Wer clever ist, wartet nicht, bis es wehtut oder ihn gar der Schlag trifft. Ob Kariesloch oder Lungenkrebs - in vielen Fällen sind Krankheiten kein unausweichliches Schicksal. Wer seinen Körper pflegt und sich vor sinnvollen Untersuchungen nicht drückt, kann sein Risiko deutlich vermindern. Acht Menschen erzählen dem stern, wie und warum sie auf sich achten
Sonja Zietlow, 34, legt Wert auf gute Zahnpflege,´RTL-Moderatorin.
"Ich gucke bei Menschen immer zuerst auf die Zähne, nicht auf den Po oder die Hände. Für mich ist Zahnpflege superwichtig. Schon meine Mutter bestand auf regelmäßiger Kontrolle. Als Kind hatte ich eine Spange, die fand ich schick mit diesem orangefarbenen Döschen um den Hals. Im Laufe der Jahre habe ich Amalgam-Füllungen gegen Keramik-Inlays austauschen lassen. Gold habe ich nur in einer halben Krone ganz hinten. Ich habe halt als Kind nicht so in den Ecken geputzt. Und jetzt fällt es mir schwer, mich nach über 30 Jahren Zähneputzen an die neue Putztechnik zu gewöhnen, die mir die Prophylaxe-Helferin erklärt hat. Zur Vorsorge-Behandlung gehe ich etwa alle vier Monate, eine Stunde lang, und lasse meine Zähne reinigen, mit Fluor behandeln, Zahnstein entfernen und so weiter. Wer das macht, dem kann eigentlich nichts mehr passieren. Es ist bescheuert, dass das nicht von den gesetzlichen Kassen bezahlt wird. Man müsste doch Vorsorge honorieren, zumal man später dadurch Arztkosten einsparen könnte.
Ich putze meine Zähne dreimal am Tag. Immer mit meiner superduperultramegaschnellen elektrischen Zahnbürste und hin und wieder mit Zahnseide. Abschminken und Zähneputzen gehören für mich zusammen - egal, wie spät es nachts wird. Da ich Tee nur im Winter und Kaffee nie trinke, zudem nicht rauche, habe ich glücklicherweise weiße Zähne.
Zu meinem Zahnarzt in Köln gehe ich auch regelmäßig. Ich habe den Vorteil, dass er mein Schwager ist. Man muss seinen Zahnarzt einfach mögen, damit man keine Angst hat, sonst sollte man ihn wechseln. Es gibt genug gute, aber natürlich auch viele abschreckende Zahnärzte: Meinem zukünftigen Mann hat eine Ärztin alle gesunden Zähne runtergeschliffen und sie überkront. Der hat man später die Approbation entzogen.
Man sollte mit seinem Zahnarzt reden können, sich alles erklären lassen und auch sagen, wenn einem was nicht passt. So läuft das bei mir. Mein Schwager ist echt ein Freak, der ist, glaube ich, früher mal ein Zahn gewesen."
Vito Reps, 7, trägt schon sein ganzes Leben Brille, Schulanfänger
Vitos Mutter Claudia erzählt: "Ich hatte gelesen, dass man schon mit Babys zum Augenarzt gehen sollte. Der hat Messgeräte, die es beim Kinderarzt nicht gibt. Als brave Mutter bin ich also mit meinem Erstgeborenen da hinmarschiert. Vito war sechs Monate alt. Er wurde untersucht, unter anderem mit pupillenvergrößernden Augentropfen. Als wir die Praxis verließen, hatten wir ein Rezept für eine Brille in der Hand!
Vito hatte auf beiden Augen +4 Dioptrien. Er ist schwer weitsichtig, weil sein Augapfel zu kurz ist. Ein innerer Augenmuskel konnte das bis zu einem gewissen Grad ausgleichen, aber das ist sehr anstrengend. Kinder ermüden deshalb schneller und schlafen viel. Wäre ich nicht beim Arzt gewesen, hätte Vito mit drei Jahren wahrscheinlich geschielt, was bedeutet hätte: Augen abwechselnd abkleben, viel zu spät eine Brille tragen und womöglich Operationen. Das alles konnten wir Vito ersparen. Im Laufe der Jahre haben sich die Dioptrienwerte weiter verschlechtert, hinzugekommen war eine beidseitige Hornhautverkrümmung. Sie wurde regelmäßig untersucht. So bemerkten wir, dass sie sich auf dem linken Auge schon wieder ausgewachsen hat. Die Brillengläser werden regelmäßig neu angepasst, und ich hoffe natürlich, dass sich die Werte positiv verändern, bis Vito erwachsen ist. Wenn nicht, kann er sich später eventuell lasern lassen. Natürlich gehen wir einmal im Jahr zur Kontrolle, zumal hin und wieder Gestelle kaputtgehen oder sich verbiegen, das bleibt bei Kindern nicht aus. Ich achte beim Kauf auf stabile Modelle und nehme die dünneren Kunststoffgläser. Die kosten um die 50 Euro plus etwa 80 Euro für das Gestell.
