Bis heute weinen zahllose Zocker Sid Meier's legendärem Seeräubergarn "Pirates!"aus den späten 80-ern hinterher. In der Tat ist seither kein Piraten-Game mehr auf den Markt gekommen, das die Spielergemeinde ähnlich begeistern konnte. Ob das "Bounty Bay Online" vom chinesischen Entwickler Yusho gelingen wird, hängt auch davon ab, wie sich die Online-Welt in den nächsten Monaten mit Leben füllen wird. Die Zeichen stehen jedenfalls gut.
"Bounty Bay Online" lässt dem Spieler jede erdenkliche Freiheit. Niemand muss sich an einem vorgegebenen Handlungsstrang entlanghangeln. Einsteiger mag das zunächst verschrecken, doch sie werden in der virtuellen Welt zu keiner Zeit allein gelassen. Ein Tutorial hilft bei den ersten Schritten - in einer kleinen Nussschale macht man die ersten Schwimmübungen und steuert die nächste größere Hafenstadt an. Dort geizen dann auch die NPCs nicht mit Hinweisen, wie man sich als Seeräuber, Händler, Handwerker oder Entdecker am besten durchschlägt.
Alleingang birgt Gefahren
Nach ersten Erkundungsgängen auf eigene Faust empfiehlt es sich, Anschluss in einer Gilde zu suchen. Wer fremde Landstriche erkunden und mit reicher Beute zurück in seinen Heimathafen segeln will, kann derart gefährliche Unternehmungen eben kaum allein durchstehen. Zudem sind Gilden Machtfaktoren, die das Kräftegleichgewicht in der Online-Welt in die eine oder andere Richtung beeinflussen können.
Bounty Bay Online
Hersteller/Vertrieb | Yusho/Frogster |
Genre | Online |
Plattform | PC |
Preis | ca. 30 Euro |
Altersfreigabe | ab 12 Jahren |
Die Handlungsmöglichkeiten sind vielfältig - es kann also eine Weile dauern, bis man wirklich die Karriere gefunden hat, die einem am meisten liegt. Wem die Ressourcengewinnung durch Holzhacken oder Bergbau zu langwierig ist, der kann sich auch im Schiffsbau versuchen oder gleich als Seeräuber die Welt besegeln und andere Spieler in heftige Seegefechte verwickeln. Nützlich fürs Vorankommen sind zudem die auf den jeweiligen Erfahrungshorizont abgestimmten Missionen, die NPCs in den Städten für den Helden bereit halten.
Optisch unauffällig
Technisch kann "Bounty Bay Online" nicht mit aktuellen MMORPG-Referenzen mithalten - grafisch wird gerade so viel geboten, dass die nötige Atmosphäre aufkommt. Über klobige Häuser und sparsame Flora muss man dabei großzügig hinwegsehen. Als Hintergrundmusik dienen kurze Endlos-Loops, die schon nach kurzer Zeit abgeschaltet werden. Die Übersetzung der deutschen Version erinnert in ihrer Fehlerhaftigkeit an "Oblivion" - doch hier wird bereits an einem Update mit Korrekturen gearbeitet. Der technische Sparkurs hat jedoch auch Vorteile: In "Bounty Bay Online" kann man auch mit einem betagteren Rechner in See stechen.
"Bounty Bay Online" ist im Grunde einfach zu steuern, bedarf aber einer gewissen Einarbeitungs- und Experimentierphase. Wer sich gerne langsam suchend in ein Spiel hineintastet und weniger Wert auf den schnellen Schlagabtausch legt, findet hier für knapp zehn Euro pro Monat ein weites Betätigungsfeld.