"Age of Pirates: Caribbean Tales": Zahnlose Piraten

Hatten wir das nicht alles schon mal? Seit "Sea Dogs" (2002) und dem Film-Spin-Off "Pirates of the Caribbean" bewegt sich Akella ohne Unterlass im Fahrwasser der wilden Seemänner mit den Augenklappen. Man könnte fast meinen, hier soll ein Konzept finanziell ausgelutscht werden bis zum Gehtnichtmehr ...

Welch' spannungsgeladene Action-Adventures oder Rollenspiele ließen sich im Piraten-Milieu ansiedeln! Games wie "Call of Juarez" machen im Western-Sektor vor, was heute technisch und dramaturgisch möglich ist. Leider lässt "Age of Pirates" solche Chancen ungenutzt und liefert stattdessen eine unausgegorene Bauchladen-Mischung aus den unterschiedlichsten Genres: An Land treibt man Handel, schachert mit Sklaven, bringt seine Jolle in Schuss, kauft größere Pötte hinzu und rennt Leuten hinterher, die ein Ausrufezeichen über dem Kopf haben. Von diesen gibt's nämlich nützliche Hinweise oder Aufträge, deren Erledigung sich in barer Münze auszahlt.

Als Käpt'n Blaze oder dessen Schwester Beatrice schippern PC-Piraten von Insel zu Insel, schaffen Waren von A nach B, eskortieren andere Segler oder entern auch mal ein Handelsschiff, um die Ware in Augenschein zu nehmen. Zu schaffen machen einem dabei nicht nur das schön inszenierte Wind und Wetter, sondern auch die Kanonen feindlich gestimmter Seebären.

Gegen alle Widrigkeiten gilt es, sich vom schäbigen kleinen Lugger-Kapitän bis zum stolzen Flottenadmiral hochzuarbeiten. Ob man es dabei eher mit ehrlichem Handel oder lieber gegen alle Regeln der karibischen Seerechtssprechung versuchen will, steht dem Spieler völlig offen. Zu offen, möchte man fast sagen - denn die kaum vorhandene Hintergrundstory gibt einem wenig Gelegenheit, sich an einem roten Faden entlangzuhangeln.

Auf den ersten Blick sieht die Piratenwelt mit ihren schicken Wassereffekten und schmucken Städten wunderschön aus. Die Ernüchterung folgt auf dem Fuß, wenn man beginnt, sich mit der haarsträubend hakeligen Tastatursteuerung und den umständlichen überladenen Menüs auseinander zu setzen. Beide Elemente wirken wie Relikte aus der Anfangszeit der Computerspiele. Spannung kommt in Akellas Piratenmär jedenfalls nur dann auf, wenn man in den 3-D-Echtzeit-Seeschlachten wieder einmal damit kämpft, seine Kanonen für eine ordentliche Breitseite in Position zu bringen.

"Age of Pirates" wendet sich vor allem an geduldige Piraten, die wenig Wert auf zeitgemäße Präsentation legen und sich auch vom einen oder anderen Programmabsturz nicht aus ihrer Kajüte treiben lassen.