Vito hatte zum Glück nie Probleme damit, eine Brille tragen zu müssen. Manchmal vergisst er sogar, sie abends abzunehmen. Dann geht er ins Bett um zu lesen und schläft mit der Brille auf der Nase ein."
Elke Schuster, 47, geht zweimal im Jahr zum Gynäkologen, Management-Assistentin
"Mit fünfzehn war ich zum ersten Mal beim Frauenarzt. Seitdem gehe ich wirklich zweimal im Jahr zur Vorsorge. Zum Glück! Vor zwei Jahren stellte mein Gynäkologe eine "Erosion am Muttermund mit beginnenden atypischen Zellstrukturen" fest.
Der übliche Abstrich hatte einen PAP-Wert von drei bis vier ergeben, ein Zeichen für etwas Atypisches, das ohne Feststellung womöglich bösartig geworden wäre. Im Ultraschall war die Erkrankung der Gebärmutter zu erkennen, außerdem wurden kleine Myome im Uterus und Zysten in den Eierstöcken entdeckt. Ich musste anderthalb Jahre lang Hormontabletten und einige Zeit Anti-Entzündungsmedikamente einnehmen.
Heute ist alles wieder in Ordnung. Im schlimmsten Fall hätte ich vielleicht operiert werden müssen, und man hätte mir die Gebärmutter entfernt. Ich bin nicht mehr 20, habe zwei Kinder und möchte keine mehr, also wäre es kein Drama gewesen. Aber ich denke, man sollte möglichst alle Organe behalten, die zum Körper gehören. Sicher denkt man in so einer Situation auch über Krebs nach, zumal bei mir vor neun Jahren Verdacht auf Leukämie bestand.
Aber ich bin ein positiver Mensch, ich würde kämpfen, alles versuchen, in Selbsthilfegruppen gehen. Vor allem kann ich nur jedem raten, zu einem Arzt zu gehen, bei dem man ein gutes Gefühl hat, und sich regelmäßig untersuchen zu lassen. Ich habe eine Mammographie gemacht, meinen Hormonspiegel messen und meine Knochendichte wegen Osteoporose feststellen lassen. Auch meine heute 19-jährige Tochter habe ich schon vor sieben Jahren zum Frauenarzt mitgenommen, damit sie dort alles kennen lernt."
Thomas Koschwitz, 47, wieder fit nach einem Schlaganfall, TV-Moderator
"Ich habe richtig Schwein gehabt. Mir geht es wieder gut, weil ich mein Leben geändert habe. Gleich gehe ich in ein Cafe und schmökere in meinem Ken Follett. Vor meinem Schlaganfall gab es keine Mußestunden. Auf einer Parkbank in der Sonne zu sitzen, das bedeutete für mich früher Urlaub, das tut man doch nicht an einem Berufstag!
Vor knapp zehn Jahren diagnostizierte ein Arzt bei mir Bluthochdruck. Ich war Nichtraucher und joggte, aber ich wog 109 Kilo, ich war und bin beim Essen ein Genussmensch. Das Thema Schlaganfall kam mir nicht in den Sinn, das betrifft ja nur über 60-Jährige. Es kam auch nicht zur Sprache, und ich wusste nicht, dass hoher Blutdruck dazu führen kann. Ich beschloss also abzunehmen und bekam zusätzlich Betablocker. Das Problem war: Diese Medikamente machten mich impotent, man kriegt keinen hoch und hat auch keine Lust mehr. Darüber redet keiner, ich weiß. Habe ich damals auch nicht, ich wollte nur wieder raus aus dieser Chemiefalle. Ich nahm 25 Kilo ab, prüfte regelmäßig den Blutdruck, joggte und ging ins Fitnessstudio. Ich war auf einem gutem Weg. Dachte ich. Ein Jahr vor dem Schlaganfall hörte ich auf mit der Prüferei. Es war so langweilig, immer denselben Wert zu messen. Das aber war ein fataler Irrtum! Bekannte haben mich eine Woche vor dem Schlaganfall angesprochen, ich sähe so braun aus, ob ich im Urlaub gewesen wäre? Ich habe nicht geschnallt, dass mein gut durchblutetes Gesicht ein Zeichen für zu hohen Blutdruck war. Am 4. Oktober 2002 traf mich der Schlag. Kurz vor einer Fernsehsendung ließ ich mich ins Krankenhaus bringen. Diagnose: Wallenberg-Syndrom, also eine schwere Durchblutungsstörung am Hirnstamm - drei Wochen Krankenhaus, acht Wochen Reha. Ich habe in dieser Zeit so viel erlebt, dass ich ein Buch* darüber schreiben musste.
