 25 Prozent und mehr erzielen können.
Komplizierte Berechnung
Bei der Wahl eines Tarifs sollte man darauf achten, dass die Daten nicht allein durch das Handy gesammelt werden, sondern zusätzlich ein Sensor im Fahrzeug installiert wird. Sonst kann es passieren, dass die App auch Fahrten in anderen Fahrzeugen als Beifahrer auswertet. Auch bei Telematik-Tarifen ist man übrigens nicht auf nur einen Fahrer beschränkt. Zusätzliche Fahrer müssen die App installieren und "eingeladen" werden. Beim Thema Datenschutz sind "Finanztest" keine Missbräuche bekannt, dennoch sind Datenschutzerklärungen intransparent. Kein Versicherer sagt klar, wozu die Daten genutzt werden.
Wie günstig die Telematik-Tarife wirklich sind, lässt sich nur kompliziert berechnen. Das erläutert "Finanztest" anhand einer Musterkundin. Bei der Huk24 kostet sie ein guter Haftpflicht- und Teilkaskotarif 620 Euro im Jahr – mit der Telematik-Option kann sie weitere Rabatte erreichen. Mit einem "anspruchsvollen, aber realistisch erreichbaren Score" von 85 Punkten würde sie 23 Prozent sparen. Das sind immerhin 7 Prozentpunkte mehr, als Redakteurin Schulz schafft. Das ergibt eine Jahresprämie von 477 Euro. Sie könnte aber auch eine Versicherung bei CosmosDirekt abschließen. Die wäre mit 587 Euro im Jahr im Grundtarif auch günstiger als die der Huk24. Mit dem anspruchsvollen Score spart sie 100 Euro, aber den muss sie erst einmal erreichen.
Individuelle Abwägung
Ob sich ein Telematik-Tarif lohnt, muss jeder selbst entscheiden. Wenn man schon von den Grundbedingungen her – wie Schichtarbeit – viele Malus-Faktoren mitbringt, wird man kaum nennenswerte Rabatte erreichen. Das Gleiche gilt für Personen mit sehr guter Schadensfreiheitsklasse. Bei Fahranfängern oder auch Fahrzeugen, die nur gelegentlich bewegt werden, sieht das Bild anders aus. Die disziplinierende Wirkung der Überwachung werden manche als Gängelung empfinden. Man kann Telematik aber auch als verlängerte Fahrstunde betrachten. Die permanente Ermahnung zu einem defensiven Fahrstil wird auch dazu führen, dass der Fahrer sicherer unterwegs ist. So werden weniger Unfälle gebaut und keine weiteren Verkehrsteilnehmer mit einem leichtsinnigen Fahrstil gefährdet.
Die "Finanztest" empfiehlt das besonders günstige Angebot der Huk24.
Den ganzen Test können Sie gegen eine Gebühr hier einsehen.