Im Introfilm schwärmt eine Pilotengattin vom Wahrzeichen der fiktiven Stadt Gracemeria, der mächtigen Brücke über den Fluss, und davon, dass ihre Tochter heute einen Schulausflug ins Schloss macht. Der fast unerträgliche Kitschfaktor lässt Böses ahnen: So viel heile Welt, das kann nicht lange gut gehen. Tatsächlich erschüttert ein Luftangriff im nächsten Augenblick die Stadt. Die Brücke liegt in Trümmern, Rauch steigt zwischen den Wolkenkratzern empor - und mit ihm eine Staffel gestählter Jagdpiloten. Der Auftakt zu einem 15 Missionen langen Kampf gegen eine gnadenlose Besatzungsmacht, der offenbar nur zur Luft gewonnen werden kann.
Umso mehr weiß der Spieler zu schätzen, dass der F-16-Kampfjet lediglich die Einstiegsklasse ist. Später können ein Dutzend weiterer Flieger mit größerem Zerstörungspotenzial - vom Tornado bis hin zum Experimental-Jäger - gewählt werden. Unter der Voraussetzung, dass die eigenen Flugkünste honoriert wurden, lässt sich zudem die Bewaffnung upgraden, wobei diese ohnehin üppig ausfällt: Da passen schon mal 200 Raketen unter die Flügel eines Jets. Die sind allerdings bitter nötig, tummeln sich doch meist unzählige Gegner am Himmel, von denen jedoch nur bestimmte Ziele auf den Boden der Tatsachen geholt werden müssen.
Weitaus übersichtlicher: Im Hangar dürfen neugierige Fliegerasse die technischen Details ihrer Jets studieren und die geparkten Modelle per frei steuerbarer 360-Grad-Ansicht aufs Genaueste inspizieren. Neulinge sollten indes, bevor es ernst wird, in je eigenen Trainingsabschnitten Flug-, Waffen- und Flügelmann-Taktiken erlernen.
Grafisch ist der Sprung ins Next-Gen-Zeitalter gelungen. Zwar sind die Verschönerungen eher im Detail zu suchen, doch in der Summe macht dies optisch einen - in diesem Fall wörtlich - himmelweiten Unterschied aus. Tiefenschärfe, Lichteffekte, dynamisches Wasser, dicht bewachsene Landschaften und zahlreiche Gebäude geben dem Xbox-360-Auftritt einen deutlichen Schub in Sachen Atmosphäre.
Das Geschehen kann aus mehreren Perspektiven betrachten werden. Wenig empfehlenswert ist dabei die Verfolgerkamera. Sie zeigt zwar den Jet in voller Pracht, dummerweise versperrt jedoch bei vielen Modellen das Heckruder den Blick auf den anvisierten Feind. Was gegen die Cockpitansicht spricht, ist das karge Interieur. Verbleibt also die freie Sicht in die Wolken plus die nötigsten Anzeigen, die auch am ehesten das Gefühl vermittelt, mittendrin statt nur dabei zu sein.
Mit dem rechten Analogstick kann zudem die Sicht in alle Richtungen frei gedreht werden, was sich allerdings nur in den wenigen Momenten ohne Feindkontakt empfiehlt. Wer im Eifer des Luftgefechts bedauert, zu wenig von der grafischen Schönheit bewundern zu können, kann nach dem Einsatz in aller Ruhe ein Video von seiner Mission betrachten.
Darüber hinaus darf der Soundtrack getrost leiser gestellt werden: Der Klang der Flugzeugdüsen und die kernigen Funksprüche der Fliegerasse sorgen deutlich mehr für Atmosphäre als die Musik, für die ein weniger begabter Bruder von Hans Zimmer verantwortlich zeichnen könnte.
Ace Combat 6: Fires of Liberation
Hersteller/Vertrieb | Namco Bandai/Atari |
Genre | Simulation |
Plattform | Xbox 360 |
Preis | ca. 60 Euro |
Altersfreigabe | ab 12 Jahren |
Alles in allem sticht "Ace Combat 6" den vergleichbaren älteren Titel "Over G-Fighters" klar aus. Wer trotz der ebenso umfangreichen wie frei planbaren Missionen unter der Eintönigkeit des Wolkenkratzens leidet, dem sei der Multiplayer-Modus ans Fliegerherz gelegt: Online gegen reale Piloten anzutreten, ist der Nachbrenner in Sachen Langzeitmotivation.