Reaktion auf Hass-Post So kam Dunja Hayali auf die Idee mit der schlagfertigen Antwort

Es war nicht der erste hasserfüllte Brief an sie. Dunja Hayali hat einen anonymen Brief an sie auf Facebook gepostet. Nun erklärt sie, warum sie den Brief öffentlich gemacht hat.

Dunja Hayali, 41, wollte einen beleidigenden Brief an sie nicht stillschweigend hinnehmen. "Viele bekommen gar nicht mit, wie verbreitet dieser Hass inzwischen ist", sagte die ZDF-Moderatorin der Deutschen Presse-Agentur. Das sei einer der Gründe gewesen, den anonymen Brief am Donnerstag auf Faceook zu veröffentlichen. "Am Anfang habe ich daran gedacht, den Briefschreiber zu ermitteln, aber es gibt keinen Absender, gar nichts", sagte Hayali. "Die Alternative war deshalb, nichts zu machen oder mit Humor zu reagieren." Inzwischen hat sie viel Zustimmung bekommen.

Der Briefschreiber, der sich als "gesetzestreuer, hochqualifizierter Bürger" bezeichnet, hatte die Moderatorin mit etlichen Beleidigungen bedacht, zum Teil mit ausländerfeindlichem Tenor. Hayali reagierte mit Ironie: "Ich hätte Ihnen gern privat geantwortet, aber ohne Absender war mir das nicht möglich", schrieb sie auf Facebook. "Deshalb antworte ich Ihnen nun öffentlich. Dass Sie "gesetzestreu" und "hochqualifiziert" sind, würde ich jetzt mal ganz vorsichtig anzweifeln. Mit allem anderen haben Sie natürlich recht."

Dunja Hayali findet einige Dutzend Fehler

Den Brief hat Hayali am Rand mit Strichen für jeden Fehler des Absenders versehen. Es sind einige Dutzend zusammengekommen, für falsche Rechtschreibung und falsche Zeichensetzung, zum Teil gleich mehrere in einer Zeile. "Und ich nehme nicht für mich in Anspruch, jeden Fehler gefunden zu haben, geschweige denn, dass ich selbst fehlerfrei bin", sagte Hayali.

Beleidigende Post ist die ZDF-Moderatorin gewohnt: "Ich bekomme schon einige solcher Zuschriften, nicht nur einmal in der Woche", sagte sie. "Aber ich bekomme auch viel unfassbar positive Briefe." Auf alle Zuschriften zu reagieren, sei unmöglich. "Ich mache das, wenn ich merke, dass Interesse am Austausch besteht." Den Einfall, die Rechtschreib- und Kommafehler des Absenders mit Rotstift zu markieren, hatte die Journalistin schon beim ersten Lesen: "Ich hatte Probleme, den Brief zu verstehen und musste mich da richtig durchwühlen. Da ist mir die Idee gekommen, die Fehler anzustreichen."

"Wie wollen wir damit umgehen?"

Der Bundesvorsitzende des Deutschen Journalisten-Verbands (DJV), Frank Überall, hält Hayalis Reaktion für passend: "Ich finde, das ist der richtige Weg, das so zu veröffentlichen und nicht auf die Beschimpfungen und Beleidigungen einzugehen. Zugespitzte Zuschriften an Medien habe es immer gegeben. "Aber da hat sich in den vergangenen Jahren etwas verändert bis hin zu Kampagnen, sich auf einzelne Journalisten einzuschießen. Das finden wir schwerpunktmäßig im Internet und auch anonym", sagte Überall. "Es ist die große Frage, wie wollen wir damit umgehen?"

Man müsse sich als Journalist fragen, wie viel Kraft man dafür investieren könne und wolle, darauf zu reagieren. Die Zuschrift an Dunja Hayali sei ganz klar beleidigend. "Da kann man inhaltlich nicht mehr drauf antworten." Auch deshalb sei es richtig gewesen, mit der Veröffentlichung exemplarisch zu zeigen, in welche Richtungen manche Zuschriften gehen.

Zunahme an Hass-Kommentaren

Nach Angaben des ZDF sei in den vergangenen zwei Jahren eine Zunahme an Hatespeech-Kommentaren bei Facebook zu beobachten, beginnend mit dem Ukraine-Konflikt. "Durch das Auftreten der AfD und der Flüchtlingsproblematik hat sich die Zahl der Hatespeech-Kommentare deutlich vergrößert", teilte das ZDF auf Anfrage mit. "Wir beobachten auch eine Verrohung der Sprache und des Gedankenguts: Folter- und Morddrohungen gegen andere User, allgemein menschenverachtende, rassistische Sprache."

Dunja Hayali sagte, sie sei froh, dass die Reaktionen auf die Veröffentlichung in den sozialen Medien überwiegend positiv seien. "Es gibt aber auch Kommentare wie "Das geschieht ihr ganz recht, so wie sie mit ihren Kritikern umgeht." Bis Freitagnachmittag gab es auf ihrem Facebook-Account bereits mehr als 22.400 "Gefällt mir", "Wütend" oder "Haha"-Markierungen. Unter dem Post stehen gut 6100 Kommentare, oft voller Anerkennung für Hayalis Umgang mit dem beleidigenden Brief - und mit viel Spott über die eingeschränkten Rechtschreibkenntnisse des Absenders.

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DPA
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