Rund zwei Wochen beschäftigte das Transportschiff "Felicity Ace" den Volkswagen-Konzern. Das Schiff hatte in Emden 4000 Fahrzeuge für den amerikanischen Markt geladen, darunter Elektro-Autos wie den ID.4, aber auch teure Luxus-Karossen der Marken Porsche, Bentley, Audi und Lamborghini. Eigentlich sollte das Schiff am 23. Februar in Davisville, Rhode Island, USA anlegen. Dort kam es aber nie an, denn am 16. Februar brach an Bord ein Feuer aus. Nachdem der Brand rund eine Woche später von allein verloschen war, sollte die Bergung beginnen. Auch das ging schief, das Schiff liegt inzwischen am Meeresboden.
Die Felicity Ace sank am heutigen Dienstag gegen 9 Uhr Ortszeit 220 Seemeilen vor der Küste der portugiesischen Azoren, nachdem sie von den Wellen getroffen worden war und sich um 45 Grad auf die Steuerbordseite geneigt hatte, so der Betreiber des Schiffes. "Das Wetter war ziemlich rau da draußen", erklärte Pat Adamson, ein Sprecher von MOL Ship Management, gegenüber Bloomberg. "Und dann ist sie gesunken, was eine Überraschung war." Über Marinetraffic lässt sich die letzte Position des Schiffes punktgenau nachvollziehen.
Autos im Wert von 401 Millionen US-Dollar
Der Schaden ist riesig. An Bord des Schiffes befanden sich Waren im Wert von etwa 438 Millionen Dollar, davon Autos im Wert von 401 Millionen Dollar. Die 22-Mann-Besatzung konnte gerettet werden. Volkswagen äußerte auf Nachfrage nicht zum aktuellen Vorfall, verwies auf die verantwortliche Reederei. "Wir gehen davon aus, dass die Fahrzeuge nicht mehr in den Verkauf gehen", hieß es im Telefonat mit dem stern.

Schon Ende Februar hatte man die Fahrzeuge bei VW anscheinend abgeschrieben. Gegenüber der DPA erklärte ein Sprecher am 25. Februar 2022: "Wir befürchten, bei dem Schiffsbrand sind große Teile der knapp 4000 Fahrzeuge mehrerer Konzernmarken so beschädigt worden, dass sie nicht mehr ausgeliefert werden können." Weiter hieß es: "Volkswagen ist sehr über die Berichte der Reederei erleichtert, dass keine Menschen bei dem Brand zu Schaden gekommen sind und auch keine Ölverschmutzungen beobachtet wurden." Die Schäden an den geladenen Fahrzeugen seien versichert.
Bergung vielleicht nicht möglich
Nun dürfte es der Reederei als nächstes um die Bergung des Wracks gehen, falls das überhaupt möglich ist. Das Meer ist laut Google Earth an der Stelle, wo die "Felicity Ace" sank, rund 1,6 Kilometer tief. An Bord befinden sich Tausende Liter Öl und zahlreiche Lithium-Akkus, die zusammen mit den Elektrofahrzeugen gesunken sind.
Quelle: Bloomberg