Das elfstöckige Hotel macht auf historisch und gediegen, ist aber erst zwei Jahre alt und wie geschaffen für hohen Besuch. Das beginnt mit der Lage, die exklusiver nicht sein kann. Das Haus Nummer 3 der Twerskaja-Straße gehört zu den ersten Adressen. Hier beginnt Moskaus edler Boulevard nach Norden, eine Einkaufsstraße mit vielen monumentalen Gebäuden noch aus der Stalin-Ära.
In nur wenigen Gehminuten könnte Familie Obama auf dem Rotem Platz stehen, vor dem Lenin-Mausoleum, der Basilius-Kathedrale, dem Kaufhaus Gum oder Bolschoi-Theater. Schon immer stand an dieser zentralen Stelle Moskaus ein Hotel. Im 19. Jahrhundert das Paris, ab 1970 das Intourist, ein vertikaler Riegel aus Beton und Glas. Erst 2002 brachten Perestrojka und Abrissbirne den Inbegriff sowjetischer Gastfreundschaft zu Fall.
Mit dem Geld eines Türken und eines Kasachen entstand an diesem historischen Ort das Ritz-Carlton. Gleich nach der glamourösen Eröffnung im Juli 2007 rückte das Haus mit dem Restaurant Jeroboam in den Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens. Denn das Ritz-Carlton zieht wegen der höchsten Preise wohlhabende und neureiche Moskauer an. Im Keller lagern teuerste Bordeaux-Weine vom Château Petrus und Champagnerflaschen des Jahrgangs 1907, die von einem in der Ostsee gesunkenen Schiff kürzlich gerettet wurden. Das "Zarenfrühstück" für zwei Personen kostet 3000 US-Dollar: Kobe-Rindfleisch und Beluga-Kaviar inklusive.
Wo Moskau sich zum Chillen trifft
In der Lobby glänzen Marmor und mit Blattgold geschmückte Säulen. Schwere Kronleuchter und Vorhänge, dunkle Hölzer und Teppiche beschwören die alte Zarenzeit herauf. An normalen Tagen hängen auch muskulöse Bodyguards mit Sprechfunkgeräten in den Polstermöbeln ab, während Pianist und Bassist leisen Jazz intonieren. Ganz anders ist die Atmosphäre in der Bar im obersten Stockwerk. Unter der gläsernen Dachkuppel steht modernes Chill-out-Mobiliar. Statt Blini und Kaviar werden Sushi und Sashimi serviert und an die Wände Videoclips von Fashion-TV projiziert.
Ein Bielefelder ist Herr im Hause: Hoteldirektor Oliver Eller kennt die Welt und die Ansprüche von Reisenden. Vor der Eröffnung in Moskau war der 40-Jährige bereits Chef des Ritz-Carlton in Wolfsburg, arbeitete in Sharm el Sheik, Bahrain und im Schlosshotel Berlin. Das Organisationskomitee des Weißen Hauses hat bei ihm gleich das gesamte Hotel mit seinen 334 Zimmer und Suiten angemietet.
Familie Obama residiert bis Mittwoch im elften Stock, in der mit 237 Quadratmetern größten Suite der Stadt. Die Energieversorgung und Telekommunikationsleitungen der fünf Räume erfolgen separat vom Rest des Hauses. Die gepanzerten Fenster reichen bis zum Boden, die Zwiebeltürme und weitere Sehenswürdigkeiten Moskaus liegen zum Greifen nahe. Wenn in wenigen Tagen der Präsidentenkonvoi weiter zum Gipfeltreffen der G8-Staaten nach Italien gezogen ist, lassen sich die regulären Zimmer wieder reservieren, ab 363 Euro pro Nacht. Auch die von Obama bewohnte Suite ist dann wieder zu haben: ab 12.000 Euro. Plus Frühstück.
Infos |
Unterkunft: The Ritz-Carlton Moscow, Tverskaya Street 3, Mokau 125009 Russland, Tel. +7 495 225 8888, www.ritzcarlton.com |