60 Jahre Care-Paket "Schokolade war unser Highlight"

Millionen Menschen lebten vor 60 Jahren in den Ruinen des Zweiten Weltkriegs - Nahrung, Kleidung und Medikamente waren knapp. Damals wurde "Care" zum Zauberwort in Deutschland. Jetzt helfen die Pakete anderen.

Es waren die Hilfspakete aus den USA, die nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs die Not leidende Bevölkerung vor allem mit Lebensmitteln versorgte. "Mit Care verbindet sich für die Bundesrepublik Deutschland die Erinnerung an ein großes Werk der Humanität", sagte der Ex-Außenminister Hans-Dietrich Genscher (FDP) einmal. Die ersten 35.700 Care-Pakete für Deutschland kamen am 15. Juli 1946 mit dem amerikanischen Frachter "American Ranger" in Bremen an.

Viele erinnern sich noch an Schokolade

Es sind die süßen Sachen, an die sich viele Kinder von damals noch heute erinnern. "In der Schule gab es einmal in der Woche immer mittwochs Schokolade. Das war unser Highlight", sagt der gebürtige Bremerhavener Uwe Karsten (65). "Das war Hershey-Schokolade, das werde ich nie vergessen." Klaus Bunnenberg (66) aus Bremen sagt: "Schokolade, da stehe ich heute noch drauf." Auch Rita Hochbaum ist die in der Schule verteilte Blockschokolade besonders in Erinnerung geblieben. "Uns wurde gesagt, die kommt aus den Care-Paketen aus Amerika."

Gegründet wurde die private Hilfsorganisation "Cooperative for American Remittances to Europe" (Care) im November 1945 von 22 amerikanischen Wohlfahrtsorganisationen. Diese humanitäre Hilfe legte in den Köpfen vieler Menschen den Grundstein für eine lange deutsch-amerikanische Freundschaft. Ganz im Zeichen dieser Freundschaft stand der Besuch von US-Präsident George W. Bush, der gerade auf Einladung von Bundeskanzlerin Angela Merkel Mecklenburg-Vorpommern besucht hat. Seit Kriegsende reisten elf US-Präsidenten nach Deutschland. Bush kommt bereits zum dritten Mal.

Deutschland-Büro wurde 1960 geschlossen

Am 30. Juni 1960 endeten die Hilfslieferungen und das Care-Büro in Bad Godesberg wurde geschlossen. Nach Angaben der Organisation wurden bis zu diesem Zeitpunkt mehr als 9,5 Millionen Care-Pakete in Westdeutschland und Berlin verteilt. Weitere rund 82.000 Pakete gingen in die sowjetische Besatzungszone. Der Wert der Care-Hilfe betrug in den 14 Jahren nach damaliger Berechnung 362 Millionen Mark.

Das steckte im Care-Paket

Die ersten Care-Pakete stammten aus den Beständen der US-Armee. Ursprünglich waren sie dafür gedacht, während des Zweiten Weltkriegs jeweils zehn Soldaten mit einer Mahlzeit zu versorgen. Im März 1947 waren die Bestände verbraucht und die 1945 von 22 amerikanischen Wohlfahrtsorganisationen gegründete Hilfsorganisation "Cooperative for American Remittance to Europe" (Care) packte die Pakete selbst.
Zur Grundausstattung gehörten: je ein Pfund Rindfleisch in Kraftbrühe, Steaks und Nieren, Leber, Corned Beef, Speck, Schweineschmalz, Aprikosen-Konserven, Honig, Rosinen, Schokolade und pulverisierte Eier. Zudem: 750 Gramm "Prem" (Fleisch zum Mittagessen) und jeweils ein Kilo Margarine, Zucker, Vollmilch-Pulver und Kaffee. Bis zum Ende der Care-Hilfe am 30. Juni 1960 wurden in Westdeutschland und Berlin mehr als 9,5 Millionen Pakete verteilt.

Doch diese Idee einer beispiellosen Hilfsaktion, die vor allem im zerstörten Nachkriegsdeutschland die Not zigtausender Menschen linderte, lebt weiter. Care International koordiniert heute in Brüssel die Arbeit von zwölf Mitgliedsorganisationen. Hunderte Hilfsprogramme werden in rund 70 Ländern in Afrika, Asien, Lateinamerika, im Nahen Osten sowie in Europa betreut. Im Mittelpunkt der Arbeit stehe die globale Armutslinderung, sagt Thomas Schwarz von Care International Deutschland.

Immer mehr Aufgaben

Heute sind es nicht nur Pakete mit Lebensmitteln und Kleidung. In Kriegs- und Katastrophengebieten kümmert sich Care um Notunterkünfte, beugt mit sauberen Trinkwasser und Medikamenten dem Ausbruch von Seuchen vor. Mit Wiederaufbauprogrammen erleichtert die Organisation denen, die alles verloren haben, den Neuanfang. 2005 standen vor allem Projekte in den vom Tsunami betroffenen Gebieten in Südostasien und nach dem schweren Erdbeben in Pakistan im Mittelpunkt der Care International Deutschland. "Wer alles verliert, braucht unseren Beistand."

Aus Anlass des 60. Geburtstages werden in diesem Jahr insgesamt 60 Prominente "ihr" Care-Paket mit persönlichen Andenken, signierten Souvenirs oder bei gemeinsamen Treffen packen. Die ersten zehn Jubiläumspakete wurden bereits bei eBay versteigert. So brachte ein privates Candle-Light-Diner mit TV-Moderator Roger Willemsen 2810 Euro. Nach Angaben von Care kamen insgesamt rund 6200 Euro zusammen. Die zweite Runde startet am 15. Juli. Zehn Tage lang werden die Pakete, unter anderem geschnürt von Vize-Kanzler Franz Müntefering (SPD) und Schlagerstar Udo Jürgens, versteigert.

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Vera Jansen/DPA

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