Ich hatte zum Zeitpunkt des Schlaganfalls noch nicht einmal einen Hausarzt. Heute habe ich eine wunderbare Ärztin in Berlin, zu der ich alle 14 Tage gehe. Diesen Rhythmus werde ich auch in Zukunft beibehalten. Ich fange wieder an zu joggen, aber langsam. Ich gehe zur Krankengymnastik. Ich werde noch einige Monate unter Schwindelanfällen leiden, solange fahre ich kein Auto. Und das Wichtigste: Ich messe wieder alle zwei Tage meinen Blutdruck mit einem geeichten Gerät aus der Apotheke. Mein Motto heißt nur noch: Gute Laune bewahren und - ruhig Blut!"
* Thomas Koschwitz: "Was macht der Schwindel? Mein Leben nach dem Schlaganfall"; Aqua Verlag; 14,90 Euro
Simone Lang,30, geht zur Darmspiegelung, Studentin
"Mit 20 Jahren hatte ich zum ersten Mal eine Magen- und Darmspiegelung. Ich hatte furchtbare Bauchschmerzen und Durchfall. Diagnose: Mein Magen war vernarbt. Der Grund dafür waren wahrscheinlich häufige Magenschleimhautentzündungen, unter denen ich als Jugendliche gelitten hatte. Ich bekam Medikamente, mir ging es wieder gut. Die Vernarbung war mir egal, ich hatte die Einstellung, von mir aus sterbe ich mit 30. Hauptsache, ich habe gut gelebt. Sieben Jahre später hatte ich die zweite Spiegelung. Diagnose: Ein Pilz in der Speiseröhre und ein kleiner Polyp im Magen. Ich war von einem Arzt zum anderen gelaufen, weil ich immer das Gefühl hatte, etwas im Hals zu haben und hinten an der Zunge tat es mir weh, aber keiner konnte sich das erklären. Ich hatte Angst vor Speiseröhrenkrebs. Dass auch Polypen Vorboten für Krebs sein können, wusste ich damals nicht. Erst letztes Jahr habe ich ihn mir rausnehmen lassen. Jetzt möchte ich mir etwa alle fünf Jahre Magen und Darm angucken lassen. Ich achte auch mehr auf mich: Ich rauche seit sieben Jahren nicht mehr und halte mich beim Alkohol zurück. Ich kaufe mir regelmäßig in der Apotheke einen Urintest und ein pH-Stäbchen für das Scheidenmilieu. Ich messe meinen Blutdruck. Ich esse viel Obst und Salat und gehe ins Fitnessstudio. Zu meinem sechsjährigen Sohn sage ich oft: Du hast nur einen Körper, pass gut auf ihn auf."
Markus Neuffer, 25, raucht nicht mehr, Kaufmann und Abendschüler
"Ich konnte vor einem Jahr nach langer Zeit den Regen wieder riechen. Ich kann heute Sport treiben und dabei richtig schwitzen. Ich bin glücklich, nicht mehr süchtig zu sein. Am 20. Februar 2002 habe ich meine Raucher-Karriere beendet. Jahrelang habe ich mich als Kranker gefühlt. Schon mit 15 rauchte ich ein Päckchen am Tag. Natürlich gab es immer mal die typischen Aufhörversuche zu Silvester: zwecklos - denn die Kippe war wie eine Freundin. Man plant den Tag auf der Arbeit und sagt sich, dann und dann gehst du eine rauchen. Ein Raucher merkt nicht, wie unangenehm sein Atem ist, wie seine Zähne gelblich werden und seine Haut unrein. Der Geruchssinn ist völlig weg, die eigene Kleidung riecht nach Qualm. Bei mir endete jedes Lachen in einer Husterei. Ich musste sogar beim Tennis ein Päuschen machen, um eine zu rauchen, Wahnsinn. Dann erkrankte eine noch ganz junge Bekannte plötzlich an Gebärmutter-krebs, und ich dachte, Mann, das Leben kann so schnell vorüber sein. Ich bekam alles mit: Operation, Chemotherapie, Angst. Sie schaffte es schließlich. Was für ein Glück! Und ich wollte plötzlich keinen Tag länger vergeuden. Geschafft habe ich es dann über den Sport. Am Meer habe ich begonnen zu joggen. Sobald das Verlangen nach Nikotin kam, habe ich die Schuhe angezogen und bin losgelaufen. Tag für Tag hatte ich mehr Kraft, kam weiter. Heute bin ich süchtig nach Sauerstoff. Die alte Freundin Zigarette ist vergessen.
