Weihnachten – das Fest der Liebe wird im wohlfühligen, geborgenen Umfeld der Familie gefeiert. So zumindest die Geschichte, die uns in Filmen, der Werbung oder auch in Gesprächen mit Freund:innen begegnet. Für den ein oder anderen, der Weihnachten feiert, mag es ja fröhlich und besinnlich zugehen. Doch in vielen Familien passiert an den Feiertagen das genaue Gegenteil: Konflikte am Esstisch, Enttäuschungen über die geschenkten Ohrringe oder es kriselt in der Partnerschaft.
Mit der Familie kommt in vielen Häusern und Wohnungen eine explosive Mischung zusammen. In einer Umfrage des Meinungsforschungsgsinstituts YouGov gibt bald ein Viertel der Befragten an, immer oder zumindest gelegentlich über Weihnachten zu streiten. Für die Umfrage wurden etwas mehr als 2000 Personen befragt.
Streit an Weihnachten meist über Organisation der Festtage
Warum sich Familie oder Paare an den Feiertagen in die Haare kriegen, ist unterschiedlich. Ein Drittel streitet sich über den Ablauf und die Organisation des Festes. Bei einem Viertel sorgen Beziehungsprobleme für Konflikte und 19 Prozent der Befragten zanken sich wegen der Aufgabenverteilung. Die meisten Streits gibt es mit den eigenen Eltern (35 Prozent) oder der besseren Hälfte (36 Prozent).
Dabei wünschen sich die meisten einfach nur ein harmonisches Fest. Schon die Ramones sangen: "Merry Christmas, I don’t want to fight tonight" (Fröhliche Weihnachten, ich möchte mich heute Abend nicht streiten). Doch oft bleibt dies nur ein frommer Wunsch.
Warum es immer wieder ausgerechnet an Heiligabend kracht, fängt schon bei den Erwartungen an. Durch das herrschende Narrativ von einer besinnlichen Weihnacht, sehnen wir uns sehr nach einem schönem, besinnlichen Fest. Der Baum soll besonders schön sein, die Wohnung in feinem Glanz erscheinen und jeder soll sich über sein Geschenk freuen.
Sieben Tipps fürs Festessen: So geraten Sie an Weihnachten nicht in Stress

Tipps für eine bessere Streitkultur
Wenn wir ehrlich sind, läuft vor allem bei so viel Druck gerne auch was schief: der Braten ist etwas verbrannt, Oma gefallen die selbstgestrickten Wollsocken nicht oder am Tisch enfesselt sich plötzlich eine Grundsatzdebatte über die Klimakrise. Schnell kommen zu dem Perfektionsgedanken noch ungelöste Konflikte auf den Tisch.
Natürlich sind Streits nicht per se schlecht und es kann auch wichtig für unsere Beziehungen sein. Wir können uns aber für die Feiertage rüsten und dafür sorgen, dass nicht jeder Streit sofort völlig eskaliert. Das kann das Fest für alle Beteiligten weniger stressig machen. Was hilfreich ist:
- Gute Vorbereitung: Für eine friedlichere Weihnacht sollten wir schon vor dem Fest ein paar Punkte klären. Also: Welche Erwartungen gibt es an die Feiertage? Wissen alle Bescheid, kann sich jeder darauf einstellen und bereits im Vorfeld können Kompromisse ausgehandelt werden.
- Aufgabenverteilung: Auch wer welche Aufgabe übernimmt, sollte schon vorher klar sein. So können Familien vermeiden, dass am Ende nur eine Person fast alle Vorbereitung erledigen muss.
- Nicht zu viel erwarten: Wenn wir einmal ehrlich sind, wünschen sich viele zu Weihnachten nicht weniger als Perfektion. Doch die werden wir nie erreichen. Also: Erwartungen etwas herunterschrauben. Auch mit ein bisschen viel Salz in der Suppe oder dem unpassenden Geschenk kann es ein schönes Fest werden!
- Bei sich bleiben: Statt mit Vorwürfen um sich zu werfen, ist es besser, bei den eigenen Gefühlen und Probemen zu bleiben. Denn: Niemand wird gerne angegriffen. Also statt zu sagen: "Du hast den falschen Christbaum gekauft!" Sagen Sie besser: "Ich wollte es für alle schön machen und die krumme Tanne sorgt bei mir für Stress und Frust!" In manchen Situationen kann ein Angriff auch sinnvoll sein und befreiend wirken. Wir sollten aber im Streit trotzdem respektvoll bleiben.
- Lauter wird das Argument nicht besser: In Rage kann der ein oder andere gerne Mal laut werden. Doch: Das macht den eigenen Standpunkt nicht stärker. Ganz im Gegenteil: Es kann das Gegenüber verstummen lassen und es versteht den Punkt gar nicht. Besser ist es, mit einer normalen Stimme zu sprechen.
- Niemand macht etwas "immer": Im Konflikt neigen wir zu Verallgemeinerungen. Doch für die oder den Beschuldigten ist es extrem frustrierend, wenn sie an den Kopf geworfen bekommt, dass sie "immer" oder "nie" etwas macht.
- Einmal durchatmen: Wir müssen bei einem Streit nicht sofort mit Argumenten um uns werfen und blitzschnell sagen, was uns einfällt. Besser ist es, ein paar Mal tief ein – und auszuatmen, bevor wir den nächsten Satz im Streit sagen.
- Keine alten Kamellen aufwärmen: Es bringt nicht viel, wenn Sie jedes Mal aufs Neue wieder ein Thema zur Sprache bringen, wenn sie sich wieder einmal streiten. Vielleicht hat Ihr Gegenüber schon versucht, etwas zu ändern und wird so nur frustriert. Besser: Schließen Sie in einem Streit das behandelte Thema wirklich ab und wärmen es nicht immer wieder auf.
- Die Todsünden weglassen: In einem Konflikt gibt es einfach Dinge, auf die wir lieber verzichten sollten. Beschimpfungen, Ironie oder Sarkasmus helfen nicht dabei, einen Konflikt zu lösen. Dafür kann ein Schimpfwort oder ein sarkastische Bemerkung das Gegenüber tief verletzen.
Quellen: YouGov, DAK, Psych Central