"Kingdom Under Fire: Heroes" Neue Helden braucht das Land

Strategie, Action und Charakterentwicklung? Das sind ja gleich drei Gameplay-Elemente auf einmal. Das geht nun wirklich nicht. Geht wohl! Mit "Kingdom under Fire: Heroes" liefert der koreanische Entwickler Phantagram einen spektakulären Genre-Mix für die Xbox ab, der nicht nur grafisch rockt.

Einer wilden Story folgend, die Tolkiens "Herr der Ringe"-Saga nicht ganz unähnlich ist, versuchen sich Gamepad-Generäle an sieben Kampagnen, die insgesamt mit mehr als 55 teils ellenlangen Missionen und wenig Neuerungen aufwarten. Langeweile kommt dennoch so gut wie nie auf, schließlich werden munter die Seiten und Charaktere getauscht. Mal zieht der Spieler als vermeintlich strahlender Held von Hironeiden zu Felde, dann als dämonischer Scherge der Dunklen Legion. Die will - wie könnte es anders sein - die Macht im Fantasy-Reich an sich reißen. Orks, Trolle, riesige Skorpione, Gift speiende Lindwürmer und ein Dutzend anderer Einheiten sollen den Sieg sichern. Die Menschen werfen Paladine, Pikenträger und Pioniere in famos inszenierten Massenschlachten.

Verwöhnte PC-Strategen, die taktische Magerkost erwarten, dürften vom gebotenen Tiefgang überrascht sein: In "Kingdom under Fire" will sogar der Stand der Sonne berücksichtigt werden. Geblendete Bogenschützen treffen ihr Ziel nicht. Dafür lässt sich prima ein Wald mittels Feuerpfeilen in Brand setzen, in dem sich womöglich feindliche Truppen befinden. Außer es regnet. Wer zu dicht marschieren lässt, riskiert bei Katapultbeschuss enorme Verluste, wird aber schwieriger vom Feind ausgemacht. Neben Wetter- und Formationseinflüssen herrscht das bekannte Stein-Schere-Papier-Prinzip vor - sprich: Reiter eignen sich bestens, um Infanterie und Bogenschützen zu überrumpeln, werden aber von Lanzenträgern flugs vom Pferd geholt.

Gewonnene Geplänkel bescheren dem Spieler Gold und wertvolle Erfahrungspunkte, die sich in nützliche Talente sowie in eine bessere Ausrüstung für den Helden, seine Adjutanten und die gesamte Truppe investieren lassen - was schnell ausufert.

Die Missionen sind durch die Bank abwechslungsreich gestaltet: Verschwundene Elfendamen wollen gefunden, Burgen verteidigt oder gestürmt werden. Wie der Spieler dabei vorgeht, bleibt ihm im späteren Verlauf weitgehend frei überlassen.

Grafisch ist "Kingdom under Fire" dank detaillierter Polygon-Figuren, glänzender Rüstungen, klirrender Schwerter, spektakulärer Zaubereffekte und wunderschöner Wetterkapriolen ein echter Eye Catcher geworden. Selbst wenn sich mehrere Hundert Einheiten auf dem Schlachtfeld tummeln, kommt die Xbox nicht ins Schwitzen. Unvermeidbar bei so viel Licht: Das Game, das hierzulande von Koch Media vertrieben wird, hat auch seine Schattenseiten. Größtes Ärgernis ist dabei die ungeschickte Kameraperspektive, die allzu dicht am Geschehen klebt und sich nur minimal nachjustieren lässt. In Massenkeilereien geht die Übersichtlichkeit deshalb schnell flöten.

Kingdom Under Fire: Heroes

Hersteller/Vertrieb

Phantagram/Koch Media

Genre

Strategie

Plattform

XBox

Preis

ca. 60 Euro

Altersfreigabe

ab 16 Jahren

Leider fiel das gelungene Tutorial aus dem Vorgänger dem Rotstift zum Opfer. Überhaupt wendet sich "Heroes" mit seinem deftigen Schwierigkeitsgrad an echte Veteranen. Nichtsdestotrotz sollten Neugierige einen Blick riskieren: Phantagrams Genre-Mix ist ein echter Geheimtipp - auch wegen der Möglichkeit, via "Xbox Live" gegen andere Kreuzritter zu Felde zu ziehen.

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Gerd Hilber/Teleschau

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