"Enchanted Arms": Mär vom heldenhaften Hohlkopf

Im Mittelpunkt des Asia-Imports steht der angehende Zauberer Atsuma - ein Held, wie er in diesem Genre typischer und durchschnittlicher nicht sein könnte: hohl in der Birne, dafür aber mit dem Herz am rechten Fleck und einer ziemlich mysteriösen Vergangenheit. Anstelle wie Kollege Potter jedoch mit einer Narbe auf der Stirn rumzulaufen, besitzt Atsuma einen mächtigen magischen Arm, der ihm im Lauf der nächsten 30 bis 40 Stunden gute Dienste erweisen wird. Denn: Eine finstere Eiskönigin will das Land mit Dauerfrost überziehen und muss natürlich daran gehindert werden ...

Vom Sonderling zum Weltenretter - diese Geschichte erzählen im Grunde alle japanischen Rollenspiele. Nur geschieht das selten so ausladend und wortreich wie in "Enchanted Arms". Sogar das Benutzen einer Leiter oder eines Aufzuges artet hier in einen ellenlangen Monolog des Hauptcharakters aus. Danke für die absolut unmissverständliche und deppensichere Erklärung, aber ein "Press A-Button" hätte vermutlich völlig ausgereicht ...

Diese Geschwätzigkeit zieht sich leider durch das ganze Spiel. Droht der geneigte Gamer ausnahmsweise nicht in den englischen oder wahlweise auch japanischen Wortfluten zu ertrinken, erwarten ihn die üblich verdächtigen Gameplay-Elemente: Aufgaben erfüllen, Monster in rundenbasierten Kämpfen vertrimmen, kleinere Rätsel lösen, shoppen. Dabei ist "Enchanted Arms" streng linear aufgebaut und lässt den Spieler nur selten von der Kette. Keine Sackgassen also, kein Frust, kein Verlaufen - aber auch kaum Freiheiten. Das ist - wie das komfortable Speichersystem, die Kampfautomatik und die Möglichkeit, einen verlorenen Fight sofort zu wiederholen - durchaus einsteigerfreundlich, nimmt dem Ganzen aber auch die Herausforderung.

Ein wenig Abwechslung in den etwas dröge gestalteten Rollenspielalltag bringen die Golems - Kunstwesen, die eine tragende Rolle in der Geschichte spielen. Rund 100 von ihnen lassen sich kaufen, einfangen und trainieren - die "Pokémons" lassen grüßen.

Punkten kann "Enchanted Arms" immer dann, wenn spektakuläre CGI-Zwischensequenzen eingestreut oder im Kampf gegen dicke Bossgegner bombastische Effektfeuerwerke abgebrannt werden. Davon abgesehen, hätte der Titel von From Software grafisch auch noch der alten Xbox gut zu Gesicht gestanden. Schlicht nervtötend, aber zum Glück deaktivierbar ist das Endlosschleifengefidel, das die Mär vom heldenhaften Hohlkopf untermalen soll.