Segeln Boris Herrmann jagt derzeit über den Atlantik: "Ein bisschen wie Zeltlager"

Boris Herrmann sitzt lächelnd auf seinem Segelboot
Boris Herrmann im Juli bei der Monaco Energy Boat Challenge 2023
© Spada/LaPresse via ZUMA Press / DPA
Boris Herrmann ist mit seinem Segelboot bei der Transat Jacques Vabre über den Atlantik unterwegs. Vor dem Start des Rennens spricht er über seine Ängste, Frauen im Sport und wie der Klimawandel das Hochseesegeln bedroht.

Herr Herrmann, 80 Tage allein auf See, das ist für viele Menschen ein Horrorszenario. Was reizt Sie daran?     
Das ist natürlich eine enorme Entbehrung, dieser monatelange Kampf mit Stürmen, Unfällen und der bohrenden Einsamkeit. Aber genau deshalb ist es ja ein einmaliges Abenteuer. Schon als Jugendlicher hat mich der Traum gepackt, einmal an der Vendée Globe teilzunehmen. Die Regatta gilt als Everest der Meere: allein und nonstop um die Erde. Es hat lange gedauert, bis ich an den Start gehen konnte. Fast hätte es schon 2012 geklappt, doch dann ging mein damaliger Sponsor pleite. Erst 2020 war alles beisammen: eine schnelle Yacht, ein gutes Team an Land, verlässliche Sponsoren.

Im Gegensatz zur Vendée Globe waren Sie auf der letzten Segelregatta, dem Ocean Race, nicht allein. In einem Fünferteam sind Sie 2023 um die Welt gesegelt, sechs Monate lang mit mehreren Zwischenstopps. Was unterscheidet das Segeln allein und im Team?   
Monatelang allein zu segeln, das ist schon extrem. Alles ist intensiver, die Emotionen haben dich viel stärker im Griff, die guten und die schlechten. Das Segeln im Team hat mir mehr Spaß gemacht. Das Ocean-Race könnte ich oft wiederholen. Bei der Vendée Globe hingegen habe ich häufig gedacht: Oh Gott, will ich das jemals wieder machen? Auf keinen Fall!