Was war das für ein Irrsinn: Man geht zum Automaten, wirft Geld hinein und kauft sich sein Päckchen Krebs!"
Marion Drevs,36, lässt Leberflecken beobachten, Hausfrau und Mutter
"Ich habe etwa 500 Leberflecken. Das sind überproportional viele. Rund 15 Stück wurden mir im Laufe der letzten 15 Jahre entfernt, immer auf Kosten der gesetzlichen Krankenkasse. Die Pigmente waren zum Beispiel in sich fleckig, ihre Struktur war nicht einheitlich oder ihre Begrenzungen waren unscharf. Einige davon wiesen Vorstufen für möglichen Hautkrebs auf. In solchen Verdachtsfällen zahlt die Kasse, nicht aber, wenn man sich einfach nur so untersuchen lassen möchte.
Selbst kann man so was auf keinen Fall erkennen, das müssen Fachärzte mit dem Dermatoskop, einem speziellen Mikroskop, beurteilen. Ich gehe deshalb schon seit meinem 21. Lebensjahr regelmäßig zum Hautarzt. Seit zehn Jahren bin ich in der Uniklinik Göttingen in Behandlung, wo es eine computergestützte Muttermal-Sprechstunde gibt: Auffällige Pigmentflecken werden einmal im Jahr fotografiert und im Computer gespeichert, so- dass bei der nächsten Untersuchung Veränderungen sofort zu sehen sind. Dadurch bin ich auch Teilnehmer an einer Hautkrebsstudie geworden. Angst vor Krebs habe ich nicht. Ich weiß, dass Leberflecken zu Hautkrebs führen können, ich meide deshalb besonders die Sonne. Dadurch, dass ich regelmäßig zur Vorsorge gehe und noch nie ein definitiv böser Befund diagnostiziert wurde, fühle ich mich auf der sicheren Seite. Ich denke, jeder, der bei seinen Leberflecken Vergrößerungen oder Farbveränderungen beobachtet, sollte das von einem Hautarzt beurteilen lassen. Das ist der beste Schutz."
Holger Herrmann, 33, fährt Mountainbike nach Bandscheibenvorfall, Kaufmännischer Angestellter
"Vor zwei Jahren gab es einen Morgen, an dem ging nichts mehr: Ich konnte mich keinen Zentimeter mehr bewegen, ich habe nur noch geschrien. Ein Krankenwagen hat mich ins Klinikum Hoyerswerda gebracht.
Rückenprobleme hatte ich bis dahin viele Jahre gehabt, keine richtigen Schmerzen, nur immer ein komisches Gefühl im Rücken. Ich war im Kundendienst tätig, habe Waschmaschinen durch enge Treppenhäuser geschleppt. Als junger Mensch macht man sich null Gedanken. Aber eines Tages gab es eine falsche, ruckartige Bewegung, der Schmerz strahlte ins Bein aus. Damit begann mein Leidensweg: Ich bekam wochenlang Schmerzspritzen beim Hausarzt, bis ein Termin beim Orthopäden frei war. Der vermutete einen Bandscheibenvorfall. Als das Ergebnis kam, lag ich schon im Krankenhaus. Ich wurde operiert: Ein sieben Millimeter großer Prolaps, das herausgerutschte Stückchen Bandscheibe, saß direkt auf einer Nervenwurzel. Er wurde entfernt. Klar, am Anfang konnte ich nicht gehen, weil ich mich zu lange in einer Schonhaltung bewegt hatte. Aber nach zehn Tagen Krankenhaus und drei Wochen Reha-Aufenthalt war ich geheilt! Ich habe gelernt, richtig aufzustehen, zu sitzen, zu heben, zu gehen. Ich habe auch eine neue Joggingmethode erlernt, anfangs mit Wirbelsäulen-Bandage. Am besten geht es mir heute, wenn ich auf meinem Mountainbike durch die Sächsische Schweiz fahre. Das ist ein tolles Gefühl, Berge raufzufahren, die andere kaum zu Fuß schaffen - und das nach einem Bandscheibenvorfall!"