Der Song "It never rains in southern California" von Albert Hammond entspricht keinesfalls einer musikalischen Wunschvorstellung, sondern ist im Südwesten der USA schlichte Realität. Mehr als 300 Tage im Jahr Sonnenschein sind für Region San Diego und das elitäre Orange County alles andere als eine Ausnahme. Und doch verspricht sich Emil Tuniyants von seinem Spray Tanning Bus das große Geschäft mit dem künstlichen Sonnenersatz. Die Idee selbst ist dabei denkbar einfach. Nachdem die Sonnenstudios in Kalifornien in den vergangenen 20 Jahren stark zurückgegangen sind, schossen mehr und mehr Spray Studios aus dem Boden. Hier muss man sich nicht langwierig auf UV-Liegen räkeln um braun zu werden, sondern kann sich mit dem gewünschten Tönungsgrad einfach besprühen lassen. Emil Tuniyants und seine Frau Deana haben ihr Tan Studio daher kurzerhand in einen Mercedes Sprinter verfrachtet. "Wir haben erst im Januar mit unserem Spray Tanning Bus angefangen", erzählt Emil locker, "ich war vorher Friseur, doch das Geschäft wurde über die Jahre immer schwerer und die laufenden Kosten waren die Hölle. Da kam ich auf diese Idee, dass die Kunden nicht zum Bräunungsstudio kommen, sondern umgekehrt."
Bei Anruf Sonne

Der Umbau des unscheinbar weißen Mercedes Sprinter war dabei aufwendiger als man denkt und dauerte vier Monate. Die Gesamtkosten inklusiv Fahrzeug: 100.000 Dollar. Eine spezielle Karosseriefirma verbaute im hinteren Teil des Transporters eine eigens kreierte Lackierkabine mit Ablauf, Entlüftung und Spezialschränken. Wer die Schiebetür des Transporters öffnet, blickt auf den kleinen, aber schicken Warte- / Beratungsbereich. Hier werden der rechte Farbton ausgewählt, bezahlt und spezielle Pflegeprodukte verkauft. Schließlich soll die Bräunung so lange als möglich halten. "Die Kundinnen kommen meist im Bademantel direkt zu mir in den Bus. Kurz das Haarnetz auf und es kann losgehen. Einfacher geht es nicht", erklärt Deana Tuniyants, "natürlich wird die Kabine nach jeder Behandlung gereinigt. Dann kann es wieder losgehen."
Von Emil selbst kamen nur Idee und Umsetzungspläne. Das Geschäft mit dem Sun Tanning Bus wird von seiner Frau Deana betrieben. "Die Leute können jederzeit bei uns anrufen oder auf unserer Onlineplattform sehen, welche Zeiten frei sind und den Bus dann per Mausklick buchen", erklärt die Mutter von zwei Kindern. Sie fährt dann zu den Kunden nach Hause oder in ein Hotel, wo die Behandlung stattfindet. "Wir haben gerade erst angefangen und hatten pro Monat 40 bis 50 Kunden", erklärt Emil Tuniyants, "es gibt standardmäßig zwei Farbtöne - hell oder dunkel." Die Behandlung selbst dauert 10 bis 15 Minuten und kostet pro Person zwischen 39 und 69 Dollar. Besonders beliebt sind die Sprühanwendungen bei Tänzern und Bodybuildern, die sich bei ihren textilminimalen Auftritten in einem gleichmäßigen dunklen Farbton präsentieren wollen. "Doch wir hatten auch schon eine Kundin aus Texas, die mich nach ihrer Landung in San Diego gleich ins Hotel bestellt hat, um auf einer Feier gut auszusehen", berichtet Deana.
Hoch im Kurs stehen in den USA zunehmend auch Tanning Parties, bei denen sich mehrere Frauen zumeist abends treffen. Der Höhepunkt des gemütlichen Beisammenseins ist dann die persönliche Lackierstunde im Tanning Van. Auf Sonderwunsch ist nahezu alles machbar; ansonsten ist der Sprühbus täglich zwischen 9 und 16 Uhr im Großraum San Diego unterwegs. Auf seinen ersten Mann mit Sprühwunsch wartet das Unternehmen als Kunden jedoch nach wie vor. Bisher ließen sich ausschließlich Damen mit den Kolorationen besprühen.
Bleibt die Frage, wieso sich Emil für einen Mercedes Sprinter als mobile Lackierkabine entschieden hat. Denn nachdem er seinen Job als Friseur an den Nagel gehängt hat, stieg der Kalifornier ins Autogeschäft ein und verkauft seither uramerikanische Dodge-Modelle. "Das Ganze soll sich rechnen und der Bus muss dafür einfach halten", lacht er, "bei einem Mercedes weiß ich, dass der notfalls auch 300.000 Meilen oder mehr hält. Das ist bei einem Dodge einfach nicht drin." Derzeit ist im Südzipfel von Kalifornien nur ein Bus unterwegs. Ein Konkurrenzunternehmen ist mit einer ähnlichen Idee im Los Angeles auf Kundenfang. Und die ersten Franchise-Anfragen hat es bereits gegeben. Vielleicht ist die mobile Lackierkabine auch bald in Europa unterwegs.