Hironobu Sakaguchi, Nobuo Uematsu, Akira Toriyama - Namen, die hierzulande allenfalls Nerds geläufig sind, in Japan aber jedes Schulkind kennt. Unter dem Banner von Microsoft hat sich dieses Triumvirat mit seinen neu gegründeten Softwareschmieden vereint und an "Blue Dragon" gearbeitet. Das Ergebnis: ein durch und durch klassisches Japan-Rollenspiel gepaart mit schmucker HD-Grafik, niedlichen Anime-Figuren, großer Einsteigerfreundlichkeit und dickem Umfang, von dem drei DVDs in der Verpackung künden.
Der Spieler schlüpft in die Rolle von Shu, einem tapferen kleineren Racker, der durch seinen Übermut in ein Abenteuer gezogen wird, das locker 40 bis 50 Stunden dauern kann. An seiner Seite: eine wachsende Schar von Begleitern, die über individuelle Stärken und Schwächen verfügen. Sie alle verfolgen aber ein Ziel: Sie wollen Nene aufhalten, einen ebenso mächtigen wie mysteriösen alten Kauz, der in seiner fliegenden Festung haust und in schöner Regelmäßigkeit Leid über Unschuldige bringt, um sich daran zu erfreuen. Doch es ist gar nicht so leicht, an lilafarbenen Kotzbrocken heranzukommen. Eigentlich sind Shu und seine Freunde Jiro und Kluke anfangs sogar ziemlich froh, aus dessen Fängen fliehen zu können ...
Dabei helfen ihnen die eigenen Schatten, in denen mächtige Kreaturen schlummern. So befehligt Shu etwa den Titel gebenden blauen Drachen, während Kluke von einem Phoenix beschützt wird. Ansonsten folgt "Blue Dragon" weitestgehend bekannten Genre-Pfaden, sprich: Die jungen Helden bereisen eine riesige Fantasy-Welt, in der sich Magie und Technik nicht ausschließen, erfüllen zahlreiche Aufträge, die sie von Gesprächspartnern in Städten und Dörfern bekommen, und vertrimmen immer wieder allerlei schräges Monstergetier, das ihnen während ihrer Odyssee begegnet. Immerhin: Zufallsbegegnungen der unliebsamen Art sind passé! Gegner lassen sich bereits von Weitem ausmachen. Zudem darf der Spieler entscheiden, ob er einzelne Feinde oder gleich eine ganze Ansammlung innerhalb eines eingeblendeten Radius attackieren will - was mitunter von Vorteil sein kann, da sich manche Monster nicht sonderlich grün sind und sich gegenseitig an den Kragen gehen.
Die rundenbasierten Kloppereien sind leicht zu bedienen und warten erst später mit taktischen Möglichkeiten wie Formationswechseln, Combo-Aktionen, Elementarsystem und Spezialattacken auf. Gewonnene Erfahrungspunkte und Goldstücke werden wie gehabt gegen neue Fähigkeiten und Ausrüstungsgegenstände eingetauscht. Auch die magischen Schattenkreaturen können so nach und nach verbessert werden und neue Klassen erreichen.
Blue Dragon
Hersteller/Vertrieb | Artoon/Microsoft |
Genre | Rollenspiel |
Plattform | Xbox 360 |
Preis | ca. 65 Euro |
Altersfreigabe | ab 12 Jahren |
Das alles klingt komplizierter, als es ist. "Blue Dragon" gibt sich von der ersten Minute an äußerst einsteigerfreundlich, plätschert bis auf gelegentliche Boss-Fights und Ballersequenzen jedoch über weite Strecken ereignislos vor sich hin. Fehlende inhaltliche Höhepunkte versuchen die kindlichen gezeichneten Figuren, zahlreiche Filmsequenzen, die schönen Melodien aus der Feder von Nobuo Uematsu und die schicke, aber nicht sonderlich detailreiche Anime-Optik wettzumachen. Dennoch: Mehr Manga-Flair verspricht allenfalls "Eternal Sonata", das im November auf den Markt kommen soll.