Statistiker haben immer die Kurven im Auge. Kurven sagen einfach mehr als blanke Zahlen. Sie verdeutlichen Trends, zeigen, wohin die Reise geht. Wie die Kurven, die die Pannenstatistiker des ADAC seit Ende der 70er Jahre erstellen: Da gibt es zum Beispiel die Pannen-Neuwagenstatistik, eine Kurve mit enormen Gefälle, ein erfreulicher Trend. Neue Autos auf deutschen Straßen, das zeigen die Punkte auf dem Papier, werden immer zuverlässiger. Während 1978 noch rund 23 von 1000 Neuwagen in den ersten zwei Jahren pannenbedingt den Dienst versagten, lag die Quote im Jahr 2007 bereits unter die Marke fünf.
Soweit die positive Bilanz. Ernüchternder wirkt ein anderer Vergleich aus Datensammlung des Münchner Autoclubs: "Der Anteil der Pannenfahrzeuge am gesamten Fahrzeugbestand ist ungefähr konstant geblieben", weiß ADAC-Sprecher Maximilian Maurer. "Diese beiden Kurven verlaufen fast parallel. Mehr Autos auf Deutschlands Straßen, mehr Pannen im Land. Beide Werte steigen in etwa dem gleichen Maße an. Da hat sich im Laufe der Jahrzehnte nichts Wesentliches verändert." Die Trends sind damit klar umrissen. Komplizierter wird es, wenn man das Pannengeschehen in absoluten Zahlen zu fassen. Für die kürzlich veröffentlichte ADAC-Pannenstatistik 2007 wurden rund 2,5 Millionen Einsätze der "Gelben Engel" ausgewertet. Doch das ist nur ein Teil der Wirklichkeit. Denn einerseits tauchen Autos, die älter als sechs Jahre sind und unterwegs den Geist aufgeben, nicht in dieser Statistik auf. Andererseits wenden sich längst nicht alle Fahrer an den Automobilclub, wenn das Auto streikt. Über die Notrufsäule wird die nächste Straßenmeisterei verständigt, am Handy die Hotlinenummer des Herstellers gewählt.
Batterie und Elektrik sind die Übeltäter
Nach ADAC-Schätzungen dürfte die Zahl der unfreiwilligen Fahrtunterbrechungen deutschlandweit derzeit bei rund sechs Millionen liegen. Wie oft der eigenen Mobilitätsdienste im Einsatz ist, verraten die Autobauer allerdings nicht. Auch über die Pannenursachen lassen sich die Fachabteilungen nur sehr beschränkt aus. "Im großen und ganzen können wir die Ergebnisse der ADAC- Pannenstatistik nur bestätigen", heißt es bei Volkswagen, Audi und BMW unisono. Was die Datensammler des Autoclubs dazu haben ermittelt haben, stellt sich so dar: Klassische Motorschäden sind immer seltener Grund fürs plötzliche Versagen, inzwischen sind sie nur noch an knapp acht Prozent der Pannen schuld sind . Mit 4,6 Prozent führen auch Kupplungs- oder Getriebeschäden heute deutlich seltener als in der Vergangenheit zur Zwangspause auf dem Standstreifen. Dafür sorgen Batterie und Elektrik immer häufiger für ein vorzeitiges Ende der Fahrt. Mittlerweile werden laut ADAC-Statistik fast 40 Prozent aller Pannen durch Fehler der allgemeinen Elektrik verursacht.
Den Rückschluss, dass immer aufwendigere Technologie Autos immer störanfälliger macht, kann BMW-Sprecher Friedbert Holz deshalb noch lange nicht gelten lassen. "Wenn mehr Elektronik an Bord ist, können logischerweise auch mehr Komponenten ausfallen. Doch die Vorteile überwiegen ganz klar. Assistenzsysteme, modernes Motormanagement machen das Autofahren insgesamt komfortabler, sicherer und sparsamer - und der Kunde will die Technik auch ." Dass BMWs zebragestreifte Servicemobile weniger Einsätze fahren müssten, wenn der Fahrer mit dem High-Tech-Instrumentarium an Bord besser zurande käme, steht für den BMW-Sprecher ebenfalls fest. "Ein Großteil der Pannenschäden meldet sich ja vorher an. Der Fahrer sieht, dass ein Lämpchen aufleuchtet, versteht das Zeichen aber nicht. Anstatt im Handbuch nachzuschauen, fährt er weiter bis dann plötzlich nichts mehr geht."
Exakte Zahlen streng unter Verschluss
Auch die Mobilitätshelfer von Audi registrieren immer wieder die Fehlerquelle Mensch. "Es kommt sogar ziemlich häufig vor, dass jemand den Tank leer gefahren hat, dass er falsches Benzin tankt, dass er sich ausgesperrt hat und dann den Pannendienst ruft", so Audi-Sprecher Udo Rügheimer. Exakte Zahlen halten aber auch die Ingolstädter streng unter Verschluss.