Gehalt Bekommen Sie 100 Prozent Weihnachtsgeld? Diese Branchen zahlen es

Grund zur Vorweihnachtsfreude: das Weihnachtsgeld
Grund zur Vorweihnachtsfreude: das Weihnachtsgeld
© Getty Images
Alle Jahre wieder kommt das Weihnachtsgeld – doch nicht für jeden. Warum nicht alle Branchen das "13. Gehalt" zahlen, wer am meisten bekommt und wie das mit der Steuer ist.

Wer diesen Monat sein Gehalt überprüft, freut sich möglicherweise: Bei rund jedem zweiten Arbeitnehmer ist es teilweise mehr als doppelt so hoch wie sonst. Der Grund: Das Weihnachtsgeld wird ausgezahlt. Beim sogenannten 13. Gehalt gibt es jedoch viele Irrtümer und Fragezeichen. Das vielleicht größte Missverständnis: Das Weihnachtsgeld ist nicht immer so hoch wie das eigentliche Monatsgehalt.

Zwei Faktoren, die die Höhe des Weihnachtsgelds maßgeblich bestimmen: Ob man nach Tarif bezahlt wird und in welcher Branche man arbeitet. Eine Umfrage der Hans-Böckler-Stiftung gewährt nun Einblick in die Gehälter tausender Arbeitnehmer.

Tarif und Branche bestimmen Höhe des Weihnachtsgelds

An der Online-Umfrage, die zwischen Anfang Oktober 2024 und Ende September 2025 lief, nahmen mehr als 58.000 Personen teil. Das wichtigste Ergebnis: Nur rund die Hälfte aller Beschäftigten in Deutschland (51 Prozent) erhält Weihnachtsgeld.

Glück hat, wer nach Tarifvertrag bezahlt wird: Bei diesen Beschäftigten beträgt der Anteil laut der Umfrage der Hans-Böckler-Stiftung 77 Prozent. Die Höhe variiere zwischen 250 und mehr als 4200 Euro, teilte das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) der Stiftung mit.

Außerdem unterscheidet sich die Höhe des Weihnachtsgelds je nach Branche. Während in einigen Bereichen 110 Prozent des Gehalts gezahlt wird, müssen sich manche Arbeitnehmer mit 50 Prozent mehr zufriedengeben.

Wie sich das Weihnachtsgeld nach Branche unterscheidet

Beschäftigte in bestimmten Branchen erhalten ein zusätzliches 13. Monatsgehalt, das 100 Prozent ihres regulären Monatsgehalts entspricht. Dazu gehören:

  • chemische Industrie
  • Energiewirtschaft
  • Süßwarenindustrie
  • Deutsche Bahn AG
  • privates Bankgewerbe
  • westdeutsche Textilindustrie
  • privates Transport- und Verkehrsgewerbe

In der Eisen- und Stahlindustrie wird sogar ein Bonus von 110 Prozent des Monatsgehalts gezahlt, da hier Weihnachts- und Urlaubsgeld zu einer Sonderzahlung für das Jahr zusammengefasst wurden.

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Im Öffentlichen Dienst ist die Spanne beim Weihnachtsgeld besonders weit: Sie beträgt bei den kommunalen Arbeitgebern, die für die Auswertung berücksichtigt wurden, je nach Vergütungsgruppe zwischen 52 und 85 Prozent des Gehalts.

Wie hoch ist das durchschnittliche Weihnachtsgeld?

Anders als die Hans-Böckler-Stiftung teilte das Statistische Bundesamt vergangenen November mit, dass sogar gut 86 Prozent aller Beschäftigten mit Tarifvertrag Weihnachtsgeld bekommen – es berücksichtigt laut WSI aber auch alle Jahressonderzahlungen mit Auszahlung im November oder Dezember. Im Durchschnitt betrug das Weihnachtsgeld in Deutschland im vergangenen Jahr laut Statistik 2987 Euro brutto gerechnet auf eine Vollzeitstelle.

Die Höhe der Zusatzzahlung stieg damit um 6,3 Prozent im Vorjahresvergleich. Das Weihnachtsgeld werde in den meisten Fällen als fester Prozentsatz vom Monatsentgelt berechnet, erläuterte das WSI. In Branchen mit höheren Löhnen habe sich so auch das Weihnachtsgeld in diesem Jahr entsprechend erhöht. Nur in wenigen Branchen ist demnach ein Pauschalbetrag vereinbart.

Das Weihnachtsgeld wird laut der WSI-Umfrage öfter in West- als in Ostdeutschland gezahlt (53 Prozent der Beschäftigten gegen 41 Prozent). Bei Vollzeitbeschäftigten sei es verbreiteter als bei Teilzeitbeschäftigten; Männer erhalten die Sonderzahlung demnach häufiger als Frauen.

Wie Weihnachtsgeld besteuert wird

Bei all der Vorfreude auf das zusätzliche Geld sollte man nicht vergessen: Egal ob Weihnachtsgeld, Bonuszahlungen oder Gewinnbeteiligungen – alle finanziellen Zusatzzahlungen des Arbeitgebers sind steuerpflichtig.

Ärgerlich ist: Da das Monatsgehalt zusammen mit der Sonderzahlung überwiesen wird, erhöht sich auch der eigene Steuersatz. Das bedeutet, dass man in diesem Monat mit höheren Abzügen, zum Beispiel bei der Lohnsteuer und der Kirchensteuer, rechnen muss. Dadurch bleibt letztlich weniger Netto vom Brutto.

Wer in einem Monat zu viel Steuern gezahlt hat, kann sich das Geld aber im nächsten Jahr über die Steuererklärung vom Finanzamt zurückholen.

Die Vereinigte Lohnsteuerhilfe (VLH) erklärt in einem Beispiel die Auswirkungen auf die Nettosumme so:

  • Ein Arbeitnehmer mit Lohnsteuerklasse 1, ohne Kinder, erhält ein Monatsbrutto von 3.500 Euro.
  • Er ist gesetzlich kranken- und rentenversichert, zahlt einen Krankenkassen-Zusatzbeitrag von 1,5 Prozent und keine Kirchensteuer.
  • Ende November 2025 erhält er zusätzlich 2.000 Euro Weihnachtsgeld.

Das Jahresbruttogehalt dieses Arbeitnehmers beträgt ohne Weihnachtsgeld 42.000 Euro. Laut Berechnungen des Bundesfinanzministeriums fallen darauf 5281 Euro Lohnsteuer an. Mit dem Weihnachtsgeld erhöht sich das Jahresbruttogehalt auf 44.000 Euro, wodurch die Lohnsteuer auf 5768 Euro steigt. Die Differenz von 487 Euro wird also auf das Weihnachtsgeld angerechnet.

Wo kein Weihnachtsgeld gezahlt wird

Unter den großen Wirtschaftszweigen sind Tarifbranchen ohne Weihnachtsgeld oder vergleichbare Sonderzahlungen eher die Ausnahme. Im Gebäudereinigungshandwerk und in der Floristik gibt es beispielsweise kein Weihnachtsgeld.

Das gilt auch für das ostdeutsche Bewachungsgewerbe, während in einigen westdeutschen Regionen das Weihnachtsgeld erst nach einer bestimmten Anzahl an Berufsjahren gezahlt wird.

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