Die gute Nachricht vorweg: Irgendwann, in ferner Zukunft, 3.000 Jahre nach dem Erscheinen eines zweiten Messias, vielen fürchterlichen Kriege und einer allweiten Inquisition, gibt's den Euro nicht mehr. Stattdessen ist Blut die universelle Währung, mit der gebaut, geforscht und gehandelt wird.
Als Raumschiffkapitän Iconah macht sich der Spieler samt kleiner Flotte in die letzte unerforschte Galaxie auf, um im Namen der unheiligen Dreifaltigkeit aus Kirche, Militär und Judikatur ein omnipotentes Artefakt zu finden, das die Menschheit endlich auf eine Stufe mit Gott stellen soll: das "Universal Heart". Viele Stunden dauert diese von zahlreichen Video- und Ingame-Sequenzen begleitete Odyssee durchs All - wie viele, hängt maßgeblich vom Spieler ab. Der darf nämlich auf Wunsch abseits vorgegebener Story-Pfade zahlreiche Nebenmissionen erledigen, was ihm nicht nur ein dickes Plus auf der Blutbank, sondern auch so manche Allianz mit neutralen Rassen beschert.
Eine helfende Hand ist in den Weiten der Galaxie allerdings auch bitter nötig, denn die Feinde sind ebenso zahlreich wie unterschiedlich und die eigenen Schiffsverbände durch ein striktes Einheitenlimit stets in der Unterzahl. Dafür ist die Bio-Flotte des Spielers ziemlich wandelbar. Während bei anderen Genre-Vertretern ein Bomber immer nur ein Bomber ist, darf hier nahezu nach Belieben mit erbeuteten und erhandelten Gen-Erweiterungen herumexperimentiert werden - ausreichende Blutreserven vorausgesetzt.
Generell gilt: Je größer ein Bio-Pott, desto üppiger lässt er sich ausstatten. Die Vielfalt ist groß: Gene für Strahlenkanonen, Drachenraketen, Schilde, dicke Rüstungen und schnellere Antriebe stehen in unterschiedlichen Ausführungen zur Auswahl - aber auch Vorrichtungen, die es erlauben, ein feindliches Schiff zu kapern. Oder ihm einen fiesen Parasiten zu verpassen. Oder einen verbündeten Raumer wiederzubeleben.
Auch wenn das All in "Genesis Rising" flach ist: Taktische Tiefe besitzt der Titel zur Genüge. Die eigene Flotte muss immer wieder umgerüstet werden, um gegen die clever agierende künstliche Intelligenz bestehen zu können. Gen-Modifikationen, die sich in Echtzeit auf das Äußere des Schiffs auswirken, sind im Grunde aber nur vor und nach einer Schlacht möglich. Während eines Scharmützels dürfte man ausreichend damit beschäftigt sein, sämtliche Sondersysteme manuell zu aktivieren. Ebenfalls alles andere als komfortabel: Es kann nicht jederzeit abgespeichert werden. "Genesis Rising" sichert nur zu Beginn einer Mission automatisch den Spielstand. Geht also nach einer stundenlangen Schleichfahrt durch feindverseuchte Nebel letztlich doch noch das Mutterschiff flöten, heißt's Neustart. Und wer in den zahlreichen Dialogen patzige anstatt freundlicher Worte wählen will, um eine leicht alternative Geschichte zu erleben, kommt um ein erneutes Durchspielen nicht herum.
Trotz dieser Design-Macken: Die Präsentation des Ganzen kann sich sehen lassen. Die organisch geformten Schiffe ziehen vor schön leuchtenden Nebeln ihre Bahnen, docken an grotesk-gigantischen Blutzapfsäulen im All an, liefern sich effektreiche Schlachten oder enden in einer gewaltigen Sauerei. Dabei mag man kaum glauben, dass das Game schon ab sechs Jahren freigegeben ist ...
Genesis Rising
Hersteller/Vertrieb | DreamCatcher/CDV |
Genre | Strategie |
Plattform | PC |
Preis | ca. 40 Euro |
Altersfreigabe | ab 6 Jahren |
Leider fehlt "Genesis Rising" der letzte Schliff, um dem großen Vorbild "Homeworld" und dessen Nachfolgern das Wasser reichen zu können. Spannend ist's dennoch, mit Kapitän Iconah durchs Weltall zu pflügen und auf der Suche nach Gott zumindest ein wenig erleuchtende Unterhaltung zu finden.