Seit Jahrhunderten quälen drei bohrende Fragen die Menschheit: Wer bin ich? Woher komme ich? Was mache ich hier? Fragen, die sich auch der Spieler in den ersten Minuten von "Requital" stellt.
Ein aufklärender Introfilm über die Hintergründe von Wolfshund, dem einzig spielbaren Charakter, fehlt, genauso wie die Möglichkeit, das Äußere oder die Klasse des Protagonisten anzupassen. Mit der Auswahl des Schwierigkeitsgrads wird über die Anfangsstufe des Helden entschieden, ein allgemeingültiger Start bei Stufe eins entfällt. Doch angesichts der unausgegorenen Spiel-Balance ist der Easy-Mode die richtige Entscheidung.
So findet sich Wolfshund zu Beginn des Spiels an einem gemütlichen Lagerfeuer in einem typischen Fantasy-Reich wieder: Ein mystischer Wald streckt sich dem Himmel entgegen, Wellen plätschern ans Ufer und in der weiten Ferne sieht man verträumte Bergkuppen. Wie schön. Wie gewöhnlich.
Nach den ersten Schritten im nicht abkürzbaren Tutorial fallen die ersten Macken von "Requital" auf: Die Maussteuerung ist eine Katastrophe. Jedes Mal, wenn der Cursor an einen Bildschirmrand kommt, dreht sich die Kamera wild in die entsprechende Richtung, was vor allem in Kämpfen zu Wutausbrüchen und wüstem Fluchen führen kann. Hier hätten sich die russischen Entwickler von Primal Soft an Genre-Größen wie "World of WarCraft" oder "Titan Quest" ein Vorbild nehmen sollen.
Ebenfalls kritisiert werden muss die Künstliche Intelligenz der Gegner - sofern sie vorhanden. ist Sollten die oftmals in Überzahl auftretenden Schergen zu stark sein, hilft es in 80 Prozent der Fälle, die Füße in die Hände zu nehmen und zu rennen. Nach kurzer Verfolgungsjagd bleiben sie einfach stehen, und Wolfshund kann sich kampflos an ihnen vorbeidrücken. Dass dies mitunter die einzige Möglichkeit ist, im Spiel weiterzukommen, sagt alles über die miserable Balance aus. Denn spätestens im dritten Kapitel sind die Feinde meist ein paar Stufen höher als der Held, was viel zu oft zum frustigen Drücken der Quickload-Taste führt.
Genre-typisch wollen in "Requital" Quests gelöst werden, die mal von umherstehenden Personen, mal automatisch ohne Auftraggeber ins Tagebuch eingetragen werden. Beispielsweise sollen im zweiten Kapitel Kannibalen getötet werden. Warum dies der Fall ist und was sie Wolfshund getan haben, bleibt im Dunkeln.
Die Inszenierung des Spiels ist ziemlich trist geraten. Von der auf der Packung gepriesenen hochauflösenden 3-D-Grafik kann nicht die Rede sein. Selbst bei einer Auflösung von 1600 mal 1200 Bildpunkten und allen Details sind die Texturen verwaschen und kantig. Ebenso unansehnlich sind die polygonarmen Figuren geraten, deren Gesichtsanimationen bei Dialogen an Fischchöre erinnern.
Requital: Revenge of a Hero
Hersteller/Vertrieb | Atari/Atari |
Genre | Rollenspiel |
Plattform | PC |
Preis | ca. 30 Euro |
Altersfreigabe | ab 12 Jahren |
Insgesamt ist "Requital: Revenge of a Hero" ein ziemlich lieb- und belangloses Action-Rollenspiel geworden, das weder storybedingt noch in technischer Hinsicht überzeugen kann. Daran ändert nicht mal der halbwegs günstige Verkaufspreis von 30 Euro etwas.