"Burnout Paradise" Crashs und Cruisen

Die freie Wahl: "Burnout Paradise" befreit Speed-Junkies von der Streckenfessel. Wie sie zum Ziel kommen, bleibt ihnen überlassen ...

Freiheit wird in Paradise City groß geschrieben. Die Stadt gleicht einem gigantischen Spielplatz für Speed-Junkies und Hubraum-Narren. Rund 30 Quadratkilometer simulierter Asphalt und Gelände laden zum Erkunden ein, und an jeder Ampel wartet eine Herausforderung - was durchaus wörtlich zu nehmen ist. Die Signalgeber dienen als Startpunkte für insgesamt 120 Events, deren Bandbreite von normalen Rennen über Crash-Schlachten und Verfolgungsjagden bis hin zu halsbrecherischen Stunt-Events reicht.

Wobei: Normal sind die Rennen hier gar nicht. Es gibt - und das ist wohl die größte Neuerung und Leistung gegenüber den Vorgängern - keine abgesteckten Strecken mehr, sondern nur noch einen Start- und einen Zielpunkt. Wie er die Distanz dazwischen überbrückt, bleibt dem Spieler überlassen. Das ist ungewohnt und ungewöhnlich, sicherlich auch etwas unberechenbar, aber geradezu genial. Der direkte Weg durch die dicht befahrenen Straßen ist anfangs noch ein probates Mittel, um die ersten Siege einzuheimsen. Später muss der Spieler die unzähligen Abkürzungen, Alternativ-Routen über die städtischen Highways oder gar die stillgelegten Bahnstrecken nutzen, um als Erster den Checkpunkt zu erreichen. Was allerdings gar nicht so einfach ist. Denn "Paradise" ist verdammt schnell und der Gegenverkehr bei Tempo 300 geradezu mörderisch ...

Irgendwie ist es Criterion gelungen, trotz der der Größe von Stadt und Umland sowie der Flut an Details und Effekten, die hier über Next-Gen-Zocker hereinbricht, die Frame-Rate auf beiden Systemen bei rasanten 60 Bildern pro Sekunde zu halten. Weil die Entwickler das Spielerlebnis nicht durch Ladezeiten unterbrechen wollten, wurden allerdings kurzerhand die aus den Vorgängern beliebten Crash-Kreuzungen aus dem Programm gestrichen. Stattdessen lässt sich nun nach einem kapitalen Unfall mit den beiden Schultertasten die "Showtime" aktivieren, in der der eigene Bolide wie ein Springball in den Gegenverkehr gelotst wird, um eine möglichst große Schadenssumme zu produzieren. Just for fun ...

Überhaupt zelebriert "Paradise" die Zerstörung. Bei frontalen Begegnungen mit einer Mauer, Brückenpfeilern oder einem anderen Verkehrsteilnehmer schaltet das Spiel kurz in eine Superzeitlupe um, die einem ADAC-Crash-Test gleicht. Dann knirscht das Metall, verformen sich Motorhaube und Radachsen, splittert die Frontscheibe. Und plötzlich wird einem auch klar, warum "Paradise City" nur von Autos ohne Fahrer bevölkert wird ...

Crashs stehen in der Stadt, in der das Recht des PS-Stärkeren gilt, auf der Tagesordnung. Zwar werden durch gewonnene Events neue Karren freigeschaltet, die meisten müssen jedoch erst auf offener Autobahn erlegt werden, ehe sie zum heimischen Schrottplatz geliefert werden. 75 Boliden, unterteilt in drei Kategorien (Stunt, Crash, Tempo), stehen so nach und nach zur Verfügung. Die Boliden besitzen zwar keine Lizenzen. Allerdings benötigt man auch keine große Fantasie, um einen "Krieger Pioneer" als Audi Q7 zu identifizieren. Drei Ringe auf dem Kühlergrill müssten als Indiz reichen.

Wem die aggressive Künstliche Intelligenz zu sehr auf die Pelle rückt, der kann sein Glück im Internet suchen - ein simpler Tastendruck auf dem Digital-Pad reicht und das Game wechselt nahtlos in den Online-Modus, der mit weiteren 300 abgefahrenen Events wie "Power-Parking" oder "Jump Co-op" aufwartet. Nette Idee: Wer eine "Live Vision"- oder "EyeToy"-Kamera angeschlossen hat, darf bei kassierten Remplern doofe Grimassen schneiden, die dann bei den bis zu sieben Mitspielern eingeblendet werden.

Burnout Paradise

Hersteller/Vertrieb

Criterion/EA

Genre

Rennspiel

Plattform

PlayStation3, Xbox 360

Preis

ca. 70 Euro

Altersfreigabe

ab 12 Jahren

Kritikpunkte lassen sich allenfalls im Detail finden. Eine Cockpit-Perspektive wäre schön gewesen, und auch die Hinweise des GPS während der Highspeed-Rennen sind etwas zu dezent ausgefallen, um sie bei Tempo 280 ordentlich wahrzunehmen. Viele Rennen enden in den Bergen, was meist eine minutenlange Rückfahrt ins Stadtzentrum zur Folge hat. Weil sich dabei aber jede Menge entdecken und zerdeppern lässt und der Soundtrack aus dem Autoradio mit 70 Songs von Bands wie Depeche Mode, Killswitch Engage oder N.E.R.D. erstklassig ausgefallen ist, nimmt man die Umwege gerne in Kauf. Ein Umstand, an den man sich wohl gewöhnen muss, ist In-Game-Werbung. "Paradise City" ist mit Anzeigen und Plakaten von Fast-Food-Ketten und anderen realen Herstellern regelrecht zugepflastert ...

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Gerd Hilber/Teleschau

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